Rückschau
29. September – 06. Oktober 2024: Aktionswoche der Allianz der schwäbischen Naturschutzstiftungen
Die „Allianz der schwäbischen Naturschutzstiftungen“ lädt zu einer Aktionswoche mit zehn Veranstaltungen einzelner Stiftungen ein.
Von Kißlegg bis Nördlingen gibt es vielfältige Möglichkeiten, die Natur der Region besser kennen und verstehen zu lernen oder gar selbst zu deren Wohl Hand anzulegen: ob beim „Spaziergang auf der Schafsweide“, dem Besuch eines Regionalmarktes, einer Eselswanderung oder dem Bau einer Trockenmauer mit Argensteinen. Die Initiative zielt darauf ab, die Arbeit der Stiftungen sichtbar und die Allianz selbst bekannter zu machen.
Die Aktionswoche umrahmt den „Tag der Stiftungen“ am 1. Oktober. An diesem Tag wird alljährlich europaweit auf das Engagement und die Bedeutung von Stiftungen aufmerksam gemacht. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen wird gezeigt, wie Stiftungen das gesellschaftliche Leben bereichern und langfristig positive Veränderungen bewirken.
Die Allianz der schwäbischen Naturschutzstiftungen besteht aus 13 regionalen Stiftungen in bayerisch Schwaben, die sich dem Erhalt der natürlichen Lebensräume, der Förderung der Artenvielfalt und der Umweltbildung verschrieben haben. Durch ihre gemeinsame Arbeit leisten sie ebenso wie durch ihre individuellen Projekte vor Ort einen maßgeblichen Beitrag zur Erhaltung der schwäbischen Natur- und Kulturlandschaften.
Auch zwei vom Stiftungsamt der Stadt Augsburg verwaltete Stiftungen – Elisabeth Barbara und Eltern Spahn-Stiftung sowie Georg und Margarethe Huber-Stiftung – gehören der Allianz an.
Informationen zu allen Veranstaltungen sowie den einzelnen Stiftungen der Allianz finden Sie unter: https://www.allianz-schwaebischer-naturschutz-stiftungen.de/index.html.
Übergeordneter Kontakt zur Aktionswoche, stellvertretende für die Allianz:
Stiftung KulturLandschaft Günztal, Bahnhofstr. 38, 87724 Ottobeuren, Tel. 08332 790538, info@guentzal.de
42 ist doch nicht die Antwort auf alles – sondern 9
9.9.2024: Unter vielen hochbetagten Geburtstagskindern in den vom Stiftungsamt Augsburg verwalteten Liegenschaften fällt die 99-jährige Marianne Martini heuer auf. Herzlichen Glückwunsch!
Verwaltet man Liegenschaften, in denen sich Senioren-Wohnungen und Pflegeheim-Zimmer befinden, ist es nicht unüblich, dass besondere Geburtstage gefeiert werden. Schließlich ist spätestens jenseits der 85 jeder Burzeltag – egal ob rund, Schnaps- oder krumme Glückszahl – Anlass sich ganz bewusst des Lebens zu freuen – vor allem, wenn man noch recht gesund und eigenständig ist.
Im Stiftungsamt der Stadt Augsburg, wo unter 49 von dort aus verwalteten Stiftungen große, traditionsreiche Altenhilfestiftungen wie die Hospitalstiftung sind, freut man sich mit jedem Mieter und jeder Mieterin herzlich, wenn ein Ehrentag ansteht.
Erstaunliche Numerologie
Die Einladung zum Wiegenfest von Marianne Martini aber hat selbst unsere langgediente Sozialbetreuerin Bronka Kozub aufhorchen lassen – und zwar, außer aus Sympathie für das Geburtstagskind, auch aus Gründen einer erstaunlichen Numerologie: Am 9.9. feierte Martini ihren 99. mit 9 Gästen!
Enkel Florian Martini hatte voller Dankbarkeit für seine Oma, bei der er einen Gutteil seiner Kindheit verbrachte, noch (fast) 99 Luftballons besorgt und gemeinsam mit Frau und zwei Töchtern das Fest ausgerichtet. Marianne Martini lebt noch weitestgehend selbständig in einer Wohnung der Fritz Hintermayr’schen Altersheim-Stiftung im Hochfeld.
1925 in Pöttmes geboren, zog Martini als Kleinkind nach Augsburg, erlebte als junge DAK-Angestellte auf einer Dienstreise im Krieg das Bombardement Hamburgs, zog in den späten 60er Jahren nach Karlsruhe, und vor gut zwei Jahren zurück in die Fuggerstadt zum einzigen Enkel und seiner Familie.
Leben mit Bewegungsfreude
„Dass meine Oma noch so fit ist, liegt daran, dass sie ihr Leben lang jeden Tag Sport gemacht hat“, erklärt Florian das Rezept der Oma für ein gesundes hohes Alter: Turnen, Tischtennis, Skifahren, Schwimmen, Wandern u.v.a. In jungen Jahren gemeinsam mit ihrem Mann, den sie als Backfisch beim Schwimmen kennengelernt hatte, und ihrem Sohn; seit sie mit 74 Witwe wurde, war der Sport auch wichtiger sozialer Anknüpfungspunkt.
