Der Rewe kommt – die Fischtreppe auch

Rund 300 Bürgerinnen und Bürger aus Hochzoll stellten beim fünften Stadtteilgespräch ihre Fragen an die Augsburger Stadtregierung. Einmal mehr standen Anliegen und Fragen zu Bau- und Verkehrsfragen im Mittelpunkt. Aber auch die Entwicklung der neuen Hochzoller Mitte, Nahversorgung und Kinderbetreuung waren Themen – bis hin zur Fischtreppe, die laut Stadtwerke, 2021 gebaut wird.

Ungebrochen hoch ist das öffentliche Interesse am Stadtteilgespräch, das nach Kriegshaber, Lechhausen, Göggingen und Inningen/Bergheim gestern zum fünften Mal stattgefunden hat. Diesmal war Hochzoll an der Reihe. Rund 300 Bürgerinnen und Bürger kamen in die Aula des Rudolf-Diesel-Gymnasiums, um ihre Anliegen und Probleme vorzutragen und sie mit Oberbürgermeister Dr. Gribl und seinen Referenten zu diskutieren. 

Geplantes Wohnprojekt für junge Erwachsene

Verwundert zeigte sich ein Bürger über ein Bauvorhaben des Evangelischen Siedlungswerks an der Friedberger Straße, „das dort überhaupt nicht hinpasst, weil es ein Klotz ist und weil dort 80 Jugendliche ohne Konzept untergebracht werden.“ Sozialbürgermeister Dr. Stefan Kiefer klärte auf, dass es bei dem Projekt nicht um die Betreuung schwer erziehbarer Jugendlicher gehe, sondern um junge Menschen ab 18 Jahre, die noch wenig verdienen und es deshalb schwer hätten, eine Wohnung zu finden. Der Standort sei aufgrund einer guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr günstig. Für das Vorhaben ist bislang allerdings keine Bauvoranfrage gestellt.

Gegen „Verblockung“ in der Ifenstraße

Gegen die zunehmende „Verblockung“ in der Ifenstraße wehrte sich ein Bürger, der dazu auch eine Interessengemeinschaft ins Leben gerufen hat. „Wir wollen das Bauen und Nachverdichten in der Nachbarschaft nicht verhindern, aber das muss maßvoll geschehen“, sagte er. Es gehe ihm auch um das Stadtbild, daher müssten Beschränkungen für Neubauten gemacht werden, die kleinere Siedlungshäuschen komplett dominieren. Weil bereits ein Bauvorhaben dieser Art mit Zustimmung der Nachbarn realisiert worden ist - was diese im Nachhinein als Fehler betrachten – ist ein Bezugsfall geschaffen worden. Deshalb, so Baureferent Gerd Merkle, müssten auch weitere, Projekte genehmigt werden. OB Dr. Gribl sagte zu, sich selbst vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. 

Schlechter Straßenzustand und enormer Durchgangsverkehr

Der „katastrophale bauliche Zustand“ der Oberländer- und der Höfatstraße wie auch der Karwendelstraße wurde ebenso beklagt, wie die Zunahme des Schleichverkehrs in der Waxensteinstraße. Wie OB Dr. Gribl ausführte, würden Straßen nach Prioritäten und Haushaltsmittel im gesamten Stadtgebiet saniert. Für die Karwendelstraße sagte Baureferent Merkle, dass diese im Investitionsplan 2021/22 enthalten sei.

Weil in der Waxensteinstraße der Verkehr enorm zugenommen habe, müsse diese für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, so ein Vorschlag, der mit viel Beifall quittiert wurde. Baureferent Gerd Merkle wies darauf hin, dass dies kaum kontrollierbar sei. Darüber hinaus seien mit den Hochzoller Bürgerinnen und Bürgern Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung erarbeitet worden, die der Stadtrat beschlossen habe. Ein Kreisverkehr gehöre nicht dazu. Was Hochzoll-Nord vom Durchgangsverkehr entlasten würde, wäre eine Querspange zwischen Zugspitzstraße und Blücherstraße. Leider sei dies nicht realisierbar. 

Dringend nötig: Standorte für Kita-Einrichtungen

Das hohe Verkehrsaufkommen in der Waxensteinstraße nannte eine Bürgerin auch als Grund, warum in einem Grüngürtel auch keine Kindertagesstätte gebaut werden könne. „Ich bin bestimmt nicht Kita-feindlich. Aber die Einrichtung wäre in Richtung Blücherstraße, wo auch eine Kleingartenanlage entstehen soll, besser realisierbar“, sagte sie.

