Kooperation zwischen den Römerstädten Augsburg und Kempten zur gemeinsamen Vermittlung des römischen Erbes

26.06.2024 10:37 | Pressemitteilungen

Die beiden größten schwäbischen Städte gehen einen gemeinsamen Weg in der Erforschung, Vermittlung und Bewerbung ihres reichen kulturellen Erbes

(v.l.) Jürgen K. Enninger (Kulturreferent der Stadt Augsburg), Dr. Christof Flügel (Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern), Eva Weber (Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg), Thomas Kiechle (Oberbürgermeister der Stadt Kempten (Allgäu)), Prof. Dr. Salvatore Ortisi (Wissenschaftlicher Berater beider Städte und Lehrstuhlinhaber Provinzialrömische Archäologie an der LMU München), Martin Fink (Kulturamtsleiter der Stadt Kempten) – und zwei Römerdarsteller des Archäologischen Parks Cambodunum (APC). Bildnachweis: (c) Karl Jena

  • Zukünftige Zusammenarbeit besiegelt
  • Gemeinsam in Auftrag gegebenes strategisches Vermittlungsrahmenwerk
  • Studie hebt Alleinstellungsmerkmale hervor und gibt Handlungsempfehlungen
  • Oberbürgermeisterin Eva Weber „Mit der Landesausstellung 2028 in Kempten und Augsburg ist der erste Meilenstein in Sicht“
  • Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle: „Gemeinsame Geschichte gilt es zu erzählen und zu vermitteln“

Die römische Geschichte von Kempten und Augsburg ist nicht nur von bayerischer, sondern von nationaler und internationaler Bedeutung. Augsburg und Kempten stehen hier auf einer Stufe mit den großen römischen Städten des Nordens wie Köln, Mainz, Trier und Xanten, die alle Metropolen bedeutender römischer Provinzen waren. Das Potential dieses reichen Erbes gilt es verstärkt zu nutzen und darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zum Kulturleben in Bayern zu leisten. Die Vermittlungsarbeit, die Erforschung und Bewerbung der beiden wichtigsten Römerstädte in Schwaben soll nun verstärkt gemeinsam gewinnbringend und nachhaltig vorangebracht werden. Um diese zukünftige Zusammenarbeit zu besiegeln, trafen sich im Vorfeld des bayerischen Städtetages 2024 die Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg Eva Weber und Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle am authentischen Ort: in Cambodunum, der auf dem östlichen Hochufer der Iller gelegenen römischen Stadt, die heute im Archäologischen Park Cambodunum (APC) erlebbar wird. „Schon in der Antike waren Augsburg und Kempten die ersten echten Städte in Bayern, mit einer ausgeklügelten Stadtplanung, einer Stadtgesellschaft und städtischer Lebensweise – diese gemeinsame Geschichte gilt es zu erzählen und unseren Bürgerinnen und Bürgern als ihr eigene Geschichte zu vermitteln“, so Thomas Kiechle, Oberbürgermeister der Stadt Kempten.

Studie hebt Alleinstellungsmerkmale hervor und gibt Handlungsempfehlungen
„Gründungsdokument“ der vertiefenden Kooperation zwischen Augsburg und Kempten ist das gemeinsam in Auftrag gegebene strategische Vermittlungsrahmenwerk (Interpretation Framework), das zu 50% vom Freistaat Bayern, von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern und den beiden Kommunen finanziert worden ist. Diese Studie ist nun erfolgreich abgeschlossen worden und hat sowohl die jeweiligen Alleinstellungsmerkmale der beiden römischen Städte herausgearbeitet als auch wichtige Handlungsempfehlungen für beide Kommunen zusammengestellt.

Kempten ist der einzige Ort in Bayern, an dem es möglich ist, sich ein vollständiges Bild vom Aufbau und der Funktionsweise einer römischen Stadt zu machen und in das alltägliche Stadtleben mit seinen Gebäuden und Straßen einzutauchen. Kempten wird demzufolge empfohlen, einen Erlebnisort zu schaffen, der den ganzjährigen Besuch ermöglicht und in welchem die eindrucksvolle Sammlung gezeigt werden kann; außerdem die Lösung von Infrastrukturproblemen und eine Verbesserung der Vermittlung in den Kleinen Thermen sowie der Vermarktung im Allgäu. Zudem gilt es, den APC zu einem „dritten Ort“ zu entwickeln, der vor allem die heutigen Anwohnerinnen und Anwohner miteinbezieht und als Begegnungs- und Erholungsort der Lebensqualität im Quartier Rechnung trägt.

