Theaterkarte für den 26. Februar 1944
Ein Erinnerungsstück von Werner Meier aus dem Besitz seiner Mutter
Margarete (1905 ─ 1986)
Am 26. Februar 1944 lud die Nationalsozialistische Organisation Kraft durch Freude zum Musiktheaterstück «Ein Mädel vom Zirkus». Für die vom Kriegsalltag belastete Augsburger Bevölkerung bot die Veranstaltung eine willkommene Abwechslung ─ schon Tage im Voraus war das Stück deshalb ausverkauft.
Am Abend des 25. Februar erwartete auch Magarete Meier mit Vorfreude den anstehenden Theaterbesuch ─ ein Lichtblick zwischen den dunklen Schatten des Krieges. Die Karte hatte ihr Mann Gerhard als Betriebsangehöriger der Messerschmitt AG zum vergünstigten Preis von 1 Mark und 50 Pfennig erworben, wie sie später dem gemeinsamen Sohn berichtete.
Das Ehepaar Meier war 1935 aus Gleiwitz, einer Stadt an der deutschen Grenze des Oberschlesischen Industriegebiets, nach Augsburg gekommen. Als technischer Angestellter fand der Vater Gerhard (1897-1974) einen Posten in der Rüstungsindustrie bei der Messerschmitt AG. Mit seiner Frau Margarete und den vier Kindern wohnte er wie viele andere Betriebsangehörige in einer Siedlungsanlage in der Mulzerstraße. Seit Kriegsbeginn machte die Arbeitsbelastung im Rüstungsbetrieb, die ständig drohende Gefahr eines Angriffs aus der Luft und die zunehmend mangelhafte Ver- sorgungssituation in der Stadt das Leben schwerer ─ umso mehr freute sich die vierfache Mutter auf den bevorstehenden Theaterbesuch, erinnert Werner Meier.
Doch die Aufführung sollte nie stattfinden: In der Nacht zum 26. Februar verwandelte der Fliegerangriff auf Augsburg, der unter anderem der Rüstungsfabrikation von Messerschmitt galt, das Stadttheater in eine von Trümmerfeldern umgebene Ruine.
Werner Meier hat das kleine aber symbolträchtige Dokument Augsburger Zeit- geschichte mit samt seinen Erinnerungen dem Stadtarchiv zur dauerhaften Verwahrung überlassen, wofür wir herzlich danken.