Projektpartnerschaft mit Ar-Ramtha
Jordanien ist besonders von den Folgen des syrischen Bürgerkrieges betroffen. Die Stadt Ar-Ramtha hat besonders viele geflüchtete Menschen aufgenommen. Seit 2011 hat sich die Bevölkerung nahezu verdoppelt. Besonders ist das Abfallmanagement überfordert. Daher will Augsburg Ar-Ramtha im kommunalen Abfallmanagement unterstützen und gleichzeitig bei der Integration von Geflüchteten lernen.
Die Stadt Ar-Ramtha ist von den Folgen des syrischen Bürgerkrieges stark betroffen ist. Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg und viele Menschen sind vor dem Bürgerkrieg in die Nachbarländer geflohen. Grenznahe Kommunen haben die überwiegende Mehrzahl von ihnen aufgenommen; nur ca. 15% der Geflüchteten aus Syrien lebt in offiziellen Flüchtlingslagern. Einer dieser aufnehmenden Kommunen ist Ar-Ramtha. Die Stadt steht vor enormen Herausforderungen: Sie kümmert sich um Unterbringung, Versorgung und Erwerbsmöglichkeiten für die Geflüchteten. Die Stadtverwaltung ist bemüht, weiterhin qualitativ ansprechende Leistungen der Daseinsvorsorge für alle Menschen in ihrem Einzugsgebiet zu erbringen, aber insbesondere im Bereich der Abfallwirtschaft aufgrund des sprunghaften Bevölkerungswachstums überlastet.
Die Stadt Augsburg unterstützt die Stadt Ar-Ramtha im Bereich der Abfallwirtschaft. Konkret soll ein kommunales Abfallwirtschaftsunternehmen gegründet werden und die Erweiterung der Recyclingaktivitäten erweitert werden, um so die organisatorischen und Verarbeitungskapazitäten der Abfallwirtschaft in Ar-Ramtha zu stärken. Die Stadt Augsburg mit ihrem Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb kann dabei mit Wissen und breiten Erfahrungen beratend zur Seite stehen.
Nachfolgend sehen Sie Meilensteine der angehenden Projektpartnerschaft mit Ar-Ramtha in chronologischer Reihenfolge. Diese Darstellung wird fortlaufend aktualisiert. Für nähere Informationen zum jeweiligen Meilenstein klicken Sie bitte auf den Pfeil links neben der Überschrift.
Juni 2023: Projektbesuch der Stadt Ar-Ramtha in Augsburg
Im Juni 2023 hat eine fünf-köpfige Delegation aus der Projektpartnerstadt Ar-Ramtha die Stadt Augsburg besucht. Dabei haben die Projektpartner zu Themen der kommunalen Abfallwirtschaft ausgetauscht, insbesondere mit Blick auf die Gründung eines kommunalen Unternehmens in Ar-Ramtha. Zudem haben Oberbürgermeisteirn Eva Weber und ihr Amtskollege Ahmad Alkhazaleh eine Projektpartnerschaftsvereinbarung unterzeichnet.
nachfolgenden Video Das nachfolgende Video dokumentiert den Besuch der Delegation und erläutert die Themenfelder der Zusammenarbeit in der Abfallwirtschaft.
Mai 2022: Projektbesuch in Ar-Ramtha mit dem Augsburger Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb (aws)
Jakob Bihlmayer, Koordinator für kommunale Entwicklungsarbeit im Europabüro der Stadt, und Florian Schwarz, Jurist im Umweltreferat der Stadt und stellvertretender Werkleiter des Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetriebs (aws) haben im Mai 2022 die angehende Projektpartnerstadt Ar-Ramtha besucht. Dabei konnten sich die Mitarbeitenden der Stadt Augsburg ein aktuelles Bild der Abfallwirtschaft in der angehenden Projektpartnerstadt machen. Im Mittelpunkt des Besuchs standen Gespräche mit den Mitarbeitern der Abfallwirtschaft und dem Bürgermeister Ahmad Khazaleh.
Im Rahmen der Projektgespräche haben die beteiligten Personen drei Handlungsfelder der Projektpartnerschaft ausgearbeitet und konzeptionell vorbereitet:
- Etablierung eines kommunalen Abfallwirtschaftsunternehmens: Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Augsburg soll die Abfallwirtschaft in Ar-Ramtha in einem kommunalen Betrieb nach dem Augsburger Vorbild organisiert werden.
