„SchattenDasein“ – Stadt unterstützt Kampagne gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung
Etwa 90 % der prostituierenden Frauen in Deutschland sind entweder Betroffene von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung oder prostituieren sich aus einer Notlage heraus. Die Kampagne „SchattenDasein“ macht auf diese Problematik aufmerksam.
Am morgigen Samstag, 19. September, startet die bundesweite Kampagne „SchattenDasein“. Sie wird vom Dachverband „Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V.“ organisiert. Dem Bündnis gehören über 30 Initiativen und Organisationen an, die sich gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution einsetzen – darunter auch der Verein „AugsburgerInnen gegen Menschenhandel e.V.“. Er wird vom Büro für Kommunale Prävention der Stadt Augsburg unterstützt.
Plakate legen trügerischen Schein offen
Neben Augsburg finden auch in Düsseldorf, Gera, Reutlingen, Essen, Freiburg, Saarbrücken, Kiel, Plauen, Bonn, Salzburg und auch Zürich Aktionen zum Kampagnenauftakt von „SchattenDasein“ statt. Ziel ist, auf das Leid hunderttausender Prostituierter aufmerksam zu machen, das auf den ersten Blick oft nicht sichtbar ist. Unter anderem mit drei Plakat- und Postkartenmotiven soll die Öffentlichkeit sensibilisiert werden, wie trügerisch das weit verbreitete Bild der selbstbestimmten und freiwilligen Prostitution ist. Oft führen Gewalt, Drogen, wirtschaftliche Existenznöte oder persönliche Zwänge bis hin zum Menschenhandel in die Prostitution, aus der die Frauen nur schwer entfliehen können.
„Verbrechen gegen die Menschenrechte“
„Menschenhandel ist ein Verbrechen gegen die universellen Menschenrechte. Dieses weltweit verbreitete Phänomen ist auch in Deutschland erschütternde Realität. Denn Deutschland gilt als Herkunfts-, Transit- und Zielland für Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Menschenhandel und Prostitution stehen in enger Verbindung zueinander - und Deutschland hat weltweit eine der liberalsten Gesetzgebungen im Bereich Prostitution. Allein in Augsburg gehen täglich etwa 500 Frauen in Bordellen der Prostitution nach“, berichtet Diana Schubert, Leiterin des städtischen Büros für Kommunale Prävention und Geschäftsführerin des Kommunalen Präventionsrats Augsburg.
Wesentlich: Verringerung der Nachfrage
Im Jahr 2018 wurden in der Bundesrepublik 356 polizeiliche Ermittlungsverfahren zu Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung abgeschlossen. 96 Prozent der Opfer waren weiblich, fast die Hälfte unter 21 Jahren. Besonders Frauen aus Bulgarien und Rumänien, aber auch Frauen aus Deutschland werden meist mit falschen Versprechungen, Drohungen sowie physischer und psychischer Gewalt zur Prostitution gezwungen. Ein Kreislauf, der ohne Hilfe von außen kaum durchgebrochen werden kann.
„Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft“
Deutschland hat sich in internationalen Verträgen dazu verpflichtet, Menschenhandel vorzubeugen und zu bekämpfen. Als eine wesentliche und effektive Maßnahme wird die Verringerung der Nachfrage genannt. Die kann aber nur gelingen, wenn das Thema auf die politische Tagesordnung, auch auf kommunaler Ebene, gesetzt wird. Oberbürgermeisterin Eva Weber sagt dazu: „Es ist Aufgabe der Politik und Zivilgesellschaft, alles dafür zu tun, dass Deutschland nicht weiterhin als Hotspot des europäischen Menschenhandels und Bordell Europas bezeichnet werden kann und Sextouristen aus der ganzen Welt anlockt.“
Straßenprostitution in Augsburg verboten
Eine Vorreiterrolle übernimmt dabei die Stadt Augsburg. Grundlage dafür ist die enge Vernetzung von Polizei, Justiz, städtischen Dienststellen und zivilgesellschaftlichen Trägern im Arbeitskreis Prostitution des Kommunalen Präventionsrates. Dadurch werden seit 2013 Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Prostituierten in Augsburg erfolgreich entwickelt, gebündelt und von Geschäftsführerin Diana Schubert koordiniert sowie erfolgreich umgesetzt. So konnte etwa ein Verbot der Straßenprostitution erreicht werden. Zudem werden die Frauen in den Bordellen von Milieusozialarbeiterinnen des städtischen Gesundheitsamtes und des Trägers „SOLWODI – Solidarity with women in distress“ aufgesucht, über Möglichkeiten des Ausstiegs beraten. Über intensive Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Augsburg gemeinsam mit dem Verein „AugsburgerInnen gegen Menschenhandel e. V.“ gelingt es zunehmend, das Nischenthema Zwangsprostitution zu enttabuisieren.
Ab 19. September wird die Internetseite www.schattendasein.de für weitere Informationen zur Kampagne freigeschaltet. Die drei Postkarten-Illustrationen zur Kampagne „SchattenDasein“ liegen ab der kommenden Woche auch in den Bürgerbüros der Stadt Augsburg sowie in der Bürgerinformation am Rathausplatz zum Mitnehmen aus. (PM/roja)