Augsburg verfügt in großem Maß über qualitativ hochwertige archäologische Funde mit zahlreichen Inschriften, Skulpturen und monumentaler Architektur. Außerdem lässt sich in Augsburg als Sitz des römischen Statthalters die Geschichte und Funktion einer römischen Provinzhauptstadt und ihres Hinterlandes anschaulich erklären. Der Stadt Augsburg empfiehlt die Studie deshalb ein römisches Museum, welches das Eintauchen in die römische Stadt ermöglicht, unter Einsatz aussagekräftiger Objekte und zeitgemäßer, partizipativer Vermittlungskonzepte; außerdem Multimediastationen im Stadtraum und den Einbezug der verschiedenen Stadtteile, um das kulturelle Erbe erlebbar zu machen.

Die Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg, Eva Weber: „Die Studie zeigt Wege auf, wie das römische Erbe unserer beiden Städte sichtbarer und erlebbarer werden kann. Mit dem strategischen Vermittlungsrahmenwerk in Kooperation mit Kempten ist ein Zeichen gesetzt, um unsere gemeinsame römische Vergangenheit wieder mehr in das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zu rücken. Ein erster Schritt ist getan, aber weitere müssen folgen. Mit der Landesausstellung 2028 in Kempten und Augsburg ist der erste Meilenstein in Sicht, weshalb nun eine enge Zusammenarbeit nötig ist.“

Auch der Kulturreferent der Stadt Augsburg, Jürgen K. Enninger, und der Kulturamtsleiter der Stadt Kempten, Martin Fink, zeigen sich begeistert über die Entwicklung der Kooperation: „Die beiden ältesten Städte Bayerns sind zu Recht stolz auf ihre über 2000-jährige Tradition, die sich schon in den Namen Cambodunum/Kempten und Augusta Vindelicum/Augsburg widerspiegelt. Unsere reichen archäologischen Sammlungen mit vielen spektakulären Exponaten sind das Ergebnis minuziöser Arbeit, die unsere Stadtarchäologien in kommunaler Verantwortung seit über 40 Jahren leisten.“

Größer, besser, zusammen – Eine gemeinsame Geschichte erzählen
Auch wenn die Kernthemen von Kempten und Augsburg eng miteinander verwandt sind, sind die archäologischen Zeugnisse, die Geschichten und das Besuchererlebnis in Kempten und Augsburg unterschiedlich. Deshalb wollen die beiden Kommunen künftig Erlebnisse für das Publikum schaffen, die sich wechselseitig ergänzen: man muss beide Städte mit ihren Museen und Ausstellungsbereichen besuchen, um ein vollständiges Bild zu erhalten bzw. um das geschichtliche Bild am anderen Ort zu ergänzen. Erklärtes Ziel ist es, in den Stadtgesellschaften das Bewusstsein für das Potenzial des archäologischen Erbes der Römerstädte zu stärken und identitätsstiftend zu nutzen, vor allem auch in den migrantischen Communities und bei Kindern und Jugendlichen. Das gelingt durch eine gemeinsame Erzählung der römischen Geschichte mit einer lebendigen Verbindung zur heutigen Welt.

Eine erste konkrete Zusammenarbeit zwischen den Augsburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Museumsfachleuten wird sich bei der Konzeptionierung und Planung der Landesausstellung 2028 ergeben. „Die geplante Ausstellung ‚Römerland Bayern 2028‘ ist ein geeigneter Anlass, um gemeinsame Ideen und Ansätze zu erproben, auch unter Einbeziehung der Einwohnerinnen und Einwohner beider Städte“, freuen sich Dr. Maike Sieler, Leiterin der Archäologie und des Archäologischen Parks Cambodunum in Kempten und Dr. Sebastian Gairhos, Leiter der Stadtarchäologie Augsburg.