Und sie hat die Freude an der Bewegung weitergegeben an Sohn, Enkel und Urenkelinnen. Florian betrieb Volleyball eine Zeitlang gar als Leistungssport, trainiert nun Kinder- und Jugendgruppen. Am 99. aber wurde selbst bei den Martinis stillgesessen und die (Ur-) Oma mit Sekt und Kuchen von Familie und Freunden gefeiert.
Tag des offenen Denkmals 8. September 2024, Sankt Jakobsstift
Führungen mit Birgit Ritter durch den weitläufigen Gebäudekomplex mit interessanten architektonischen Details.
Alljährlich ruft die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Anfang September den „Tag des offenen Denkmals“ aus. Auch heuer öffnete das Stiftungsamt der Stadt Augsburg Führung durch den weitläufigen Gebäudekomplex mit interessanten architektonischen Details. Augsburgs 1348 gegründete erste Bürgerstiftung, damals St. Jakobs-Pfründe, zog 1543 aus der Jakobervorstadt hierher um. Mehrere Erweiterungsbauten bis 1899. Ursprünglich zur Versorgung von bedürftigen Pfründnern, Kranken und Pilgern erbaut und von 1973 bis 2016 Pflegeheim, ist das Jakobsstift seit 2018 Sitz der Stiftungsverwaltung sowie u.a. des Freiwilligenzentrums und eines inklusiven Wohnprojektes.
Wahr-Zeichen: Wahrhaftigkeit der Bürger, die mit dieser ersten Augsburger Bürgerstiftung caritatives Engagement nicht mehr nur wie oft im Mittelalter üblich den Kirchen und Klöstern überließen
Zeitzeugen der Geschichte: erzählt architektonisch durch Gebäudeteile zwischen 1543 und 1899 sowie durch versch. Nutzung über die Jahrhunderte von sozialer und caritativer Entwicklung in versch. Epochen (Reformation, Spanischer Erbfolgekrieg, Säkularisierung, Rezession...)
„Never travelling alone“ Lange Kunstnacht am 22. Juni 2024 in der Spitalkapelle und weiteren Stiftungs-Liegenschaften
Bei der Langen Kunstnacht verleiht historische Architektur manchem Auftritt ein besonderes Flair – sei es dadurch, dass Programmpunkt und Gebäude auf die gleiche Epoche rekurrieren oder dass es zu einem interessanten Kulturclash kommt.
Einige Besucherinnen und Besucher wählen ihr persönliches Programm sogar mit nach den Aufführungsorten aus. Die vielen wunderschönen historischen Liegenschaften der von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftungen können da punkten.
„Bei der Langen Kunstnacht sind für uns neben den Künstlern auch die Locations spannend, wo alles stattfindet und wo man sonst vielleicht gar nicht reinkommt“, erklärt Marietta Lenke wie sie ihr Kunstnacht-Programm auswählte. „Die Sängerin Anna Mond ist sowieso toll, aber das Spannungsfeld zwischen Jazz oder Soul und einem 400 Jahre alten Sakralgebäude macht es umso beeindruckender. Ein unglaublich stimmungsvoller Auftritt.“
Der 400 Jahre alte Sakralbau ist die Heilig-Geist-Kapelle von Elias Holl, zwischen Puppenkisten und Wassertürmen am Roten Tor gelegen. Und nur einer von vier besonderen Spielorten des Kulturevents, der einer von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftung gehört: Auch im Wieselhaus mit dem Fugger und Welser Erlebnismuseum, der Antoniuskapelle in der Dominikanergasse und im Kleinen Goldenen Saal in der Jesuitengasse war in der Langen Kunstnacht einiges geboten –Navigation und Seefahrt im 15. Jahrhundert, mitreißende Walzer und Polkas aus der Strauss-Zeit oder Gitarrenkompositionen freiheitsliebender Musiker u.v.m.
Von Worpswede bis Paris
„Dass die von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftungen so viele interessante Liegenschaften besitzen, war mir gar nicht klar“, staunt Lenkes Begleiterin. „In einigen habe ich schon Wunderbares erlebt, andere will ich heute oder ganz bald für mich entdecken.“
Aber nicht nur das Publikum ist begeistert, auch die drei Musikerinnen, denen Lenke und ihre Begleitung in der Heilig-Geist-Kapelle lauschen, verweben ihr Programm auf besondere Art mit dem Raum: Unter dem Motto „Never travelling alone“, das perfekt zu den voll besetzten Kirchenbänken passt, präsentieren Anna Holzhauser („Anna Mond“, Gesang + Klavier), Julia Kellner (Baritonsaxofon/Bassklarinette) und Karla Andrä (Sprache) Kompositionen und Gedichte von Frauen, die reisten, emigrierten, vom Reisen träumten oder sich erinnerten…
Musikalisch sind das Billie Holiday, Ella Fitzgerald oder Holzhauser selbst, die auf ihrem aktuellen Album „Paula“ den Spuren der Malerin Paula Modersohn-Becker folgt. Deren Leben spiegelt das Kunstnacht-Motto #hinundweg, verbinden die meisten Modersohn-Becker doch v.a. mit der Künstlerkolonie Worpswede, während wichtige Stationen für sie als Frau und Malerin in Berlin und v.a. Paris lagen.