Wie OB Dr. Gribl betonte, sei über den Standort der Kita noch nicht abschließend entschieden. „Wenn es eine Alternative gibt, gehen wir das an. Wir werden Kindergartenplätze schaffen“, sagte er mit Blick auf die intensiven Bemühungen der Stadt, Standorte für neue Kita-Einrichtungen zu finden. Dazu, so der OB, habe die Stadt eigens eine Task-Force eingerichtet, die rund 50 Plätze im Stadtgebiet ausfindig gemacht habe. 20 davon seien jetzt als mögliche Standorte identifiziert worden. 

Ausbauziel von 13.000 Plätzen auf 16.000 erhöht

Sozialreferent Dr. Stefan Kiefer führte aus, dass die 900 bestehenden Kinderbetreuungsplätze in Hochzoll nicht ausreichen würden. Allerdings seien auch in Hochzoll rund 60 Plätze dazugekommen, „100 weitere befinden sich in der Pipeline“, so Kiefer. Auf den Vorwurf einer Bürgerin, die Stadt habe die Bedarfsprognosen in diesem Bereich wohl missachtet, sagte der Sozialreferent, dass das Ausbauziel für Kita-Plätze 2016 nach oben geschraubt wurde, hunderte von Kita-Plätzen neu geschaffen wurden, im Bestand ausgebaut und das Tagesmütter-Konzept aufgelegt wurde. „Ziel ist es, den Bestand an Kinderbetreuungsplätzen von jetzt 13.000 auf 16.000 im Stadtgebiet anzuheben“, so Dr. Kiefer. 

Abhilfe für mangelnde Nahversorgung im Stadtteil

Neben Kita-Plätzen wird in Hochzoll vor allem eine bessere Nahversorgung gefordert, die zu wünschen übriglasse, wurde geklagt. Wirtschafts- und Finanzbürgermeisterin Eva Weber versicherte, „dass wir die Supermärkte wieder in die Stadtteilzenten bringen.“ Für Hochzoll-Nord zeichne sich hoffentlich bald eine Lösung ab. Es sei noch zu früh, Konkreteres zu berichten. „Für Hochzoll-Mitte ist klar, dass wieder ein Rewe-Konzept entsteht und am Zwölf-Apostel-Platz haben wir eine Baugenehmigung erteilt, damit in die bestehende Fläche des ehemaligen Lebensmittelmarktes ein neuer Rewe City-Markt integriert werden kann. Jetzt müssen Eigentümer und Betreiber das auch umsetzen“, so Weber.

Erlebnisbereiche für die Bevölkerung

Zur Gestaltung des Bereichs der „Neuen Mitte“ sage Baureferent Gerd Merkle, dass dafür die Planungen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein sollen. Geplant seien Erlebnisbereiche für die Bevölkerung, die mit den Bürgerinnen und Bürgern Hochzolls noch diskutiert würden. Eine Bürgerin regte dazu einen Brunnen an. Jedenfalls hoffe sie auf ein „ästhetisches Zentrum.“

Schwerpunktkontrollen aber auch mehr Rücksichtnahme


Nach Anreizen für den Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes wurde ebenso gefragt, wie danach, was die Stadt gegen das permanente sommerliche „Party-Feiern“ beim Kraftwerk an der Afrabrücke unternehme. Ordnungsreferent Dirk Wurm sagte Schwerpunktkontrollen des Ordnungsdienstes zu. Er verwies aber auch darauf, dass es keine Rundumpräsenz der Ordnungshüter geben könne.

Oberbürgermeister Dr. Gribl rief zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme im öffentlichen Raum auf, was nicht nur beim Feiern, sondern auch unter Verkehrsteilnehmern gelte. Zur Stärkung des Radverkehrs sagte er, dass die Stadt kontinuierlich ein fahrradfreundliches Klima schaffe, das sich im Projekt Fahrradstadt 2020 niederschlage. 

Stadtwerke sagen Bau der Fischtreppe für 2021 zu

Dass die fehlende Fischtreppe am Hochablass vielen Hochzoller Bürgerinnen und Bürgern nach wie vor ein schmerzlicher Dorn im Auge ist, wurde auch beim Stadtteilgespräch deutlich.

Stadtwerke-Chef Alfred Müllner versprach: „Die Fischtreppe wird gebaut.“ Diese sei zugesagt und Teil der Baugenehmigung für das Kraftwerk. Noch in diesem Jahr würde die baurechtliche Genehmigung erteilt. 2020 werde das Bauwerk ausgeschrieben und 2021 die Fischtreppe dann – wenn es der Wasserstand zulässt – gebaut.