Kulturprogramm zum Augsburger Hohen Friedensfest 2024

18.06.2024 12:50 | Pressemitteilungen

Mit Streit, Kreativität und Expertise für die Demokratie

Bild: Karolina Chyzewska / Stadt Augsburg

  • 20. Juli bis 8. August 2024
  • Diesjähriges Thema „Demokratie“
  • Mit vielen Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger
  • Vom Friedensbüro der Stadt Augsburg und vielen Akteurinnen und Akteuren aus der Stadtgesellschaft
  • Augsburger Friedenstafel zum Hohen Friedensfest am 8. August

„Demokratie“ lautet das diesjährige Thema des Kulturprogramms zum Augsburger Hohen Friedensfest vom 20. Juli bis 8. August. Dass die Demokratie angreifbar und keine Selbstverständlichkeit ist, wird zunehmend deutlich. Umso erfreulicher ist es, dass das Friedensbüro der Stadt Augsburg wieder ein Programm präsentieren kann, das gemeinsam mit vielen Vereinen, Gemeinden und zivilgesellschaftlichen Initiativen entstanden ist – als engagiertes Zeichen für eine lebendige Demokratie und eine Einladung zu Begegnung und Austausch.

Theater, Ausstellungen, Gespräche, Lesungen, Vorträge, Poetry Slam, Filmvorführungen, Tanzperformances und vieles mehr gehören zum Angebot. Im Vordergrund steht, ganz im Sinne der Demokratie, Partizipation: Interaktive Veranstaltungsformate wie Workshops, Diskussionen und Kunstaktionen laden die Bürgerinnen und Bürger zur Beteiligung ein. Die in den vergangenen Jahren entstandene Tradition der „kleinen“, dezentralen Friedenstafeln entpuppt sich als Erfolgsmodel. Dieses Jahr gibt es mehr Friedenstafeln in den Stadtteilen als je zuvor, unter anderem in Hochzoll, Haunstetten, Oberhausen, Göggingen und im Herrenbach. Zudem gibt es erstmals eine Jugendfriedenstafel.

Eröffnungswochenende: Was macht die Demokratie stark?
Der Festivalauftakt steht mit einer Reihe an Veranstaltungen im Zeichen der gefährdeten, aber auch streitbaren Demokratie. Offiziell eröffnet wird das Kulturprogramm am Samstag, 20. Juli mit einem Gastspiel des Ensemble Phoenix aus Köln und anschließendem Publikumsgespräch. Das aufrüttelnde Theaterstück „Gegen die Demokratie“ des preisgekrönten katalanischen Autors Esteve Soler ist eine tiefgreifende Analyse moderner Demokratien. Ihrem Scheitern und ihrer Chance.

Mit „Streitet Euch?! Profil zeigen für eine starke und friedliche Demokratie“ lädt die Jugend von Augsburg am Samstag, 20. Juli zum (Streit-)Gespräch ein. Das Jugendforum Augsburg beteiligt sich mit diesem Beitrag erstmalig am Friedensfest Kulturprogramm.

Zur Diskussionsrunde „Was bringt die Demokratie in Gefahr?“ tragen am Montag, 22. Juli „Volksverpetzer“ Thomas Laschyk, Yannik Haan, Autor des Buches „Enterbt uns doch endlich!“ und Prof. Dr. Janine Linßer, die im Bereich Radikalisierungsprävention forscht, ihre Expertise bei.

Demokratie ist aktives Handeln
Thomas Weitzel, kommissarischer Leiter des Friedensbüros der Stadt Augsburg, stellt sich die Frage, wie demokratische Werte in einer Gesellschaft verankert werden: „Ist der alle vier Jahre ausgeübte Gang zur Wahlurne die einzige Verpflichtung, die wir gegenüber der Demokratie haben? Braucht die Demokratie nicht vielmehr eine ständige begleitende Fürsorge und Wachsamkeit, aber auch eine gelebte Kultur, Konflikte und Meinungsverschiedenheiten friedlich und mit der Fähigkeit zum Kompromiss auszutragen?“

Um eine solche demokratische Praxis zu leben und zu vermitteln, schafft das Programm des Friedensfests partizipative Begegnungsräume im ganzen Stadtgebiet. Die Vielfalt der Augsburger Stadtgesellschaft soll im Mittelpunkt stehen.