Kleinod für Frauen-Kunst
Ausschließlich von Frauen stammen auch die Gedichte, die Andrä vom Altar aus vorträgt: Das Publikum darf Mascha Kaléko, Eva Strittmatter oder Rose Ausländer als lyrischen Reisegefährtinnen folgen und applaudiert begeistert. Was Holzhauser und Andrä verbindet, trotz einer Generation Unterschied und obwohl die eine singt, die andere rezitiert: Beide loten mit ihren Stimmen sämtliche klanglichen und semantischen Nuancen von Worten aus, während eine klare, warme Klangfarbe dafür sorgt, dass es immer fokussiert und nie manieriert wirkt. Kellner steuert mit dem Baritonsaxofon die jeweils perfekte Begleitung bei: balladesk bei Billie Eilishs „No Time to Die“ oder mit hörbarem Amüsement bei Holzhausers Song vom Café der alten Tanten in „Bremen“.
„Vielen Dank, dass wir zu Gast in dieser besonderen kleinen Kapelle sein durften“, gibt Holzhauser dem Stiftungsamt am Ende mit. „Für mich war das Konzert durch die intime Atmosphäre der Heilig-Geist-Kapelle ein sehr schönes Erlebnis.“ Und Andrä ergänzt: „Diese Kirche ist ein unglaubliches Kleinod, sie in so einem besonderen Rahmen während der Kunstnacht gerade auch mit Frauenkunst in Beschlag nehmen zu dürfen, war wunderbar.“
Mehr zu den historischen Gebäuden der von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftungen: Wohnraum & historische Architektur (augsburg.de)
„Kann man denn schöner wohnen?“ Jubiläums-Fest im Richard-Wachter-Haus am 17. Mai 2024
Beim 25-jährigen Jubiläum der Seniorenwohnanlage Richard-Wachter-Haus finden Bewohnerinnen und Bewohner sowie Gäste aus Politik und Verwaltung viele gute Gründe zu feiern.
Wunderbar, wenn Mieter und Vermieter gut miteinander auskommen und bezüglich der hohen Lebensqualität in einer Immobilie übereinstimmen. So ist es beim Richard-Wachter-Haus, der farbenfrohen Seniorenwohnanlage von Stiftungsamt und WBG im Hochfeld: „Das Richard-Wachter-Haus war für mich immer ein Ort der Geborgenheit, ein Ort des gelebten Miteinander, in dem Gemeinschaft gepflegt und gelebt wurde und wird, in dem sich jeder auf den anderen verlassen kann“, resümiert Dieter Uitz bei der Jubiläums-Feier 25 Jahre RWH am 17. Mai. 1999 war das Haus als Gemeinschaftsprojekt des damaligen Wohnungs- und Stiftungsamtes mit der Wohnbaugruppe Augsburg bezugsfertig. Uitz, scheidender Leiter des heutigen Stiftungsamtes der Stadt Augsburg, trifft mit seinen Worten den Kern dessen, was das Leben in der Anlage ausmacht.
Rund 30 der aktuell 44 Bewohnerinnen und Bewohner sind neben Honoratioren und Mitarbeitern der Stiftungsverwaltung nicht nur zum Fest gekommen, sondern haben es gemeinsam mit der Sozialbetreuerin des Stiftungsamtes, Veronika Breitsameter, vorbereitet: Von Pinnwänden mit Infos rund um das Leben im RWH über handgemachte Häkeldeko für die Tische bis zu Vorführungen des Lesekreises, des Gedächtnis-Trainings und der Singgruppe.
"Da herin wird man gut alt"
Bei allen drei Aktivitäten ist Margot Müller dabei. Die 91-jährige ist 2008 ins Richard-Wachter-Haus gezogen und die am längsten dort lebende Bewohnerin, nachdem Emma Wörle, die von Erstbezug 1999 an 25 Jahre lang hier gelebt hatte, im März in ein Pflegeheim umzog. „Ich hab gegenüber meinen drei Töchtern schon gescherzt, ‚Ihr müsst euch auf etwas gefasst machen, da herin wird man alt!‘“, erzählt Müller. „Die Lebensqualität im Richard-Wachter-Haus ist so groß, ich hab noch keine Minuten bereut, hier eingezogen zu sein.“
1933 in Memmingen geboren, hat sie 1953 einen Augsburger geheiratet. „Aber Wohnung gab es net gleich, ich bin ja ein totales Kriegskind und erstmal bei den Eltern geblieben, mein Mann kam am Wochenende.“ Nach gemeinsamen Wohn-Stationen in verschiedenen Augsburger Stadtteilen landete das Paar mit mittlerweile drei Kindern 1972 im eigenen Haus in Haunstetten, wo Müller auch verwitwet bis zum Umzug ins Wachter-Haus 2008 lebte. „Als aber die Enkel größer wurden und net mehr so oft kamen, hab ich es verkauft. Meine Töchter waren glücklich. Da sie nach Donauwörth, Würzburg und ins Allgäu gezogen waren, wussten sie mich hier gut versorgt.“ Heimweh hatte Margot Müller nie, das Richard-Wachter-Haus wurde schnell ihr neues Zuhause. Eine frühere Nachbarin aus Haunstetten zog ihr quasi hinterher, nachdem sie sie im RWH besucht hatte und sich hier auch sofort wohl fühlte.
