Das Spielzeug des städtischen Hauses für Kinder Schönbachstraße macht Ferien


Eine Nachlese zum Projekt „Spielzeugfreie Kita“

Im März 2023 startete ein neues Projekt im Haus für Kinder Schönbachstraße. Dabei wurde das gesamte Spielzeug aus der Einrichtung in „die Ferien geschickt“. Sämtliche Spielsachen wie Puppen, Bauklötze und Brettspiele wurden für drei Monate mit den Kindern weggeräumt. Auch die Anzahl der Kreativmaterialien wurde eingeschränkt. So erhielten die Kinder in dieser Zeit nur noch ein Blatt Papier am Tag. Die Aktion ist ein Projekt zur Suchtprävention von Kindern.

Start mit Kinderkonferenz

Bei der Kinderkonferenz am 17. März kündigt die Leitung Elke Kollenz den Kindern das Vorhaben an. „Wir Großen würden gerne mit euch etwas ausprobieren. Wir haben nämlich festgestellt, dass ganz viel Zeug in der Gegend umherfliegt. Und dann liegt das da, Kinder steigen drauf,…“ und ein Mädchen ergänzt: „Wird schmutzig“. Den Kindern wird bewusst, dass sie mit dem Spielzeug manchmal sorglos umgehen. Deshalb erklären sie sich bereit, bei dem Projekt mitzumachen.

Und plötzlich sind die Räume leer

Zwei Wochen später wird das gesamte Spielzeug in einen Abstellraum der Einrichtung geräumt. „Heute ist der schlimmste Tag meines Lebens“, beklagt die 5-jährige Filippa. Sie wird vor allem die Puppen und das Spielessen vermissen. „Wir können dann nur noch Fangus und Verstecken spielen.“ Andere Kinder reagieren entspannt und helfen voller Tatendrang mit, dass auch das letzte Bauklötzchen wegkommt. Alle staunen, wie leer plötzlich die Räume sind.

Kreative Werke entstehen

Drei Monate später berichtet Erzieherin Carina Gruber von ihren Eindrücken: „In der Anfangsphase der spielzeugfreien Zeit war es hier ziemlich laut und den Kindern fehlte teilweise die Geduld und die Lust etwas selbst zu machen. Dann haben sie sich lieber gelangweilt. Nach einigen Wochen fingen sie an, sehr kreativ zu werden und bastelten selbst Puppen oder Brettspiele. Dafür verwendeten sie Materialien aus der AuMida oder der Natur.“ Sprachfachkraft Elisabeth Alfano ergänzt: „Die Kinder waren viel mehr als vorher in Gespräche untereinander vertieft und gingen sozialer miteinander um.“ Im Garten wurde eine Ruhe-Oase aus alten Decken gebaut, in der sie Picknick machten und Kinder-Cocktails tranken. „Es wurde auch versucht ein Ball aus einem Luftballon und Pappmaschee zu basteln. Allerdings ist dieser gleich gerissen,“ berichtet Stefanie Käfferlein, Erzieherin im Hort der Schönbachstraße.

Positiver Projektverlauf

Die Pädagoginnen bewerten den Verlauf des Projektes positiv. „Wichtig dabei ist, beim nächsten Mal, dass den Kindern vorab erklärt wird, was Spielzeug ist und was Zeug zum Spielen ist. Die Fantasie der Kinder wird durch ein solches Projekt angeregt und sie lernen auch mal Langeweile auszuhalten“, betont Elke Kollenz.

Nicht das ganze Spielzeug kommt zurück – eine lehrreiche Zeit

Am 30. Juni kommt das Spielzeug wieder. Allerdings nur jenes, welches die Kinder in der Kinderkonferenz aufzählen. „Welches Spielzeug braucht ihr wieder?“ fragt Elke Kollenz in die Runde. Die Kinder zählen abwechselnd auf: „Puppen, Puppenkleidung, Puzzle, Verkleidungssachen, Sand, Bauklötze, Autos, Lego.“ Anschließend wird das genannte Spielzeug von den Pädagoginnen in den Bewegungsraum gebracht. Voller Freude stürzen die Kinder sich auf das zurückgekehrte Spielzeug. Dass manche Spielsachen noch fehlen, fällt den Kindern anfangs nicht auf. „Dies erhalten sie erst, wenn sie es bei der nächsten Kinderkonferenz einfordern,“ erklärt Kollenz. Mittlerweile spielen die Kinder wieder mit dem Spielzeug, das nun intensiver genutzt und etwas pfleglicher behandelt wird. Es war für alle eine lehrreiche Zeit. 

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