Stadtentwicklungskonzept
Pilotprojekt „Integrierte Gebietsentwicklung Augsburg Ost“ (GewerbeExWoSt) – Wie wird das Stadtentwicklungskonzept fachlich und räumlich konkretisiert?
Zentrale Themen der Stadtentwicklung werden in Pilotprojekten zusammengefasst und fokussiert hervorgehoben. Sie stehen exemplarisch für die räumliche und fachliche Konkretisierung von im Stadtentwicklungskonzept (STEK) formulierten Zielen und Maßnahmen und zeigen Lösungswege für deren pragmatische Umsetzung auf.
Bislang wurde das Pilotprojekte „Integrierte Gebietsentwicklung Augsburg Ost“ (GewerbeExWoSt) definiert:
Der bisherige Analyseprozess im STEK identifiziert für den Augsburger Nordosten einen großen Handlungsbedarf. Die Ergebnisse der SWOT offenbaren einerseits komplexe Problemlagen, andererseits aber auch große Entwicklungspotentiale für diesen Augsburger Teilraum. Konkret betrachtet werden in diesem Pilotprojekt das Gewerbequartier Lechhausen-Nord und der „Augsburg Umweltpark“. Beim erstgenannten Bereich handelt es sich um ein Gewerbegebiet, das vorrangig in den 1960er bis 1980er Jahren entwickelt wurde und heute in vielen Bereichen funktionale Defizite aufweist:
- fehlende stadträumliche Qualitäten durch Modernisierungsrückstände im Baubestand und öffentlichen Raum
- Flächenbrachen und Leerstände bei konstant hoher Flächennachfrage, insbesondere für spezifische Nutzergruppen (wie z.B. kleinen Handwerksbetrieben)
- fehlende Vernetzung und mangelhafte Ausstattung von Frei- und Grünräumen
- unzureichende Erschließung mit dem öffentlichen Nahverkehr
- Zunahme von Nutzungen, die in Konkurrenz zur eigentlichen Gewerbenutzung und in Konflikt mit weiteren Nutzungen stehen (z.B. angrenzender Wohnbebauung an das Quartier)
- Imageverlust des Quartiers
Gleichzeitig schließt sich hieran ein Gebiet, das seit den 1990er Jahren mit dem später eingeführten Begriff „Augsburg Umweltpark“ als Kompetenzzentrum für Umwelttechnologien entwickelt wird. Die Profilschärfung des Branchenschwerpunktes sowie eine entsprechende Identifikation der Nutzer des Gebiets sind aber weiter auszubauen. Zudem lässt sich ein Mangel an sozialer Infrastruktur und gewerbeaffinen Dienstleistungen (z.B. Versorgungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen) beobachten.
Zu den Zielen der Gebietsentwicklung gehören daher:
- die Qualifizierung öffentlicher Räume durch städtebauliche Erneuerung und ökologische/ stadtklimatische Aufwertung sowie der Abbau von Nutzungskonflikten,
- die effiziente Nachnutzung von Brachen / Leerständen zur Vermeidung eines weiteren Flächenverbrauchs sowie die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden,
- die freizeitorientierte Vernetzung von Grün- und Freiräumen, eine einfachere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und das Radwegenetz sowie die bessere stadtstrukturelle Integration des Gebiets,
- die Reaktivierung des Siebenbrunnenbachs zur verbesserten Siedlungsentwässerung des Gewerbequartiers,
- die Stärkung des umwelttechnologischen Branchenschwerpunkts, die Etablierung umweltaffiner Standortqualitäten im Gesamtgebiet und die Festigung bzw. Übertragung des Profilansatzes „Augsburg Umweltpark“,
- die Netzwerkbildung von Unternehmen und Flächeneigentümern, die Förderung der Standort-Identifikation, der Aufbau eines positiven Außenimages sowie die Etablierung eines Gebietsmanagements.
Der Planungsprozess zum Pilotprojekt war in einen transparenten und breiten Diskurs mit Unternehmen und Immobilieneignern sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern, lokal Handelnden, Expertinnen und Experten der Verwaltung, politischen Mandatsträgerinnen und -trägern sowie Medienvertretern eingebunden. Zur Identifizierung einer nachhaltigen Gewerbeentwicklung wurden neben stadtinternen Abstimmungen auch öffentliche Veranstaltungen wie Workshops, Stadtforen und Quartiersspaziergänge sowie bilaterale Gespräche mit Gewerbetreibenden durchgeführt.
Zur Erreichung der oben genannten Zielsetzungen wurde zunächst ein Gebietsentwicklungskonzept für das Gewerbequartier Lechhausen Nord erstellt. Es stellt die genaue Ausgangslage dar und bestimmt gebietsbezogene Ziele und Maßnahmen.
In einem weiteren Schritt erfolgt die Etablierung eines Unternehmernetzwerkes und eines Gewerbegebietsmanagements. Hierzu finden regelmäßig Unternehmerfrühstücke, bei dem sich Interessierte mit der Stadtspitze austauschen können, statt. Zudem begleitet die CIMA Beratung + Management GmbH die Stadt Augsburg beim Ausbau des Gebietsmanagements und stößt konkrete Projekte an.
- weitere Informationen siehe Gewerbegebiet Augsburg Ost
Die Integrierte Gebietsentwicklung „Augsburg Ost“ als Pilotprojekt des STEK war zugleich eines von bundesweit neun Modellvorhaben im ExWoSt-Forschungsfeld „Nachhaltige Weiterentwicklung von Gewerbegebieten“ (GewerbeExWoSt). Das Forschungsprogramm ExWoSt (Experimenteller Wohnungs- und Städtebau) ist ein Programm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und wird vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) betreut.
Mit den Modellvorhaben verfolgt der Bund das übergeordnete Ziel, Gewerbegebiete anhand von Forschungsleitfragen wirtschaftlich zukunftsfähig, sozial- und umweltverträglich zu entwickeln sowie städtebauliche und verfahrensbezogene Ansätze zu definieren, praktisch zu erproben und zu analysieren. Das Pilotprojekt wurde hierzu vom Bund mit 150.000 Euro gefördert. Die Laufzeit erstreckte sich von Dezember 2015 bis Dezember 2018. Im Mai 2019 wurden schließlich die Ergebnisse dieses Forschungsprogramms vorgestellt. Auch die Stadt Augsburg war mit ihrem Modellvorhaben Augsburg Ost vor Ort. Durch die Installierung des Unternehmensnetzwerkes sowie des Gebietsmanagements sollen die Aktivitäten auch über die Laufzeit des ExWoSt-Forschungsvorhabens fortgeführt werden.
- weitere Informationen siehe Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Headerfoto: Keller & Hosp AG, Augsburg; sonstige Fotos: Wirtschaftsförderung der Stadt Augsburg