Veranstaltungen von und für die Jugend
Im diesjährigen Programm finden sich einige Jugendveranstaltungen, bei denen das Nachdenken über das eigene Demokratieverständnis sowie die eigene demokratische Verantwortung in den Mittelpunkt gerückt werden.

Zum Beispiel wird es am Sonntag, 21. Juli zum ersten Mal eine Jugendfriedenstafel geben. Alle Generationen sind um 15 Uhr in die Villa – Jugendzentrum Mitte (Kanalstraße 15) eingeladen, denn Ziel der Jugendfriedenstafel ist ein Generationenaustausch, während mitgebrachte Speisen und selbstgebackene Pizza miteinander geteilt werden.

Demokratie als Lebensform
Demokratie ist mehr als eine Regierungsform, denn sie lebt vom alltäglichen Austausch, von Toleranz und Respekt der Bürgerinnen und Bürger. Das spiegelt sich im Programm des Friedensfests wider, in dem Beteiligungsformate besonders präsent sind. Zum Beispiel im Rahmen der interaktiven Kunstausstellung „Democracy in Progress“ vom 20. Juli bis 8. August unter der Leitung des Pangäa Kollektivs, das zum ersten Mal beim Friedensfest dabei ist. In einem kreativen, ganz praktischen Begleitprogramm sollen die Möglichkeiten zur Mitgestaltung einer demokratischen Zukunft erforscht werden, z.B. mit Workshops, Lesungen und gemeinsam entstehenden Kunstwerken.

Der „hcknzs“-Hackathon vom 19. bis 21. Juli von Bluespots Productions e.V. in Kooperation mit dem Friedensbüro der Stadt Augsburg beschäftigt sich mit der Nutzung von digitalen Räumen durch antidemokratische Kräfte, deren Einfluss in unserer heutigen Gesellschaft zunimmt. Beim Hackathon und Ideenfestival arbeiten Coderinnen, Designer, Künstlerinnen, Bastler und Aktivistinnen gemeinsam 48 Stunden lang an Konzepten und Prototypen, um den Rechtsextremismus zu „hacken“. Am Sonntag, 28. Juli laden die Lechhauser Religionsgemeinschaften zu einem Running Dinner der Religionen mit Stadtteilrundgang ein. Die drei Gänge des gemeinsamen Abendessens werden jeweils an verschiedenen Orten eingenommen und machen die Vielfältigkeit des Viertels erlebbar.

Workshopangebote: Demokratie (und Frieden) lernen
Zahlreiche Angebote bieten die Möglichkeit, tiefer und persönlicher in die Themen Frieden und Demokratie einzusteigen und dabei selbst kreativ zu werden. Im Mittelpunkt der Peace Summer School vom 19. bis zum 21. Juli zum Beispiel steht dieses Jahr die Frage nach dem Verhältnis zwischen Demokratie und Konflikt. Wie kann ein konstruktiver Umgang mit Konflikten den gesellschaftlichen Zusammenhalt in einer Demokratie stärken? Dazu gehören die Workshops „Demokratie gestalten: People Power“, „Demokratie erleben: Kreativität und Spontaneität wahren“, „Demokratie machen“ und „Experiencing Democracy“ (in englischer Sprache).

 

Wie gehen Demokratie und Vielfalt zusammen? Mit diesem Thema beschäftigt sich der Asylpolitische Frühschoppen von Tür an Tür e.V.: „Demokratie und Diversity in der komplex vielfältigen Gesellschaft“ am Sonntag, 28. Juli. Und das Transferzentrum Frieden Augsburg lädt zu einer Workshopreihe ein, bei der es um Konfliktbearbeitung im Alltag geht: Etwa „Wie der Umgang mit unterschiedlichen Werten möglich werden kann“ und „Keine Angst vor Konflikten! So geht Konfliktbearbeitung“.

Die Rolle der Künste

Im Rahmen der Langen Nacht der Augsburger Gespräche zu Literatur, Theater und Engagement im Sensemble Theater diskutieren am Mittwoch, 24. Juli Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Theater- und Musikschaffende über den Beitrag, den Kunst in einer demokratischen Gesellschaft leisten kann. Die siebte Lange Nacht der Augsburger Gespräche lädt zu Lesungen, Gesprächsrunden und Konzert mit Raphaela Bardutzky, Shida Bazyar, Thomas Brussig, Franz Dobler, Joshua Groß, Daniel Kahn, Burhan Qurbani, Barbara Yelin, Niels Beintker und Katja Schild ein. Die Veranstaltung wird von Bayern 2 live übertragen.