- Bau eines Recyclinghofes: Die bestehende Sortieranlage soll zu einem Recyclinghof ausgebaut werden, in dem neben den bisher sortierten Fraktionen Pappe und Papier, Plastik sowie organische Abfälle auch weitere Fraktionen wie Elektronikschrott und Bauschutt gesammelt werden kann.
- Durchführung einer Pilotkompostierung: Auf dem Gelände des Recyclinghofes soll die Kompostierung organischer Abfälle pilothaft durchgeführt werden; auf die Verwendung kostenintensiver Maschinerie soll dabei weitestgehend verzichtet werden.
Vor Ort wurden zudem eine weitere Kooperation geschlossen mit der jordanischen Universität für Wissenschaft und Technology (JUST) in Irbid und mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Amman. Zusätzlich sicherte die Universität Rostock die fachliche Unterstützung des Projektes zu.
Dezember 2021: Die Projektpartner beschließen die Einführung eines kommunalen Unternehmens und eines Wertstoffhofes in Ar-Ramtha
Recyclingstudie mit Ar-Ramtha erfolgreich abgeschlossen: Im Rahmen der angehenden Projektpartnerschaft mit der jordanischen Kommune Ar-Ramtha wurde im Herbst 2021 eine Machbarkeitsstudie zu verschiedenen Recyclingoptionen in Ar-Ramtha von der Firma Envero GmbH, eine Ausgliederung des Lehrstuhls für Abfall- und Stoffstromwirtschaft der Universität Rostock, in Zusammenarbeit mit der Jordan University for Science and Technology umgesetzt. Die WissenschaftlerInnen empfehlen die Etablierung eines kommunalen Abfallwirtschaftsbetriebes nach Augsburger Vorbild sowie die Erweiterung der bestehenden Sortieranlage zum einem Wertstoffhof und die Einführung einer (technik-armen) Kompostieranlage. Im Rahmen eines hybriden Abschlussworkshops in Ar-Ramtha am 12. Dezember 2021, in dem neben Vertretern der Stadt Augsburg weitere 40 Personen teilgenommen haben, wurde gemeinsam einen Implementierungsplan zur Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen entwickelt. Im Frühjahr 2022 sollen die Fördermittel des Bundes als Vollfinanzierung beantragt werden, um die Umsetzung der Maßnahmen zu finanzieren.
Die nachfolgenden Bilder zeigen Bilder des hybriden Abschlussworkshops, sowie Kernergebnisse der Studie.
Herbst 2021: Die Machbarkeit eines Recyclingsystems wird in Ar-Ramtha geprüft
Die angehenden Projektpartner haben im Herbst 2021 eine Machbarkeitsstudie für ein Recyclingsystem in Ar-Ramtha in Auftrag gegeben. Durchgeführt hat die Studie die Firma Envero GmbH, eine Ausgliederung des Lehrstuhls für Âbfall- und Stoffstromwirtschaft der Universität Rostock, zusammen mit der Jordan University for Science and Technology (JUST). Geleitet wurde das Forschungsteam von Prof. Dr. Abdallah Nassour (Envero GmbH / Universität Rostock) und Prof. Dr. Hani Abu Qdais (JUST), die über weitreichende Kenntnisse der Abfallwirtschaft in Jordanien verfügen.
Die nachfolgenden Bilder zeigen Aufnahmen, die während des Kick-Offs-Termin im Oktober 2022 in Ar-Ramtha entstanden sind.
März 2021: Die angehenden Projektpartner unterzeichnen ein Memorandum of Understanding
Die Oberbürgermeister der angehenden Projektpartnerkommune haben während des Projektplanungsworkshops ein Memorandum of Understanding entworfen und im Nachgang des zur angehenden Projektpartnerschaft unterzeichnet. Darin bekunden Sie die Absicht eine Projektpartnerschaft zu gründen sowie die Bereiche, die Werte und die Art der zukünftigen Zusammenarbeit. Das Dokument kann hier eingesehen werden.
Im Herbst 2021 ist die Unterzeichnung einer Projektpartnerschaftsvereinbarung vorgesehen, die dem zuständigen Stadtratsausschuss zum Beschluss vorgelegt werden soll.
März 2021: Die angehenden Projektpartner erarbeiten gemeinsame Projektaktivitäten
Die angehenden Projektpartner haben einen zweitätigen virtuellen Workshop veranstaltet, um Projektaktivitäten im Bereich der Abfallwirtschaft weiter zu konkretisieren. Teilgenommen haben neben leitenden und fachlichen Mitarbeitenden beider Kommunalverwaltungen auch Vertreter des Abfallwirtschafts- und Straßenreinigungsbetriebes AWS, der Augsburger Abfallverwertung AVA und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ in Amman.