Enkel-Besuch zu Erdbeertörtle
Strahlend steht Müller auch heute auf ihrem Balkon im 3. Stock und blickt hinüber in die Baumwipfel, wo Vögel singen. „Kann man denn schöner wohnen? Das viele Grün, die gut geschnittene Wohnung, der Bus in die Stadt und Edeka laufnah – man ist schnell überall, aber lebt ruhig. Dann natürlich unsere Unternehmungen: Montags singen wir alle 14 Tage, wie uns der Schnabel gewachsen ist, und ich les immer noch eine urschwäbische Geschichte vor. Freitags Gedächtnistraining muss einfach sein, und einmal im Monat der Literaturkreis und Besuch von der Stadtbücherei. Zwischendurch gemeinsames Frühstück, Spielenachmittag und wir feiern alle Feste zusammen.“
Dazwischen bewirtet Margot Müller gerne ihre Töchter, sechs Enkel und sechs Urenkel. „Der eine Enkel ist Lehrer in Nürnberg und kam neulich mit dem Zug extra um mich zu besuchen. Bei mir gibt’s um die Zeit immer selbstgemachte Mürbeteig-Erdbeertörtle, nur mit frisch geschnittenen Erdbeeren und Sahne.“ Auch die jüngste Enkelin kam neulich mitsamt Freunden auf ihren Vespas zum Kaffeetrinken vorbei. Und wenn aus der Müller-Sippschaft mal keine Zeit hat, freut Müller sich am Zusammenhalt in der Wohnanlage: „Es ist eine gute Gemeinschaft, ich komme mit allen aus. Wir sind jetzt alte Leute und müssen zusammenhalten und es uns so schön machen wie noch möglich.“
Amtsleiter hinterlassen große Fußstapfen
Dass sie es häufig schön haben, sieht man an der lustigen Vorführung der Gedächtnisgraining-Gruppe, an Elisabeth Sechser im Piano-Duett mit ihrer Klavierlehrerin oder an einem selbst verfassten Text rund um das Wortfeld „Lesen“ von Swantje Günther. Das beeindruckt Stiftungsreferent Roland Barth und Gäste wie die Stadträte Siglinde Wisniewski, Regina Stuber-Schneider, Gregor Lang, Max Weinkamm und den besonderen Vertreter der Stiftungen, Hans-Peter Roßkopf. Es wird viel gelacht an diesem Nachmittag und manch einer macht sich Gedanken, wie er im Alter leben möchte.
Während Dieter Uitz schon mal vorgefühlt hat, ob das Wachter-Haus irgendwann auch für ihn ein Wohnsitz sein könnte, ist das Thema Seniorenwohnanlage für den neuen jungen Leiter des Stiftungsamtes, Marco Surauer, selbst noch weit weg – am Herzen liegen ihm das Richard-Wachter-Haus und dessen Bewohner aber jetzt schon, wie er in seiner Begrüßung sagt: „Ich trete in wirklich große Fußstapfen, nachdem 1999 mein Vor-Vorgänger Herr Mordstein gemeinsam mit Herrn Mathe von der WBG das Projekt entwickelt und hochgezogen haben.“ Auch der äußerst engagierte und beliebte scheidende Amtsleiter Dieter Uitz hinterlässt Spuren – kann nach vielen gemeinsamen Jahren der Zusammenarbeit mit Surauer im Stiftungsamt den Staffelstab „Richard-Wachter-Haus“ aber auch beruhigt weitergeben und sich auf den Gemeinschaftssinn der Bewohnerinnen und Bewohner verlassen.
