Soziale Stadt „Jakobervorstadt Nord”
Das Stadtviertel
Im Laufe des 13. Jahrhunderts entwickelte sich östlich des alten Stadtkerns die nach der Pfarrkirche St. Jakob benannte Jakobervorstadt, die um 1340 in die Stadtbefestigung einbezogen wurde. Im zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Jakobervorstadt durch Luftangriffe zerstört. Auch wenn sie innerhalb der historischen Wallanlagen liegt, weist die nördliche Jakobervorstadt nur in kleinen Abschnitten den Charakter einer historischen Altstadt auf. Sie ist überwiegend geprägt von einer heterogenen Baustruktur der Nachkriegszeit bzw. der 1970er Jahre.
Insbesondere der Abschnitt zwischen dem Jakobertor und der Jakobskirche mit seinen breiten Bürgersteigen, drei Kfz-Fahrspuren und einem eigenen Gleiskörper für die Straßenbahn wird vom Verkehr dominiert und weist eine geringe Aufenthaltsqualität auf. In den Erdgeschossen der anliegenden Gebäude befinden sich Geschäfte und Gastronomie. Neben hochwertigen, inhabergeführten Fachgeschäften und zwei Lebensmittelmärkten sind dort zunehmend auch weniger qualitätsvolle Läden und Schankwirtschaften zu finden.
Die nördlich angrenzenden Straßen und Platzräume zeichnen sich mit Ausnahme der Quer- und Sächsengäßchen ebenfalls durch einen unwirtlichen Charakter des öffentlichen Raums, einen hohen Parkdruck und Schleichverkehre aus.
Der westliche Abschnitt der Jakoberstraße sowie die Pilgerhausstraße weisen markante Baulücken auf. Die brachliegende Augusta-Brauerei wirft Fragen nach der städtebaulichen Umnutzung des Geländes und der Zukunft der Jakober Kirchweih auf.
Trotz der teilweise aufgelockerten Bebauung herrscht ein Mangel an nutzbaren Freiflächen im Quartier.
Stadtbach und Lauterlech, die das Viertel durchfließen, sind kaum wahrnehmbar. Das Ölhöfle hinter dem Alten Stadtbad wird als geschotterter Parkplatz genutzt. Die besondere Situation am Zusammenfluss von zwei Kanälen spiegelt sich weder in der Nutzung noch der Gestaltung dieses Freiraums.
Potentiale der nördlichen JakobervorstadtDie historischen Stadtgräben, die das Quartier an drei Seiten begrenzen, weisen als innerstädtische Grünzüge eine hohe Qualität auf. Mit dem Jakobertor, den weiteren Türmen der Stadtbefestigung und dem St.-Jakobs-Wasserturm befinden sich hier historisch wertvolle und identitätsstiftende Bauwerke. Gastronomie und Bootsverleih an der Kahnfahrt sind eine beliebte und traditionsreiche Freizeiteinrichtung.
Gleiches gilt für das im Jugendstil errichtete Alte Stadtbad und das Programmkino Liliom. Beide Gebäude wurden bereits in den 1980er Jahren im Rahmen der Stadterneuerung aufwendig saniert.
Mit dem Krankenhaus und Gesundheitszentrum Vincentinum verfügt die nördliche Jakobervorstadt über eine regional bedeutende Einrichtung der Gesundheitsversorgung. Darüber hinaus befinden sich im Stadtteil zahlreiche kirchlich-soziale Nutzungen, Bildungsstätten und die Augsburger Jugendherberge.
Diese umfangreiche soziale Infrastruktur bildet gemeinsam mit der guten Erschließung durch den ÖPNV und dem Stadtteilzentrum an der Jakoberstraße eine wichtige Grundlage für die Verbesserung der Wohnqualität im Quartier.
Fotos: Manuela Wagner / Stadtplanungsamt Augsburg