Lichte Kiefernwälder: Neues Konzept zum Erhalt

Im August 2023 wurde der Haunstetter Wald von einem Hagelsturm stark geschädigt. Vielen Kiefern geht es seither nicht gut. Die Nadelbäume sind Teil eines in Bayern seltenen und deshalb schützenswerten Waldlebensraums: den Lichten Schneeheide-Kiefernwäldern. Die Forstverwaltung hat ein Konzept entwickelt, um diesen besonderen Waldtyp möglichst zu erhalten.


Um die Lichten Schneeheide-Kiefernwälder als Lebensraum zu bewahren, ist in den kommenden Jahren eine Vielzahl forstlicher Maßnahmen notwendig.

Das ist in den nächsten fünf Jahren geplant:

  • Entlang von Wegen werden abgestorbene oder stark geschwächte Kiefern gefällt oder gekappt.
  • In einem sehr weiten Abstand werden viele verschiedene, heimische Laubbäume gepflanzt. Sie sind gut an die trockenen, heißen Sommer angepasst. Mögliche Baumarten sind Traubeneiche, Elsbeere, Speierling, Mehlbeeren und Pappel.
  • Junge Kiefernbäume sollen aus eigenem Saatgut gezogen und gepflanzt werden.
  • Die jungen Bäume werden vor Verbiss durch Wild geschützt.

 


Hier geben wir Ihnen Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Was ist so besonders am Lichten Kiefernwald?

Die Lichten Schneeheide-Kiefernwälder sind ein seltener Waldlebensraum, der ursprünglich entlang des gesamten bayerischen Lechs vorkam, jedoch aufgrund der flussbaulichen Maßnahmen heute nahezu verschwunden ist. Ein Großteil der letzten größeren, zusammenhängenden Flächen liegen im Haunstetter Wald.

Der Lichte Kiefernwald und seine besondere Artenzusammensetzung wird zunehmend durch Sträucher und Laubbäume verdrängt. Mit ein Grund dafür sind die fehlenden Überflutungen durch den Lech, ein Mangel an Beweidung und hohe Stickstoffeinträge aus der Luft.

Um die einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten, werden die ursprünglichen Kiefernwälder durch Mahd und – wo im Trinkwasserschutzgebiet möglich - Beweidung offengehalten. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit und Abstimmung von Stadtforstverwaltung, Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg und den Naturschutzbehörden. Im Südwesten des Naturschutzgebiets Stadtwald Augsburg bewahren Przewalski-Pferde, extensiv gehaltene Rinder und Schafe durch ihr Weideverhalten die lichten Waldstrukturen und Heiden und erhalten somit auf diese Weise die Artenvielfalt dieses besonderen Lebensraums. Die Schaf- und Pferdebeweidung fördert das Vorkommen von seltenen Tier- und Pflanzenarten. Zusätzlich entstehen durch den Tritt der Tiere kleine Verletzungen der Grasnarbe, in denen viele lichtliebende Pflanzenarten, darunter auch Kiefern, keimen können. Insgesamt fördert die Beweidung durch den Transport von Samen über Fell und Verdauungstrakt den Artenaustausch zwischen Heide und Kiefernwald.


Welche Folgen hatte der Hagelsturm? Wieso sind die Bäume so schnell abgestorben?

Durch den Hagel am 26. August 2023 wurden ca. 2/3 der Bäume im Forstrevier Haunstetten geschädigt, insbesondere Kiefern und alte Fichten. Sofort sichtbar war ein enormer Nadelverlust. Nach fünf bis sechs Wochen begannen die Nadeln an vielen Kiefern zu verbraunen. Durch den Hagelschlag auf der dünnen Spiegelrinde im Kronenbereich der Kiefern entstanden Eintrittspforten für einen Pilz der Gattung Diplodia. Die Schäden wurden (und werden) durch die Waldschutzabteilung der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Weihenstephan untersucht. Ersten Ergebnissen zufolge war der Hagelschlag nicht allein für die Schäden verantwortlich, sondern ein Komplex aus verschiedenen Faktoren: Der humusarme, kiesige Standort, mehrere Trockenjahre, Hitze, Hagelschlag und Pilzbefall durch Diplodia spielen zusammen und verstärken den Prozess des Absterbens.


