Ulrichsjubiläum: Festakt zum 1100. Jahrestag der Bischofsweihe des heiligen Ulrich
Nach einem Pontifikalamt im Hohen Dom wurde der Weihetag des hl. Bischof Ulrich vor exakt 1100 Jahren am gestrigen Donnerstag auch mit einem gemeinsamen Festakt im Goldenen Saal des Rathauses begangen. Dabei stand die europäische Dimension des heiligen Ulrich im Mittelpunkt.
Der Höhepunkt des Festjahres, in dem sich die Bischofsweihe des heiligen Ulrich am 28. Dezember 823 zum 1100 Mal jährt, wurde in Augsburg mit einem Pontifikalamt im Dom und einem Festakt im Goldenen Saal des Rathauses gefeiert. Es ist gleichzeitig das 1.050 Todesjahr des bis heute verehrten Augsburger Bistumspatrons.
In seiner Festpredigt wies der päpstliche Sondergesandte und Wiener Kardinal Christoph Schönborn die Zuhörenden darauf hin, dass es auch heute viele Heilige in unseren Reihen gebe, auf die der Blick zu richten sei. Gerade in den Pfarrgemeinden gebe es immer wieder Menschen, die ein Vorbild darin seien, schwierige Situationen zu meistern. Auf sie sollten die Gläubigen schauen und ihren Glauben sollten sie nachahmen, so Schönborn. Er wisse nicht, wie es mit der Kirche weitergehe, aber er sei sich sicher. „Es wird Heilige geben und sie werden Freunde Jesu sein. Sie werden leben und sie werden Frucht bringen.“
Bischof Dr. Bertram Meier: „Unser Bistumsheiliger hat uns auch heute noch viel zu sagen“
Das Pontifikalamt haben auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, die Weihbischöfe sowie zahlreiche Priester des Bistums Augsburg mitgefeiert. In ökumenischer Verbundenheit hieß Augsburgs Bischof Dr. Bertram Meier Regionalbischof Axel Piper sowie Vertreter der griechisch-katholischen Kirche willkommen. Neben Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber begrüßte er auch Manfred Beißwenger, Staatsminister für Europaangelegenheiten, Theo Waigel, ehemaliger Deutscher Bundesminister für Finanzen sowie den Europaabgeordneten und EVP-Parteivorsitzenden Manfred Weber.
Bischof Meier erinnerte in seiner Ansprache an den Beginn des Festjahres, das im Juli eröffnet worden sei. Seit dieser Zeit habe er neben vielen Begegnungen und geistigen Initiativen „überall in der Diözese eine intensive Beschäftigung mit unserem Bistumsheiligen wahrgenommen, der uns auch heute noch viel zu sagen hat.“ Er wünsche sich „dass der heilige Ulrich unsere Weggemeinschaft im Glauben stärken möge!“
Festakt im Goldenen Saal betont europäische Dimension des heiligen Ulrich
Im Anschluss an den Festgottesdienst fand im Goldenen Saal des Rathauses ein Festakt statt, der die europäische Dimension des heiligen Ulrich in den Mittelpunkt stellte. „Für die Stadt Augsburg ist der heilige Ulrich von großer Bedeutung wie nur wenige andere. Er ist unser Schutzpatron. Seine Hingabe an die Armen ist Leitmotiv und unsichtbare Richtschnur für vieles, was bis heute unsichtbarer Kitt für das Gefüge in unserer Stadt ist“, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber.
Appell an den alten Kontinent Europa, lebendig zu bleiben
Mit seiner Vorliebe für die Armen, Verstümmelten und Gebrechlichen, so Bischof Dr. Bertram Meier, würde der heilige Ulrich die Menschen von heute sicher beeindrucken. Sein Verhalten wäre auch in unserer aufgeklärten und inklusiv denkenden Welt ein Alleinstellungsmerkmal. Der Bischof formulierte daraus einen Appell „an unseren alten Kontinent Europa, damit er lebendig bleibt; einen Impuls für unsere Stadt Augsburg, die ein internationales, multireligiöses und ökumenisches Gesicht hat: Europa soll keine Festung sein, sondern ein offenes Haus.“
Manfred Weber: „Bischof Ulrich kann in dieser Zeit ein Lehrmeister sein“
Die Festansprache zum Thema „Ein Europa für die Menschen“, hielt der EU-Abgeordnete Manfred Weber. Mit einem Augenzwinkern entschuldigte er sich zunächst, dass er im Gottesdienst das Ulrichslied noch nicht gut habe mitsingen habe können – schließlich stamme er aus dem Bistum Regensburg. Über die Ungarnschlacht von 955 allerdings habe er schon in der Schule erfahren und dabei auch den heiligen Ulrich als „Retter Europas“ kennengelernt. „Ein Bischof hatte früher eine ganz andere Rolle. Aber wie er sein Amt ausführte, kann eben auch heute für uns noch beispielgebend sein. Denn Europa steht auch heute wieder auf der Kippe“, so Weber. Ulrich könne in dieser Zeit ein Lehrmeister sein. So sei für ihn nicht Machtgewinn entscheidend gewesen, sondern das, was man daraus mache: „Für Ulrich war nicht entscheidend, Bischof zu werden, sondern Bischof zu sein. Die Qualität von Verantwortungsträgern sieht man in ganz alltäglichen Entscheidungen – wie sie mit Menschen umgehen zum Beispiel.“ Hier sei der heilige Ulrich ein Vorbild gewesen.
Lernen, Europa als Schicksalsgemeinschaft zu sehen
Vor allem die Haltung von Bischof Ulrich „nicht mein Ich, sondern das Gemeinsame zählt“, hob der Europapolitiker hervor. „Sankt Ulrich hat nicht nur an sich und sein Bistum gedacht, sondern darüber hinaus geschaut. Europa heute ist mehr als die Summe nationaler Interessen. Nur wenn Europa zusammenhält und das große Ganze im Blickt hält, dient es den Menschen.“ Die Menschen müssten lernen, Europa als Schicksalsgemeinschaft zu sehen – so, wie es der heilige Ulrich getan habe. Weber: „Wir werden lernen müssen, in dieser Gemeinschaft zu denken.“
Auch Europahymne und Ulrichslied im musikalischen Festakt-Repertoire
Musikalisch gestaltet wurde der Abend von den Augsburger Domsingknaben und dem Bläserensemble der Dommusik unter Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann. Auch Europahymne und Ulrichslied zählten zum Repertoire des Festakts zu Ehren des Augsburger Bistumsheiligen Bischof Ulrich. (pm/erz)