Im Rahmen des Workshops haben sich die Teilnehmenden die Abfallwirtschaft in Augsburg, in Ar-Ramtha sowie in Jordanien vorgestellt. Anschließend haben die Fachleute mögliche Projektaktivitäten diskutiert und konkretisiert. Diese reichen von der Anfertigung einer Rentabilitätsstudie verschiedener Recycling-Optionen bis hin zur Einführung eines häuslichen Mülltrennungssystems in Ar-Ramtha. In den kommenden Monaten wird die KommEZ die Maßnahmen mit den projektbeteiligten Akteuren weiter konzipieren und die entsprechenden Fördermittel beim Bund beantragen.
Nachfolgend sehen Sie einen Screenshot des virtuellen Projektplanungsworkshop. An der Sitzung teilgenommen haben sowohl Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg Eva Weber (mittig) als auch der Bürgermeister der Stadt Ar-Ramtha Herr Abu Al-Sheeh (oben mittig).
Juli 2020: Der Stadtratsausschuss beschließt die Anbahnung einer Projektpartnerschaft mit Ar-Ramtha
Der zuständige Stadtratsausschuss hat im Juli 2020 beschlossen eine Partnerschaft mit der Stadt Ar-Ramtha anzubahnen. Ar-Ramtha, direkt an der jordanisch-syrischen Grenze gelegen, ist eine der am stärksten von der Flüchtlingskrise betroffenen Städte Jordaniens. Zum einen hat sich die Bevölkerung der Grenzstadt durch die Aufnahme vieler Geflüchteten seit 2011 von rd. 95.000 auf 185.000 nahezu verdoppelt, zum anderen ist die wesentliche ökonomische Aktivität der Einwohner – der Handel mit Syrien – durch die anhaltende Grenzschließung weggebrochen und der lokale Arbeitsmarkt von einem Überangebot an Arbeitskräften charakterisiert. Dennoch ist der soziale Frieden in der Stadtgesellschaft nicht gefährdet, mitunter aufgrund einer Vielzahl integrationspolitischer Maßnahmen der Stadtverwaltung.
Der Kooperationsbedarf von Ar-Ramtha liegt im Bereich des Abfallmanagements. Die Aufnahme vieler Flüchtlinge hat die lokale Abfallproduktion drastisch erhöht. Bislang wurde der Abfall der Kommune unsortiert zur zentralen Müllhalde abtransportiert. Im April 2020 wurde zwar eine Abfallsortierungsanlage in Ar-Ramtha installiert, allerdings wird sich die Verwertung auf den Verkauf des sortierten Abfalls erstmal beschränken (über Händler, oftmals ins Ausland). Daher wünscht sich die Kommunalverwaltung von Ar-Ramtha einen Erfahrungsaustausch zur Wiederverwertung von Wertstoffen. Weiterhin kann sich die Stadt Augsburg mit ihrer Expertise in der Wasserver- und entsorgung in die Partnerschaft einbringen und Ar-Ramtha mit wichtigen Erfahrungswerten unterstützen. Die Stadt Augsburg wiederrum kann durch einen Austausch im Bereich Integration von Geflüchteten vom breiten Erfahrungshorizont Ar-Ramthas lernen.
Ein Portrait der Stadt Ar-Ramtha finden Sie hier. Den Beschluss des Stadtratsausschuss können Sie im Ratsinformationssystem der Stadt Augsburg hier einsehen.
Februar 2020: Eine Augsburger Delegation besucht zwei jordanische Kommunen in Jordanien
Jordanien ist eines der Länder der Region, das gute Rahmenbedingungen für eine Partnerschaft bietet. Zum einen ist die politische Situation stabil und die Reisesicherheit gegeben. Zum anderen ist Jordanien als Nachbarland Syriens besonders von den Folgen des syrischen Bürgerkrieges betroffen und steht mit der Aufnahme einer Vielzahl von geflüchteten Menschen nebst den nationalen Herausforderungen vor großen Aufgaben.
Zwei potentielle Partnerkommunen in Jordanien – Ar-Ramtha und Mu’tah – sind vom zuständigen Stadtratsausschuss als besonders geeignet befunden worden. Daher hat sich eine Delegation aus Augsburg im Februar 2020 auf den Weg gemacht, um Ar-Ramtha und Mu’tah in Jordanien zu besuchen und mehr von den Kommunen zu erfahren.
Das nachfolgende Video schildert die Eindrücke der Delegationsreise nach Jordanien: