„Gefährdete Demokratie – Gefährdeter Frieden?“

03.01.2024 08:35 | Pressemitteilungen

Augsburger Friedensgespräche mit Natalie Amiri und Prof. Dr. Dr. Michel Friedman

Augsburger Friedensgespräche - Bildnachweis: Stadt Augsburg

  • Tag: Dienstag, 30. Januar 2024
  • Zeit: 19 Uhr
  • Ort: Goldener Saal, Rathaus Augsburg, Rathausplatz 2
  • Gäste: Natalie Amiri (Journalistin, Autorin) und Prof. Dr. Dr. Michel Friedman (Jurist, Publizist, Philosoph)
  • Begrüßung: Oberbürgermeisterin Eva Weber
  • Moderation: Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für politische Bildung, Tutzing

Angst, Irrationalität und Abwehr bestimmen einen Teil unserer Debattenkultur. Zunehmend zweifeln Menschen an der Demokratie und wenden sich rechtsextremen und populistischen Parteien zu oder wünschen sich gar eine Diktatur. Frieden und Demokratie sind nicht selbstverständlich. Ist unsere Demokratie in Gefahr? Wie wirkt sich das auf die Meinungs- Presse- und Kunstfreiheit aus? Können wir gesellschaftspolitische Krisen durch eine konstruktive Streitkultur bewältigen?
Die „Augsburger Friedensgespräche“ sind bewusst in Dialogform gehalten. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass prominente Gäste im Podiumsgespräch ihre Positionen entwickeln und zur Diskussion stellen, bevor Rückfragen aus dem Publikum gestellt werden können.

„Gefährdete Demokratie - gefährdeter Frieden?“
Immer öfter ist in den Medien die Rede von einer „Krise der Demokratie". Was genau ist damit gemeint? Ist die Demokratie tatsächlich in einer Krise? Jeder zwölfte Deutsche hat laut einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung ein rechtsextremes Weltbild. Zugenommen hat auch die Anzahl von Menschen, die sich in Deutschland eine Diktatur wünschen. Schafft sich die Demokratie selbst ab?
Das Friedensbüro der Stadt Augsburg und seine Kooperationspartner laden am 30. Januar 2024 in der Reihe „Augsburger Friedensgespräche“ zu dem Themenkomplex „Gefährdete Demokratie - gefährdeter Frieden?“ in den Goldenen Saal im Augsburger Rathaus ein. Gäste sind der Jurist, Publizist und Philosoph Prof. Dr. Dr. Michel Friedman und die Journalistin und Autorin Natalie Amiri. Die Moderation übernimmt die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing.

Bewältigung von Krisen durch konstruktive Streitkultur
Michel Friedman weist in seinem Buch „Schlaraffenland ist abgebrannt“ auf die Angst, Irrationalität und Abwehr hin, die einen Teil unserer Debattenkultur bestimmen. Viele Menschen hätten nicht ausreichend gelernt, mit Furcht umzugehen und gesellschaftspolitische Krisen durch eine konstruktive Streitkultur zu bewältigen. Er warnt vor der Bequemlichkeit als Gefahr für die Demokratie. „Demokratie bedeutet leben, Mensch sein. Ich möchte, dass auch meine Kinder frei leben." Gerade jetzt sei es entscheidend, sich für die Demokratie zu engagieren. „Wenn sich Demokraten und Demokratinnen jetzt nicht für die Demokratie engagieren, werden sie eines Tages nicht sagen können, ´Ich habe von nichts gewusst. Ich wasche meine Hände in Unschuld'."

Bedeutung der Demokratie in undemokratischen Regimen
Natalie Amiri ist eine ausgewiesene Expertin für die Bedeutung der Demokratie, gerade in undemokratischen Regimen, mit all den Konsequenzen für die Bevölkerung, die Presse, die Kunst. Ist die Demokratie gefährdet, hat dies Auswirkungen auf die Presse sowie die Kunst- und Kulturlandschaft. Die Pressefreiheit und die unabhängige Berichterstattung sind grundlegende Pfeiler der Demokratie. In vielen demokratischen Staaten ist Zensur verboten. Trotzdem versuchen die regierenden Parteien Medien zu beeinflussen. In autokratischen Staaten müssen Journalistinnen und Journalisten wie auch Kulturschaffende mit Eingriffen bis hin zu Verboten rechnen, wenn es um die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit geht.

Demokratie und Schutz
„Die Zustimmung zur Demokratie hängt auch immer mit einem Gefühl von geschützt werden und Sicherheit zusammen“, sagt Martin Schulz, Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er habe den Eindruck, dass die Menschen wegen der ganzen Krisen glauben, dass der Staat sie nicht mehr schützen könne. Wer fühlt sich geschützt, wer nicht? Was heißt überhaupt Schutz in einer Demokratie? Die Dringlichkeit und Brisanz dieser Frage, die elementare Bedeutung von Schutz für alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, werden der Gesellschaft nach dem 7. Oktober 2023 durch die eklatante Zunahme von antisemitischen Attacken und islamophoben wie rassistischen Äußerungen schmerzhaft vor Augen geführt.


