MP Markus Söder besucht Uniklinikum
Aktuell werden am Uniklinikum 131 Covid-19-Patientinnen und -Patienten behandelt, davon 36 intensiv-medizinisch. Ministerpräsident Markus Söder hat sich heute persönlich über die weiterhin äußerst angespannte Lage in Augsburg informiert.
„Wir müssen alle medizinischen Register ziehen, um der Lage Herr zu werden“, erklärt Prof. Dr. Michael Beyer, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender vom Universitätsklinikum Augsburg (UKA). Es wurden 150 Covid-Betten auf sechs Normalstationen realisiert. Insgesamt wurden 342 Betten umgewidmet. Der Covid-Personalschlüssel ist deutlich höher als der ohne Corona. „Es ist eine unglaubliche Bewegung im Haus, um die Covid-Patienten behandeln zu können“, so Beyer, da sich auch Mitarbeitende ansteckten oder Kontaktperson 1. Grades seien. „Im Moment haben wir noch einen Puffer, weil wir stabile Patienten abverlegen können. Aber auch die Häuser im Rettungsdienstbereich Augsburg und die außerhalb des Rettungsdienstbereiches laufen langsam zu.“
Söder dankt Beyer stellvertretend für alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses, „welche unglaubliche Arbeit ihr hier leistet“. Der Ministerpräsident zeigt sich angesichts des mitunter unsensiblen Umgangs der Gesellschaft mit den Corona-Todesfällen „empört“. Das dürfe nicht zum Grundsatz werden. Wenn es gelänge, „das Ding auszukurieren, bis ein Impfstoff da ist“ und es dann gelänge, alle Risikogruppen zu impfen, dann könne man von einer gewissen Entspannung ausgehen und die Überlastung des Gesundheitssystems vermeiden.
Stand heute gibt es im Stadtgebiet 46 Coronavirus-Todesfälle. Allein in den letzten 24 Stunden hat das Gesundheitsamt 4 Todesfälle bestätigt. „Wenn etwas nicht angezeigt ist, dann ist das Entwarnung, vor allem nicht in Augsburg", erklärt Oberbürgermeisterin Eva Weber. Heute liegt die Inzidenz bei 295.
Dr. Georg Braun, Intensivmediziner auf einer drei Covid-19-Intensivstationen, schilderte den teils schweren Verlauf bei invasiv und nicht-invasiv beatmeten Patienten. „Und die sind nicht alle über 80“, so Braun. Vor zehn Tagen habe er einen Patienten mit Jahrgang 1970 aufgenommen, der invasiv beatmet wurde und gestern einen Luftröhrenschnitt bekam, um ihn besser von der Beatmung entwöhnen zu können. „Er wird noch lange unter den Folgen seiner schweren Erkrankung zu leiden haben“, so Braun.
Beyer schildert, womit invasiv beatmete Covid-Patienten nach der Genesung zu kämpfen hätten: „Neuropathien, Gerinnungsstörungen, Mikroembolien, massive Lungenschädigungen. Da passiert ein Gewebeumbau, der nicht mehr gut für den Gasaustausch ist. Das sind de facto Langzeitschäden.“ Hinzu kämen neurologische Probleme, Probleme mit der Psyche. „Die Patienten gehen anders raus, als sie reingekommen sind.“
Auf die nicht mehr nachvollziehbaren Infektionsketten angesprochen, sagte Beyer: Es seien nicht die Kindergärten oder Grundschulen, die nicht zuletzt wegen des Personals an Krankenhäusern offenbleiben sollten. „In diesen Einrichtungen haben wir ja die Kontrolle über das Infektionsgeschehen.“ Es seien eher die Partys in schlecht gelüfteten Räumen mit viel Alkohol und Kontakt.
Die Zahl der Mitarbeitenden des Gesundheitsamtes wurde massiv aufgestockt. Ein Teil davon betreibe Ursachenforschung, warum es Augsburg in der zweiten Welle so besonders hart getroffen habe. In der ersten Welle war die Spitze bei 43 Covid-19-Patientinnen und -Patienten. Diese Daten würden dann einem Forscherteam rund um Prof. Dr. Axel Heller zugeleitet, Chef-Anästhesist am UKA und Ärztlicher Leiter Krankenhaus-Koordinierung im Rettungszweckverband. (pm/je)
Alle Infos zum Coronavirus in Augsburg: www.augsburg.de/coronavirus
Wie es in Augsburg weitergeht und was heute mit Ministerpräsident Markus Söder bei seinem Besuch besprochen wurde, erfahren Sie im Video "Augsburgs Krisenstab informiert, Folge 9".