Am Dienstag, 30. Juli findet im Annahof ein Open Air Poetry Slam statt, bei dem die eingeladenen Slammerinnen und Slammer Herausforderungen der heutigen Demokratie wie Vorurteile, Krieg und Fake News in ihren Texten verarbeiten. Das Theaterstück „Zigeuner-Boxer“ von Rike Reiniger wird anlässlich des Porajmos Gedenktags am Freitag, 2. August gezeigt. Es handelt von Unrecht und Schuld sowie von Zivilcourage und Mut. Der Theatermonolog handelt von dem 1944 im KZ ermordeten sinto-deutschen Boxer Rukeli Trollmann und gelangte in der englischsprachigen Übersetzung auf die Longlist des „Freedom of Expression-Award“ von Amnesty International. Das Podiumsgespräch im Anschluss bietet die Möglichkeit für Austausch und Diskussion.

Goran Bregović, der Pionier der südosteuropäischen Musik, spielt am Mittwoch, 7. August, dem Vorabend des Augsburger Hohen Friedensfestes, gemeinsam mit seiner 15-köpfigen Band auf der Freilichtbühne am Roten Tor. Das Programm „Three Letters From Sarajevo“ ist eine Herzensangelegenheit des Komponisten und Orchesterchefs Bregović. Die „Three Letters“ – also: drei Briefe – sind eine Hommage an die Heimat Bosnien und erinnern an die Vielfalt und ehemals friedfertige Koexistenz der drei Religionen, Judentum, Islam und Christentum. Das diesjährige Mural zum Friedensfest 2024 Mural-Duos Soihe & Claire Prouvost stellt die Säulen der Demokratie unter einer starken Sonne dar. Es kann nicht nur das fertige Kunstwerk ab 8. August bewundert werden, sondern bereits der Prozess seiner Entstehung ab Donnerstag, 1. August.

Das Gespräch als grundlegende demokratische Praxis
Die Demokratie lebt vom Austausch auf Augenhöhe. Deshalb gehören zum Programm auch viele Gesprächsrunden. „Wie egoistisch ist unsere Demokratie?“ fragt eine Diskussionsrunde am Sonntag, 21. Juli, zu der das Büro für Nachhaltigkeit einlädt. Bei der Veranstaltung „Demokratie und Religion – Ein Widerspruch?“ am Montag, 29. Juli erläutert der Runde Tisch der Religionen demokratische Strukturen innerhalb von Religionsgemeinschaften und beleuchtet ihr Verhältnis zum modernen Staat. Was sind zeitgemäße Grundlagen demokratischer Wehrhaftigkeit? Welche Wege demokratischer Mobilisierung sollten wir als Bürgerinnen und Bürger einschlagen, um autoritären und fremdenfeindlichen Tendenzen Einhalt zu gebieten? Damit befasst sich die Veranstaltung „Strategien gegen Rechts – Für eine offene und demokratische Gesellschaft“ von Pax Christi Augsburg am 6. August.

Augsburger Friedenstafel zum Hohen Friedensfest am 8. August
Das Programm des Friedensfests erreicht schließlich mit der großen Friedenstafel am Donnterstag, 8. August, auf dem Rathausplatz seinen Höhepunkt. Mitgebrachte Speisen und Getränke werden miteinander geteilt, Augsburgerinnen, Augsburger und Gäste kommen ins Gespräch.

Eröffnet wird die Friedenstafel von Oberbürgermeisterin Eva Weber, im Anschluss sprechen die Vertreterinnen und Vertreter des Runden Tischs der Religionen ihre Friedensgrüße.

Programm: Hohes Friedensfest, 8. August 2024

  • 10 Uhr: Ökumenischer Festgottesdienst zum Hohen Friedensfest in St. Ulrich und Afra, Festpredigt: Landesbischof Dr. Oliver Schuegraf aus Schaumburg-Lippe
  • 10 Uhr: Ökumenischer Familiengottesdienst zum Hohen Friedensfest in Evangelisch St. Ulrich
  • 11:30 Uhr: Augsburger Friedenstafel zum Hohen Friedensfest
  • 12 bis 17 Uhr: Kinderfriedensfest im Zoo und Botanischen Garten
  • 19 Uhr: Festkonzert „Junge Philharmonie Augsburg“

Weitere Informationen zum Programm gibt es unter friedensstadt-augsburg.de.

Pressematerial zum Download: friedensstadt-augsburg.de/de/downloads