Zeichen des Vertrauens
Sollte Uitz irgendwann tatsächlich ins Richard-Wachter-Haus einziehen, träfe er dort als Nachbarn übrigens auf seinen früheren Chef und Vor-Vor-Vorgänger als Kämmereileiter, Friedrich Geserig und dessen Frau Rosegunde. Geserig hat statt einer Festschrift eine Umfrage unter den Bewohnerinnen und Bewohnern erstellt, wie zufrieden sie im RWH sind und warum. Ergebnis: 85% fühlen sich „sehr gut“ oder „gut“ aufgehoben und nennen ähnliche Gründe wie Margot Müller dafür. Dass die Mietergemeinschaft das Jubiläum auch genutzt hat, um „offen und konstruktiv zu schildern, was man noch verbessern könnte“ nimmt Stiftungsreferent Roland Barth in seinem Grußwort als „Zeichen des Vertrauens in die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftungsverwaltung und der WBG, die über die Jahre bei dieser Public-Private-Partnership zwischen öffentlich-rechtlichen Einrichtungen und privaten Unternehmen dafür gesorgt haben, dass man gut und gerne seinen Lebensabend im Richard-Wachter-Haus verbringen kann.“
Zwischen Maximilianmuseum und „Betten Huber“ das Jakobsstift erkunden
Zum zweiten Mal bot die Stiftungsverwaltung bei Augsburg Open am 3. Und 4. Mai 2024 Führungen durch den eigenen historischen Amtssitz an
Zum zweiten Mal bot die Stiftungsverwaltung bei Augsburg Open am 3. Und 4. Mai 2024 Führungen durch den eigenen historischen Amtssitz an
Vom CineStar-Kino zum Maximilianmuseum, dann zu Betten Huber – und dazwischen das Jakobsstift. Manche Teilnehmer von „Augsburg Open“ wollten es wirklich wissen, wie ihre Stadt funktioniert und hinter den Kulissen ausschaut. Die Tage der offenen Türen, die das Stadtmarketing alljährlich organisiert, finden immer großen Anklang und leben von Besuchern, die neugierig sind und Lust aufs Entdecken haben – 2024 vom 2. bis 5. Mai.
14 solcher Besucher fanden sich auch zu den beiden Führungen im Paritätischen St. Jakobsstift ein, mit denen das kommunale Stiftungsamt zum zweiten Mal an Augsburg Open teilnahm. Am Freitagnachmittag und Samstagvormittag konnte der weitläufige Gebäudekomplex am Mittleren Lech, hinter Rathaus und Maria Stern, unter dem Motto „Gutes anstiften.“ erkundet werden.
Caritatives Engagement kirchlich oder bürgerlich?
Die 1348 in der Jakobervorstadt als „St. Jakobs-Pfründe“ errichtete Stiftung ist alleine schon deshalb etwas Besonderes, weil sie auf eine Art Bürgerinitiative zurückgeht und damit die älteste Bürgerstiftung Augsburgs ist. Neben aller Mildtätigkeit festigte man damit auch seine Stellung gegenüber dem Bischof – war caritatives Engagement im Mittelalter doch meist kirchlich und klösterlich organisiert.
Mit dem Umzug 1543 an den Mittleren Lech war das selbstbewusste Bürgertum dann auch räumlich mit seiner Stiftung da angekommen, wo es sich selbst gerne sah: In der Nähe des Rathauses und der Prachtstraßen. Malereien in Form von Fabelwesen, Blatt- und Blütenornamenten an Fassade und Fensterlaibungen, die das zum Ausdruck brachten, sind heute nicht mehr zu sehen – dafür zeugen die original erhaltenen Holztreppen mit jedem knarzenden Schritt von der Geschichte des Baus. Reformation, Spanischer Erbfolgekrieg oder 20er-Jahre-Rezession: Zu vielen historischen Ereignissen gab es bei Augsburg Open auch im Jakobsstift etwas zu erzählen und entdecken.
Viel Gutes unter einem Dach
Bevor es weiterging zu Betten Huber oder auf einen Kaffee in die Altstadt, wollten die Besucher am Ende der Führungen auch noch alles über die aktuelle Nutzung des Gebäudekomplexes erfahren. Seit 2018 kommunales Verwaltungsgebäude 5, werden aus dem Jakobsstift heraus nicht nur ganze 49 Stiftungen verwaltet – es ist mit weiteren Ämtern der Sozialverwaltung sowie dem Freiwilligenzentrum, einem inklusiven und einem generationenübergreifenden Wohnprojekt u.a. beeindruckend viel Gutes unter einem Dach vereint.
Stiftungen für gleiches Recht auf Friede, Respekt und Ressourcen
Das Bekenntnis der Augsburger Stadtverwaltung für ein friedliches Miteinander greifen wir im Stiftungsamt gerne auf. Unsere Stiftungen sind bunt und vielfältig. Seit Jahrhunderten leben Augsburger Bürgerinnen und Bürger ein friedliches Miteinander auch, indem sie stiften: für die Ärmsten, für Kranke, Alte, für Bildung, für ein schönes Stadtbild. Und für ein friedliches Miteinander der Religionen und Weltanschauungen – gerade in schwierigen und kriegsgebeutelten Zeiten.
Viele der von uns verwalteten Stiftungen sind „paritätisch“: Katholiken und Protestanten sollten nach den Konflikten infolge der Reformation gleichermaßen Zugang zu Unterstützung erhalten. Lassen Sie uns das heute weiter fassen: „Paritätisch“ kommt von paritas, dem lateinischen Wort für Gleichheit.
Wenn wir annehmen, dass jede und jeder das gleiche Recht auf Frieden, Wertschätzung, Respekt und Ressourcen wie Trinkwasser, saubere Luft und Wohnraum hat und wenn wir danach handeln – hier in unserer Stadt und mit unserer Haltung demgegenüber, was anderswo auf der Welt geschieht – dann ist jeglicher Art von Konflikt der Nährboden entzogen.