Die Gäste

Natalie Amiri, 1978 geboren, wuchs in München auf. Die Tochter einer Deutschen und eines Iraners studierte in Bamberg Diplom-Orientalistik und Islamwissenschaft. Seit 2011 vertritt sie die Korrespondentinnen und Korrespondenten in den ARD-Studios des BR unter anderem in Istanbul, Athen und Rom. Seit 2014 moderiert sie den „ARD-Weltspiegel" aus München sowie das BR-Europa-Magazin „Euroblick". Ab 2015 leitete Natalie Amiri das ARD-Büro in Teheran. 2020 musste sie aus Sicherheitsgründen die Leitung des Fernsehstudios abgeben.  Im Mai 2022 wurde sie vom „medium magazin" zur Journalistin des Jahres gekürt (Platz 1 in der Kategorie „Politik"). Im Oktober 2023 wurde Natalie Amiri der Kasseler Bürgerpreis „Glas der Vernunft“ für ihre Berichterstattung über die Protestbewegung im Iran verliehen. Ihr jüngstes Buch „Afghanistan. Unbesiegter Verlierer“ erschien 2022 im Aufbau-Verlag.

Michel Friedman, Jahrgang 1956, studierte Rechtswissenschaften und später Philosophie; in beiden Disziplinen wurde er promoviert. Er moderierte neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt verschiedene Talksendungen und meldet sich auch als Publizist häufig zu Wort. 1994 bis 1996 gehörte Friedman dem Bundesvorstand der CDU an. Er war von 2000 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und Herausgeber der Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“ sowie von 2001 bis 2003 Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses. Seit 2016 ist er Honorarprofessor für Immobilien- und Medienrecht an der Frankfurt University of Applied Sciences. Michel Friedman moderiert u.a. das Demokratie-Forum Hambacher Schloss. Viermal im Jahr streitet er dort 90 Minuten lang mit seinen Gästen über Demokratie.


Die Moderatorin
Ursula Münch ist seit 2011 Direktorin der Akademie für Politische Bildung. Schwerpunkte ihrer universitären Lehre sind neben der Analyse des politischen Systems Deutschlands und verschiedener westlicher Demokratien auch Demokratie- und Staatstheorien sowie politische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse in Parlament, Regierung, Parteien und Verbänden. Ursula Münch ist u.a. Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundeszentrale für politische Bildung, in der Abgeordnetenrechtskommission des Bayerischen Landtags und im Hochschulbeirat der Hochschule für Politik an der Technischen Universität München. Zuletzt wurde sie in das Kuratorium der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. (GSP) berufen.

Das Format der „Augsburger Friedensgespräche“
Das Format der „Augsburger Friedensgespräche“ zeichnet sich dadurch aus, dass den prominenten Gästen kein 45minütiger Vortrag abverlangt wird, sondern diese im Podiumsgespräch ihre Positionen darstellen, entwickeln und zur gegenseitigen Diskussion stellen sollen, bevor für Rückfragen aus dem Publikum geöffnet wird. Bisherige Gäste waren u.a. Dr. Josef Schuster, Prof. Dr. Margot Käßmann, Prof. Nicole Deitelhoff, Prof. Carlo Masala, Ahmad Mansour, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Dr. Reinhard Marx. Weitere Informationen unter: friedensstadt-augsburg.de/de/augsburger-friedensgespräche.
Die Friedensgespräche sind Teil der aktuellen Kampagne „Wir alle sind Augsburg“. Mit bestehenden und neuen Formaten setzt sich die Stadt Augsburg gegen Antisemitismus und jegliche Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein.

Das Veranstalternetzwerk
Friedensbüro der Stadt Augsburg, Büro für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg, Universität Augsburg (Lehrstuhl Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung, Lehrstuhl Evangelische Religionspädagogik), Volkshochschule Augsburg und Evangelisches Forum Annahof.

Info Friedensstadt Augsburg
Die Stadt Augsburg ist bekannt durch den Augsburger Religionsfrieden (1555) und den einmaligen gesetzlichen Feiertag „Augsburger Hohes Friedensfest“ am 8. August, der seit 1650 gefeiert wird. Geprägt durch die Vielfalt ihrer modernen Stadtgesellschaft legt die Friedensstadt Augsburg besondere Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen von Pluralität. Das Augsburger Hohe Friedensfest wurde 2018 in das bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Eine weitere Besonderheit stellt der am 25. September 1555 geschlossene Augsburger Religionsfrieden dar, der die reichsrechtliche Gleichstellung des römisch-katholischen Glaubens und des Augsburger Bekenntnisses festschreibt.

Tickets für die Veranstaltung
Tickets für 8 Euro und 5 Euro (erm.) sind erhältlich online unter reservix.de oder bei der Bürger- & Tourist- Info am Rathausplatz, dem AZ-Kartenservice, sowie bei allen Vorverkaufsstellen mit Reservix-System. Ggf. Restkarten an der Abendkasse. Inhaberinnen und Inhaber des Kultursozialtickets erhalten Karten für 1 Euro an der Abendkasse.

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