Deutscher Fassadenpreis 2024 für die umgebaute Grottenau
Für die ehemalige Hauptpost gibt es erneut einen renommierten Architekturpreis: Beim Deutschen Fassadenpreis 2024 wurde die Grottenau prämiert, die im Auftrag der Stadt Augsburg von Knoche Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Michael Schmid Architekten umgebaut wurde.
Das Architekten-Team gewann den Deutschen Fassadenpreis 2024 für Vorgehängte Hinterlüftete Fassaden (VHF) in der Kategorie „Bauen im Bestand“. Insgesamt gab es fünf Auszeichnungen in vier Kategorien. Das Preisgeld von 10.000 Euro wird auf die fünf siegreichen Architekturbüros aufgeteilt. Der auslobende Fachverband FVHF hat den Preis zum fünfzehnten Mal verliehen.
Jury ehrt Spiel mit Kontrasten und innovativen Einsatz von Materialien
„Beim Umbau der ehemaligen Hauptpost in Augsburg spielten Knoche Architekten in ARGE mit Michael Schmid Architekten mit Kontrasten: Dem bestehenden steinernen Baukörper wird ein leichter metallischer Dachaufbau entgegengesetzt, welcher sich geometrisch auf Höhe der ehemaligen Traufe klar vom Bestand absetzt und in seiner Charakteristik deutlich die Trennung zwischen Alt und Neu markiert“, so die Jury. Im Kontext des Bauens im Bestand setze der innovative Einsatz des Materials in Verbindung mit seiner Wiederverwertbarkeit und damit Wandelbarkeit einen starken Standpunkt für eine zukunftsweisende und nachhaltige Architektur, so die Jury weiter.
Gerade der Einsatz des besonderen Materials mit Aluminiumschaumplatten erregte Aufmerksamkeit, denn der speziell für dieses Bauvorhaben zugelassene Aluminiumschaum ist auch in der Fachwelt noch recht unbekannt. Mit den Aluminiumschaumplatten wird ein besonderer Anblick geschaffen, der abhängig vom Lichteinfall eine abwechslungsreiche strukturelle Tiefe erzeugt. „Die silbrig schimmernde Dachlandschaft aus Kuben unterschiedlicher Höhe transportiert die neue öffentliche Nutzung weithin sichtbar in den Stadtraum. In ihrer Abstraktion setzt sich die Aufstockung deutlich lesbar von der reich gegliederten Fassade des Gründerzeitbaus ab. Das besondere Material vermittelt zwischen der Geschichte des Baus und den neuen Nutzungen, zwischen Tradition und Zukunft. Die präzisen Kanten und Konturen nehmen wichtige strukturelle und städtebauliche Bezüge auf“, so die Wettbewerbs-Jury.
Meilenstein für nachhaltige und innovative Stadtentwicklung
Die Auszeichnung unterstreicht die hohe Qualität dieses wichtigen städtischen Projektes in der Augsburger Innenstadt. Die Stadtverwaltung freut sich, mit der Weiterentwicklung der Grottenau ein weiteres Beispiel für nachhaltige und innovative Stadtentwicklung vorweisen zu können. Zweite Bürgermeisterin Martina Wild, Referentin für Bildung und Migration, und Wirtschafts- und Liegenschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle, die hier gemeinsam die Bauherrenschaft innehaben, äußern sich zur Auszeichnung:
Martina Wild: „Mit dem Umbau architektonisch neue Maßstäbe gesetzt“
„Die Grottenau ist nicht nur ein Ort des Arbeitens, der Musik, der Bildung und der Begegnung, sondern auch ein Beispiel dafür, wie Design und Funktion Hand in Hand gehen können, um sowohl die Menschen als auch das Stadtbild zu bereichern. Ich gratuliere Knoche Architekten und Michael Schmid Architekten zu dieser hochverdienten Auszeichnung. Ich freue mich besonders, dass wir mit der Weiterentwicklung der Grottenau für wichtige Nutzungen unserer Stadt auch architektonisch neue Maßstäbe gesetzt haben“, betont zweite Bürgermeisterin Martina Wild, Referentin für Bildung und Migration.
Dr. Wolfgang Hübschle: „Bestand in moderner Form weiterentwickelt“
„Die innovative Fassadengestaltung der Grottenau ist ein gelungenes Beispiel für die Qualität und den zukunftsorientierten Charakter unseres städtischen Gebäudes: Eine gelungene Kombination von Alt und Neu, die den Bestand in moderner Form weiterentwickelt und aufwertet. Herzlichen Dank an Knoche Architekten und Michael Schmid Architekten für ihre visionäre Arbeit. Die ehemalige Hauptpost ist nicht nur ein wichtiger multifunktionaler Ort geworden, sondern auch ein ästhetisches Highlight entlang der Theatermeile. Mit dem ebenfalls abgeschlossenen Umbau des Anwesens Fuggerstraße 12, Revitalisierungen in räumlicher Nähe und der geplanten Neugestaltung des Bauernmarktes wird das Bild griffig“, ergänzt Wirtschafts- und Liegenschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle.
Zur Geschichte des Gebäudes
1909 wurde die Grottenau von Regierungsrat Hans Wicklein errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde das charakteristische Dach zerstört und an dessen Stelle 1971 durch eine flache Aufstockung ersetzt. Der stetig sinkende Raumbedarf der Nutzungen für Post und Telekommunikation ließ im Laufe der Zeit große Teile des Baus leer stehen. Nachdem die Stadt Augsburg das Gebäude erworben und den Entschluss zur Wiederbelebung des Quartiers gefasst hatte, begannen im Juni 2017 Sanierung und Umbau des Gründerzeit-Baus durch die Wohnbaugruppe Augsburg Entwickeln, die mit Knoche Architekten zusammenarbeitete.
Heutige Nutzung der Grottenau
Nach Sanierung und Umbau wird die Grottenau heute wieder öffentlich genutzt: 2020 wurden die ersten Büros durch das Amt für Kinder, Jugend und Familie und den städtischen Ordnungsdienst bezogen, später folgten das Leopold Mozart College of Music (LMC) mit Übungsräumen und einem neu errichteten Konzertsaal sowie die Schulpsychologische Beratung des Staatlichen Schulamts und die städtische Bildungsberatung. (pm/swo)