Dann sind wir alle Augsburg. Dann sind wir alle Weltbürgerinnen und -bürger.
So wie wir das idyllisch verschneite Jakobsstift mit dem erleuchteten Rathaus dahinter aus unseren Bürofenstern sehen, wünschen wir allen Menschen einen sicheren, friedvollen Ort zum Miteinander-Arbeiten, Miteinander-Frieden-Gestalten und Miteinander-Leben.
Konzerte und eine Lesung im Betreuten Wohnen des Stiftungsamtes im Advent 2023
Ein Hallelujah auf den versalzenen Glühwein: Konzerte und eine Lesung im Betreuten Wohnen des Stiftungsamtes im Advent 2023
„Das sind immer Sternstunden!“, schwärmte eine Seniorin nach einer amüsanten adventlichen Lesung. Veronika Breitsameter versteht es, solche „Sternstunden“ zu erschaffen: Als Sozialbetreuerin des Stiftungsamtest der Stadt Augsburg hat sie ein Händchen für Musik und Literatur, die den Bewohnerinnen und Bewohnern des Betreuten Wohnens in stiftungseigenen Häusern gefallen und kulturelle Highlights sowie gute Stimmung in die Gemeinschaftsräume bringen. In der Vorweihnachtszeit leuchten die „Sternstunden“ besonders hell und häufig: Über zwei Konzerte und eine Lesung durften sich die älteren Menschen freuen.
Los ging es am 29. November mit einem Adventskonzert im Dr. Schenk-Stift: Martin Hubner (Gesang) und Liane Christian (Klavier) gaben Lieder u.a. von Peter Cornelius wieder. Der 97-jährigen Hermann Harthmuth saß in der ersten Reihe und fühlte sich an seine Zeit als Teenager in der Augsburger Singschule erinnert: „Dort haben wir auch die schönen Lieder von Peter Cornelius gesungen. Und es war damals die einzige Möglichkeit, Mädchen kennen zu lernen!“
Lebendig perlender Sound
Sich kennenlernen und zusammensein ist für Margot Komprecht auch das Schöne an Breitsameters Veranstaltungen: „Das ist doch viel besser als wenn jeder alleine in seiner Wohnung sitzt. Besonderes berührt hat mich heute das Klaviersolo mit Liszts ‚Hirten an der Krippe‘.“
Moderne Töne gab es am darauffolgenden 30. November im Richard-Wachter-Haus: Leonard Cohens „Hallelujah“, ABBAs „Dancing Queen“ u.v.a., interpretiert vom Saxophonduo „Saxomina“. Die beiden jungen Musikerinnen Milena Herrmann und Hanna Menzinger sind Stipendiatinnen der von Sir Yehudi Menuhin gegründeten Organisation „Live Music Now“ und erfreuten die zahlreich erschienen Seniorinnen und Senioren mit mal melancholischem, mal lebendig perlendem Sound sowie unterhaltsam eingeflochtenem Fachwissen: Etwa über Adolphe Sax, der das nach ihm benannten Instrument 1842 in Paris erfand, damit man auch auf belebten Plätzen musizieren konnte – Streicher z.B. waren dafür zu leise.
„Rentiere im Anflug“ auf die Lachmuskeln
Oder darüber, dass ABBA mittlerweile Konzerte mit virtuellen Hologrammen von Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid gibt – als wäre es 1979. Zum Glück waren die Saxophonistinnen keine Hologramme, sondern ebenso live im Richard-Wachter-Haus anwesend wie eine Woche später der Autor Heiner Graf. Am Nikolaustag las der aus Oberbayern stammende Mundart- und Krimiautor Besinnliches und Satirisches aus „Rentiere im Anflug – Geschichten und Gedichte rund um das moderne Weihnachtsfest“.
Egal ob eine Familie in der Lockdownzeit einen privaten Weihnachtsmarkt für Drei mit versalzenem Glühwein organisiert, amazons „Alexa“ dem Christkind beim Wunschzettel-Abarbeiten Konkurrenz macht oder die Plätzchendose längst vor dem Fest geplündert ist – Graf nahm die Seniorinnen und Senioren mit auf eine amüsante sensorische Reise in den Advent.
Punsch und Zeit zum Reden
Unterstützt wurde Veronika Breitsameter bei dieser Veranstaltung von Laura Coccaro-Wilhelmsen von der Stadtbücherei, die wie immer einmal monatlich den „Mobilen Bücherdienst“ ins Richard-Wachter-Haus bringt. „Jetzt in der Weihnachtszeit lesen die Leute im Betreuten Wohnen nicht nur viel, sondern leihen auch Backbücher mit Plätzchenrezepten oder Bücher mit weihnachtlichen Geschichten aus. Und freuen sich umso mehr darüber, sich über Literatur und diese und das unterhalten zu können.“
Dafür gab es bei allen drei Veranstaltungen Zeit und mit Plätzchentellern, von Stiftungsamts-Leiter Dieter Uitz gestiftetem Punsch und von Breitsameter liebevoll hergerichteter Deko auch den passenden Rahmen. Sternstunden eben…
Stiftungstreffen in Augsburg mit Gästen aus dem ganzem Bundesgebiet vom 12. bis 14. November 2023
Das Stiftungsamt der Stadt Augsburg richtete als Gastgeber die diesjährige Herbsttagung des Arbeitskreises Kommunales im Bundesverband Deutscher Stiftungen aus.
