Lutherpreis „Das unerschrockene Wort“

Alle zwei Jahre vergibt der Bund der 16 Lutherstädte den mit 10.000 € dotierten Lutherpreis „Das unerschrockene Wort“. Im Bund der Lutherstädte sind 16 Orte in Deutschland zusammengeschlossen, an denen Luther gelebt oder gewirkt hat. Sie würdigen mit der Auszeichnung Personen, die Zivilcourage zeigen und sich in einer besonderen Situation, aber auch beispielhaft über einen längeren Zeitraum hinweg, mit Wort, Tat und Mut gegen Widerstände für die Gesellschaft einsetzen. 

Im Andenken an das Wirken Martin Luthers wird „Das unerschrockene Wort“ seit 1996 alle zwei Jahre in einer der Lutherstädte vergeben. Der Preis erinnert an den Mut und die Standhaftigkeit des Reformators, als dieser sich auf dem Reichstag zu Worms 1521 weigerte, seine Ansichten zu widerrufen und daraufhin geächtet wurde.

Jede der 16 Lutherstädte kann einen Kandidaten oder eine Kandidatin aus dem In- oder Ausland für den Preis nominieren. Aus diesen ermittelt die Jury – bestehend aus den Vertreterinnen und Vertretern der Städte und weiteren Personen des öffentlichen Lebens – die gemeinsame Preisträgerin bzw. den Preisträger.

Zum Bund der Lutherstädte gehören Marburg, Augsburg, Coburg, Eisenach, Eisleben, Erfurt, Halle (Saale), Heidelberg, Magdeburg, Nordhausen, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Wittenberg, Worms und Zeitz.

 

Berliner Buchhändler Heinz J. Ostermann und Historiker Prof. Dr. Jens-Christian Wagner erhalten den Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“

Der Preis der Lutherstädte „Das unerschrockene Wort“ geht in diesem Jahr an Heinz J. Ostermann, Buchhändler im Berliner Stadtteil Neukölln, und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird an zwei Preisträger vergeben, die sich durch ihr Engagement gegen Rechtsextremismus auszeichnen. Dies hat der Bund der 16 Lutherstädte in seiner Jurysitzung im November 2024 in Augsburg einstimmig beschlossen.

Preisträger verteidigen ihre Überzeugung auch gegen Widerstand
Mit dem Preis ehren die Lutherstädte den mutigen Einsatz beider Preisträger gegen Rechtsextremismus. Heinz J. Ostermann und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner engagieren sich aus unterschiedlichen Perspektiven gegen den Rechtsruck in Deutschland und seine Folgen. Der Jury war bei ihrer Entscheidung wichtig, dieses Engagement auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen zu stärken: Heinz J. Ostermann setzt sich aus der Zivilgesellschaft, Prof. Dr. Jens Christian Wagner aus dem Bereich Wissenschaft und Institutionen heraus für eine freie Gesellschaft ein. Beide Preisträger stehen dabei nach dem Vorbild Martin Luthers dafür ein, ihre Überzeugungen auch gegen Widerstand zu verteidigen.

OB Eva Weber: „Beide Preisträger zeigen im Sinne Martin Luthers Haltung“
„Beide Preisträger stehen aktiv ein für die Demokratie und den Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. In Zeiten, in denen sich Hass, Hetze und Populismus ihren Weg in unsere Gesellschaft bahnen, ist dieser Einsatz umso wichtiger“, so Eva Weber, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg. „Heinz J. Ostermann und Prof. Dr. Jens-Christian Wagner haben im Sinne Martin Luthers Haltung gezeigt - und sich auch von Bedrohungen und gewalttätigen Angriffen nicht entmutigen lassen. Diese Courage und das Engagement möchten wir mit der Preisvergabe sichtbar machen und würdigen!“