Wo genau stehen die geschädigten Bäume?

Am stärksten wurden die Kernlebensraum-Kiefern in der „Rehlinger Au“ (im Bereich des Wildpferde-Geheges) und auf der „Kuhheide“ (östlich der Schießplatzheide) geschädigt. Der Hagelsturm zog - von Südwesten über die Waldabteilung, die bezeichnenderweise „Hagelschlag“ heißt, kommend - in Richtung Nordosten über den Haunstetter Wald hinweg. Auch die beiden städtischen Forstreviere Mittelneufnach und Brugger sind mit mehreren 100 Hektar vom Hagelschlag betroffen.


Lässt sich der Lichte Kiefernwald erhalten? Was passiert jetzt?

Die Forstverwaltung hat ein neues Konzept zum Erhalt der Lichten Kiefernwälder erarbeitet. Die geplanten Maßnahmen folgen keinem Patentrezept, sondern tragen forstlichen wie naturschutzfachlichen Belangen gleichermaßen Rechnung.

Abgestorbene und stark geschwächte Kiefern werden aus Verkehrssicherungsgründen entlang von Wegen oder in Nähe von Ruhebänken gefällt oder in einigen Metern Höhe gekappt. Gleiches gilt entlang der Beweidungszäune.

Außerdem pflanzt die Stadtforstverwaltung neue, junge Bäume, die besser mit den Standort-Gegebenheiten zurechtkommen.


Werden neue Bäume gepflanzt? Wird der Wald zu einem klimastabilen Mischwald umgebaut?

Es werden junge Bäume gepflanzt. In den nächsten fünf bis zehn Jahren soll der Lichte Schneeheide-Kiefernwald „verjüngt“ werden. In Abstimmung mit der staatlichen Fachstelle für Waldnaturschutz in Schwaben werden neben Kiefern auch Eichen und andere heimische, trockenheitstolerante Baumarten wie bspw. Elsbeere und Speierling gepflanzt. Das Waldbild wird sich in Zukunft also hin zu einem hoffentlich klimastabilen Mischwald mit einem ca. 40%-igen Kiefernanteil verändern. Auch andere Baumarten wie Mehlbeeren oder Aspen kommen in Frage.

„Fremdländische“, ursprünglich nicht standortheimische Baumarten wie Douglasie, Baumhasel oder Esskastanie dürfen im Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“ derzeit nicht gepflanzt werden.


Könnte man einfach abwarten und die Natur sich selbst überlassen?

Die lichten Kiefernwälder sind ein seltener Lebensraum im bayerischen Lechtal. Somit trägt die Stadt Augsburg eine gewisse naturschutzfachliche Verantwortung für deren Erhalt.  

Wenn nicht gehandelt wird, wird sich auf den Flächen langfristig ein laubholzdominierter, überwiegend schattiger Waldtyp entwickeln. Damit ginge die Lebensgrundlage für lichtliebende Baumarten verloren, die schützenswerte charakteristische Artenzusammensetzung würde verschwinden.


Gibt es Einschränkungen für Waldbesucherinnen und -besucher?

Die Waldbesucherinnen und Waldbesucher haben mit Einschränkungen zu rechnen. Im Januar 2025 beginnen die Waldarbeiten. Wir bitten um Verständnis, wenn Wege oder künftig vielleicht auch Teile der Bestände zum Schutz der Erholungssuchenden gesperrt werden müssen.


Wird die Arbeit wissenschaftlich begleitet?

Neben der wissenschaftlichen Begleitung durch die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, die auch ein dauerhaftes Monitoring ausgewählter geschädigter Kiefern umfasst, wird ein Forschungsprojekt zur Verjüngung der Kiefern in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf unter Leitung von Prof. Jörg Ewald angestrebt.