Unter dem Motto „Die Vielfalt des kommunalen Stiftens“ waren vom 12. bis 14. November 2023 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommunaler Stiftungsarbeit aus ganz Deutschland zu Gast. Ein vielfältiges, vom Stiftungsamt koordiniertes Programm bildete den Rahmen für Fachvorträge und kollegialen Austausch.
Roland Barth: „Breitgefächertes Engagement des Stiftungsamtes“
Augsburg beeindruckte die Gäste durch seine Historie und v.a. die lange und erfolgreiche Geschichte seiner Stiftungen. 49 der aktuell 173 Augsburger Stiftungen werden vom Stiftungsamt verwaltet. Bei einem Empfang im Fürstenzimmer des Rathauses nahm Stiftungsreferent Roland Barth die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit auf eine Reise durch sein umfangreiches historisches und kunstgeschichtliches Wissen und zeigte auch den Goldenen Saal. „In Fortführung unserer langen Tradition als Stiftungsstadt begrüße ich das breitgefächerte Engagement unseres Stiftungsamtes und die überregionale Vernetzung in der kommunalen Stiftungsarbeit ausdrücklich.“
Älteste Bürgerstiftung der schwäbischen Metropole
Die Gäste waren aus 25 Kommunen von Oldenburg über Aachen bis Konstanz, von Pinneberg über Halle bis Rosenheim angereist und viele erstmals in der schwäbischen Metropole. Im Rahmenprogramm lernten sie, geführt von Regio Augsburg-Mitarbeiterinnen, die Fuggerei und das Fugger und Welser Erlebnismuseum kennen. Die älteste Augsburger Bürgerstiftung – Paritätische Sankt Jakobsstiftung von 1348 – stellte Amtsleiter Dieter Uitz zur Eröffnung des Tagungsprogramms im Pädagogischen Forum der VHS ebenso vor wie das altehrwürdige Hospitalstift mit seinem berühmtesten Bewohner, dem Kasperl der Augsburger Puppenkiste.
Dieter Uitz: „Zukunft von Stiftungen lebendig gestalten“
„Das jährliche Treffen des Arbeitskreises Kommunales ist ein wichtiger Termin auf Bundesebene, den wir 2023 gerne nach Augsburg geholt haben, weil wir stolz auf unsere schöne Stadt und ihre jahrhundertelange Stiftungsgeschichte sind“, erklärte Uitz. „Von beidem konnten wir den Teilnehmenden einen Eindruck vermitteln. Viele haben bereits angekündigt, Augsburg gerne wieder besuchen zu wollen. Fachliche Fortbildung wie auch persönlicher Austausch bringen wertvollen Input für die laufende Arbeit in der Stiftungsverwaltung und helfen, die Stiftungen für die Zukunft lebendig zu gestalten.“
Neue Generalsekretärin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
In Expertenvorträgen von Referentinnen und Referenten des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen sowie von Fachleuten aus dem Kreis der Teilnehmenden ging es um Themen der kommunalen Stiftungsarbeit wie Nachlassmanagement, Immobilienverwaltung oder die jüngste Änderung des Stiftungsrechts vom vergangenen Juli. Neu ist auch Friederike von Bünau als Generalsekretärin des Bundesverbandes, die eigens aus Berlin nach Augsburg gereist war, um sich vorzustellen und Einblicke in die aktuelle Tätigkeit des Verbandes zu geben.
Soziale Arbeit von Stiftungen trägt enorm zum Gemeinwohl bei
Michael Müller (Frankfurt/Main) und Andreas Voß (Konstanz) von der Lenkungsgruppe des AK Kommunales hoben „die interessanten und charmant präsentierte Schätze aus Augsburg“ als Impulsquelle für einen erfolgreichen Austausch und für die tägliche Stiftungsarbeit in den Kommunen hervor. Das Treffen diente auch zur Vorbereitung des nächsten Deutschen Stiftungstages, der Mitte Mai 2024 in Hannover stattfinden wird. „Unser Netzwerk bildet die Vielfalt der kommunalen Stiftungen ab, die häufig mit sozialer Arbeit enorm zum Gemeinwohl einer Stadt beitragen an Stellen, wo es keine öffentlichen Mittel gibt. Das und die vielen anderen Stiftungszwecke wie Denkmalschutz, Landschaftspflege u.a. wollen wir weiter pflegen. Die Tagung in Augsburg hat dafür wertvolle Ideen und neue Kontakte gebracht“, resümierten Müller und Voß.
