Projektpartnerschaft mit Perwomajsk

Zum zweiten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine fand eine bewegende Solidaritätsveranstaltung im Rathaus statt. Die Veranstaltung bot tiefgehende Einblicke in die persönlichen Schicksale und Herausforderungen der Ukrainerinnen und Ukrainer und verdeutlichte die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit und Unterstützung.

Erschütternde Berichte aus erster Hand

Ein eindrucksvoller Kurzfilm zeigte zu Beginn der Veranstaltung, wie ukrainische Frauen den Kriegsausbruch erlebten. Eine der Frauen berichtete von Explosionen, die sie aus dem Schlaf rissen, und von Anrufen bei ihrer Familie, in denen sie erfuhr, dass überall Angriffe stattfanden. "Und ich verstand, dass der Krieg begonnen hat", schilderte sie eindringlich.

Podiumsdiskussion mit ukrainischen Gästen

In einer Gesprächsrunde gaben drei Ukrainer bewegende Einblicke in ihre persönlichen Erlebnisse und die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen: Oleg Demchenko, Bürgermeister der neuen Augsburger Projektpartnerstadt Perwomajsk, die Professorin Oksana Holovko-Havrysheva und Igor Meisner, Sprecher des Ukrainischen Vereins Augsburg.

Bürgermeister Demchenko berichtete von der schwierigen Lage in seiner Stadt, die neben der Versorgung der eigenen Bevölkerung auch die Aufnahme von bis zu 20.000 Binnenflüchtlingen bewältigen musste. Eine der größten Herausforderungen sei die Sicherstellung des Schulbetriebs, da Kinder während Luftangriffen ihren Unterricht in Bunkern und Schutzräumen fortsetzen müssen.

Die anhaltende Notwendigkeit von Hilfe

Igor Meisner betonte, dass die Hilfsbereitschaft nach zwei Jahren Krieg spürbar nachgelassen habe. Dennoch sei es wichtiger denn je, die Ukraine weiter zu unterstützen. „Wir müssen alles tun, damit das Böse verliert. Denn wenn die Ukraine verliert, verliert die ganze Welt“, so Meisner.

Oksana Holovko-Havrysheva machte in ihrem Beitrag deutlich, dass es aus ihrer Sicht aktuell nur eine Lösung für den Frieden gebe: „Mehr Munition.“ Diese Aussage wurde von den Besucherinnen und Besuchern mit Applaus aufgenommen.

Neue Städtepartnerschaft als Zeichen der Unterstützung

Sowohl Oberbürgermeisterin Eva Weber als auch Bürgermeister Demchenko betonten die Bedeutung der neuen Städtepartnerschaft zwischen Augsburg und Perwomajsk. Demchenko informierte sich in Augsburg unter anderem über die Aufbereitung von Trinkwasser – ein wichtiges Projekt, um die Lebensbedingungen in seiner Stadt zu verbessern. „Mit solchen Projekten versuchen wir, das Leben dort besser zu machen“, erklärte Weber. Diese Form der Zusammenarbeit sei Ausdruck der Friedensstadt Augsburg und ihres Engagements für internationale Solidarität.

Vom 21. bis 26. Februar 2024 begrüßte die Stadt Augsburg eine hochrangige Delegation aus ihrer ukrainischen Projektpartnerstadt Perwomajsk. Im Mittelpunkt des Besuchs standen intensive Gespräche zur Kooperation im Bereich der Trinkwasserversorgung sowie die feierliche Übergabe von Hilfsgütern zur Unterstützung der vom Krieg betroffenen Bevölkerung in der Ukraine.

Fachlicher Austausch zur Trinkwasserversorgung

Ein zentraler Programmpunkt war der Austausch mit den Stadtwerken Augsburg (SWA) über die Trinkwasserversorgung und mögliche Projektmaßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur in Perwomajsk. Bürgermeister Oleh Demtschenko und sein Team, darunter technische Experten des städtischen Wasserversorgers Pervomaiskavodokanal, diskutierten gemeinsam mit den Fachleuten der SWA über moderne Pumpanlagen und nachhaltige Lösungen zur Wasserversorgung. Eine Besichtigung des Wasserkraftwerks Lochbach bot wertvolle Einblicke in die Augsburger Wassertechnik.

Übergabe von Hilfsgütern auf dem Rathausplatz

Ein besonderes Highlight des Besuchs war die feierliche Übergabe von Hilfsgütern am 23. Februar auf dem Rathausplatz. Oberbürgermeisterin Eva Weber empfing Bürgermeister Demtschenko, um gemeinsam dringend benötigte Hilfsgüter symbolisch zu überreichen. Der Pressetermin unterstrich die enge Verbundenheit zwischen Augsburg und seiner ukrainischen Partnerstadt. In diesem Zusammenhang nahm Demtschenko an der städtischen Friedenskampagne #friedenteilen mit einem wichtigen Beitrag teil (siehe Fotos).

Stärkung der Partnerschaft und Ausblick

Der Besuch der Delegation hat die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit in der Wasserversorgung gelegt und zugleich ein starkes Zeichen der Solidarität gesetzt. Die enge Verbindung zwischen Augsburg und Perwomajsk wird auch in Zukunft durch konkrete Projekte und humanitäre Hilfe weiter vertieft.

Oberbürgermeisterin Eva Weber und Bürgermeister Oleh Demchenko haben eine Projektpartnerschaftsvereinbarung unterzeichnet. „Dies ist ein konkreter Beitrag der Stadt Augsburg für Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den Ländern und Menschen, in der Hoffnung, dass der völkerrechtwidrige Angriffskrieg auf die Ukraine bald ein Ende hat“, so Weber bei der Unterzeichnung in Augsburg. Die Projektpartnerschaft besiegelte Oleh Demchenko durch seine Unterzeichnung der Vereinbarung im Rahmen der deutsch-ukrainischen Partnerschaftskonferenz in Leipzig. Die Projektpartnerschaftsvereinbarung können Sie hier einsehen.

Mitarbeitende beider Projektpartnerstädte haben im Rahmen eines virtuellen Workshops gemeinsame Aktivitäten im Bereich der Trinkwasserversorgung diskutiert. Insbesondere im Bereich der Trinkwasserpumpen hat Perwomajsk hohen Kooperationsbedarf. Für die Rehabilitierung und Erneuerung der Pumpanlagen sind die Erfahrungen der Stadt Augsburg besonders wichtig. Etwaige investive Maßnahmen sollen künftig durch Fördermittel des Bundes finanziert werden.

In der Sitzung vom 30.03.2023 beschließt der Stadtrat Augsburg eine Projektpartnerschaft mit der Stadt Perwomajsk anzubahnen. Den Beschluss des Stadtratsausschuss können Sie im Ratsinformationssystem der Stadt Augsburg hier einsehen.