Berlinger Buchhandlung von Heinz J. Ostermann unter Polizeischutz

Nach dem Einzug der AfD ins Berliner Abgeordnetenhaus positionierte sich Heinz J. Ostermann zusammen mit anderen unabhängigen Neuköllner Buchhandlungen im Rahmen kritischer Diskussionsveranstaltungen gegen den aufkommenden Rechtspopulismus. Trotz darauffolgender Schaufensterzerstörung sowie Brandanschlägen ließ er sich nicht einschüchtern, sondern gab den Anstoß zur Gründung der Neuköllner Initiative „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“. Mit dieser Initiative und seiner Buchhandlung Leporello als wesentlichem Anker setzt er sich seit 2018 beständig und mit unterschiedlichsten Formaten für demokratische Werte, gegenseitigen Respekt, Toleranz und Vielfalt ein. In Konsequenz dieses Engagements steht seine Buchhandlung seit Jahren unter Polizeischutz. Gemeinsam mit anderen Opfern von Brandanschlägen im Rahmen der Neuköllner Anschlagsserie, dem sogenannten Neukölln-Komplex, gelang es ihm, zur Aufklärung einen Untersuchungsausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus durchzusetzen. Das Motto von Heinz J. Ostermann lautet: „Wir alle sind aufgerufen für unsere Demokratie einzustehen und diese zu verteidigen.“

Prof. Dr. Jens-Christian Wagner: „Wir lassen uns nicht einschüchtern“

Seit Jahren engagiert sich Prof. Dr. Jens-Christian Wagner gegen „Fake-History“ und „geschichtsrevisionistische Legendenbildung“, gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus und Holocausts sowie die Forderung der AfD nach einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“. Er entlarvt die Losung von AfD, Reichsbürgern, „Montagsspaziergängern“ und Co. nach einer „Beendigung des Schuldkults“ als Angriff auf die Arbeit der Gedenkstätten und setzt sich unermüdlich gegen einen „erinnerungspolitischen Klimawandel“ sowie insgesamt gegen die Diskursverschiebung nach rechts ein. Dafür erlebt Prof. Dr. Jens-Christian Wagner Anfeindungen, Pöbeleien, Klagen, Hassmails und Drohanrufe bis hin zu Morddrohungen. Auf die Frage, wie er angesichts der Drohungen gegen ihn weitermacht, antwortet er: „Indem wir uns nicht einschüchtern lassen. Das wollen diese Leute ja. Und diesen Gefallen wollen wir ihnen nicht tun.“

Preisverleihung im März in Augsburg

Die Verleihung des 15. Lutherpreises findet am Freitag, 28. März, um 19 Uhr im Kleinen Goldenen Saal statt, wo die beiden Preisträger ihre Auszeichnung in der Friedensstadt Augsburg entgegennehmen.

Das sind die Preisträgerinnen und Preisträger seit 1996

2021: Weißrussischen Freiheitsaktivistinnen Weronika Zepkalo, Swetlana Tichanowskaja und Maria Kolesnikowa

2019: Rechtsanwältin, Frauenrechtlerin und Moscheegründerin Seyran Ateş

2017: Horst und Birgit Lohmeyer sowie Markus und Susanna Nierth

2015: Journalist und Menschenrechtsaktivist Mazen Darwish aus Syrien

2013: Regensburger Initiative "Keine Bedienung für Nazis"

2011: Journalist Dmitrij Muratow aus Russland und das Redaktionsteam der russischen Tageszeitung "Nowaja Gaseta"

2009: Journalistin und Politologin Andrea Röpke

2007: Emely Abidin-Algan

2005: Schriftsteller und Sänger Stefan Krawczyk

2003: Superintendantin des österreichischen Burgenlandes, Gertraut Knoll

2001: Polizeipräsidentin von Eberswalde, Uta Leichsenring.

1999: Theologen Hans Küng für die Standhaftigkeit bei der Vertretung seiner Thesen zur katholischen Glaubenslehre.

1996: Theologe Richard Schröder