Interview mit der Pädagogischen Qualitätsbegleitung (PQB) Claudia Loos
„Es gibt immer etwas, was jemand gut kann!“ Die Pädagogische Qualitätsbegleitung (PQB) Claudia Loos zu ihrem Beratungsverständnis.
Was verbinden Sie mit dem Projekt der Pädagogischen Qualitätsbegleitung?
Das Projekt ist so ausgelegt, dass es vor allem um die Stärken und Ressourcen der Tagesmütter, Tagesväter und pädagogischen Fachkräfte geht. Es geht um die Personen, mit denen ich im Prozess bin.
Wir in unserer Leistungsgesellschaft sind es ja gewöhnt, dass wir nur nach dem bewertet werden, was vielleicht nicht so gut läuft, was verbessert werden müsste, und dass wir immer mehr Leistung bringen.
Ich finde es ganz schön, dass ich als PQB wirklich darauf schaue: Was können denn die einzelnen Personen gut?!
Und da gibt es immer etwas. Es gibt immer Stärken und Ressourcen, die ich dann wieder verstärken kann. Diese Haltung möchte ich gerne in die Landschaft tragen.
Wie gehen Sie im Beratungsprozess vor, worauf achten Sie?
Ich achte vor allem auf die Stärken und Ressourcen. Und ich achte auf die Interaktionsqualität, das ist auch ein Schwerpunkt im PQB-Projekt. Das heißt, ich lege Wert darauf, wie gehen die Personen mit den Kindern um, wie verhalten sie sich ihnen gegenüber. Man sieht sehr schnell an den Kindern, ob sie sich geborgen und sicher fühlen. Auch, wie sie auf mich zukommen. Das hat natürlich auch mit dem Charakter zu tun. Mir ist es auch sehr wichtig, wie es den Kindern geht, wenn ich dort in die Räumlichkeiten komme. Und wie die Kindertagespflegepersonen im Kontakt mit den Kindern sind.
Welche Grundhaltung begleitet Sie dabei?
Meine Grundhaltung ist immer wertschätzend. Ich möchte gerne das wertschätzen, was schon da ist und das weiter ausbauen. Ich bin auch offen. Ich komme oft zu den Kindertagespflegepersonen und frage ergebnisoffen, an welchen Themen sie arbeiten möchten. Dafür bin ich sehr offen und bringe auch Impulse mit. Der Fokus dabei ist, was läuft denn schon gut, was kann man weiter ausbauen. Wir kommen dann im Gespräch darauf, das könnte ein Thema sein. Dafür bin ich auch sehr flexibel: Was begegnet mir? Ich nehme auch Materialien mit, merke aber manchmal, dass das dann nicht passt. Dann gehe ich spontan auf das andere Thema ein und lasse meine Sachen in der Tasche.
Was lässt Ihre Augen strahlen, wenn Sie den Prozess von Anfang bis Ende reflektieren? Was lässt Sie am Beratungsende zufrieden sein?
Was mich immer erstrahlen lässt, sind so Momente im Prozess mit einem Aha-Effekt. Wenn sich im Gespräch die Kindertagespflegeperson öffnet und ehrlich zu mir ist. Beispielsweise, als ich mit einer Großtagespflegeperson das Thema Gefühle hatte. Wenn sich die Personen darauf einlassen – auch auf ihre Biografie, was habe ich dazu selber erfahren, was ist mir da wichtig oder was sage ich für gefühlshemmende Sätze wie: „Ach, da brauchst du keine Angst dazu haben!“ oder „Ach, ist nicht so schlimm!“
Das sind Aspekte, die man schnell sagt. Aber gemeinsam im Prozess sieht man, das ist nicht so toll, was man den Kindern für eine Botschaft mitgibt. Das sind so Momente, wo man nach diesem Aha-Moment nochmals genauer hinschaut. Das merke ich dann auch an den Kindern.
Das ist ganz normal, das ist aus der Biografie heraus so verinnerlicht. Und hierbei in die Tiefe zu gehen, das gefällt mir immer sehr im Gespräch.
Schön ist, wenn ich am Prozessende sehe und ein Jahr mit dabei war, wie sich alleine die Kinder weiterentwickelt haben und die Kindertagespflegeperson gefestigter ist. Da habe ich das Gefühl, ich habe sie bestärkt in der Zeit und sie geht jetzt mit einem anderen Selbstbewusstsein in den Tag und kann anders auf Eltern zugehen. Ja, dass sie einfach bestärkt ist, in dem, was sie schon gut kann!
Das lässt mich am Ende vom Prozess zufrieden sein.
Marianne Frey bedankt sich herzlich für das Gespräch.
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