„Cooler als München“ am 10.09.2023
Mit dem Kleinen Goldenen Saal in der Jesuitengasse und der Spitalkapelle von Elias Holl öffnete die Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburg am Tag des offenen Denkmals gleich zwei Baudenkmal-Highlights. Einheimischen und Touristen gefiel das.
Kaum öffnen sich an diesem Sonntagmorgen die Türen in der Jesuitengasse 12, strömen Besucher in das ehemalige Jesuitenkolleg: frisch vom Fahrrad gestiegene Augsburger, Ordensschwestern, Familien mit Kinderwagen und Touristen mit Strohhut. Sie alle wollen den Kleinen Goldenen Saal sehen, die ehemalige Aula des Kollegs und einer der schönsten erhaltenen Marianischen Kongregationssäle Süddeutschlands.
Ein Kleinod seit 1765 – und dennoch sogar vielen Einheimischen unbekannt, weshalb die Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburger beschlossen hatte, den Saal am diesjährigen Tag des offenen Denkmals zu zeigen. Eigentümerin des Saals ist die Stiftung Katholischer Studienfonds, die von der Stadt Augsburg verwaltet wird.
Kulturinteressierte Generation Z
1998 bis 2004 aufwendig restauriert, strahlt der Saal seinen Besuchern entgegen und zieht sie in seinen Bann: Fensterreihen, Pilaster und Portale zeugen vom Rokoko-Ideal vollkommener Symmetrie, Stuckelemente von Johann Michael Feuchtmayer und vor allem das Deckenfresko von Matthäus Günther von der Marien-Frömmigkeit der Auftraggeber. Als Versammlungsraum für die ans Jesuitenkolleg angebundenen Marianischen Kongregationen, sollte der Kleine Goldene Saal die Muttergottes künstlerisch wie transzendental als vollendete Himmelskönigin präsentieren.
Das lockt am Tag des offenen Denkmals weit über 100 Besucher. Allein an den beiden von der Stiftungsverwaltung angebotenen Führungen nehmen etwa 80 Interessierte teil. Auch die Generation Z, also die jetzigen Teenager bis Mittzwanziger, interessiert sich für Baukultur- und -geschichte. Und nicht nur als Anhängsel an den sonntäglichen Familienausflug.
Versteckter Charme
Tobias Landmann z. B. ist zwar mitsamt Eltern und auf Wunsch der Mutter, deren früherer Schulweg durch die Jesuitengasse führte, aus München für den Tag des offenen Denkmals nach Augsburg gekommen. Aber nun betrachtet auch der 22-jährige Chemie-Student aufmerksam jedes Detail. „Es ist cooler als in München, wo alles so riesig und präsent ist. Dass der Kleine Goldene Saal versteckter ist, macht seinen Charme aus. Und mir gefallen besonders die mega detailgetreuen Stellen im Fresko, die sich auf Augsburg beziehen.“ Weiter zieht Familie Landmann zum Wieselhaus im Äußeren Pfaffengässchen mit dem Fugger- und Welser-Erlebnismuseum. Das Gebäude gehört ebenso wie der Kleine Goldene Saal der Stiftung Katholischer Studienfonds.
Diese erfüllt (nicht zuletzt) mit der in der Stiftungssatzung festgelegten Nutzung durch das Gymnasium bei St. Stephan (als katholisches Gymnasium in Nachfolge des Jesuitenkollegs) den Stiftungszweck. Wenn keine Schulkonzerte oder Abiturfeiern stattfinden, vermietet das Kulturamt den Kleinen Goldenen Saal mit seiner hervorragenden Akustik für zahlreiche Konzerte und andere Veranstaltungen insbesondere kultureller Art: Das Mozartfest findet hier ebenso statt wie Talkrunden. Viele Besucher wollen daher einmal wiederkommen, um den Saal auch in seiner abendlichen Pracht zu erleben. Heute aber zieht es sie weiter zu anderen Augsburger Denkmälern. Wie zur Kapelle des Heilig-Geist-Spitals, das als Elias Holl-Bau in seinem Jubiläumsjahr besonders gefragt ist.
Taufen unterm Engel
Eigentum der Paritätischen Hospitalstiftung und ebenfalls von der Stadt Augsburg verwaltet, gibt es hier „ein großes Staunen und eine angenehme Wahrnehmung des Ortes.“ So empfindet Stadtführerin Birgit Ritter es, die Besucher zu zwei Führungen empfängt. Vom berühmten und heuer als Jubilar gefeierten Stadtbaumeister Elias Holl mit dem gesamtem Stiftskomplex 1623 bis 31 entworfen, schließt die Kapelle südlich, gegenüber den Wassertürmen, an das ehemalige Heilig-Geist-Spital an. Ein hölzerner Engel, der im Zentrum des Raums von der Decke schwebt, fasziniert die Besucher besonders. Pfarrer Bernhard Offenberger von St. Ulrich ergänzt mit Informationen zur heutigen Nutzung der Kapelle: Gerne wird hier geheiratet und getauft, der mobile Taufstein dabei oft unter dem bewunderten Engel platziert.
Nach der zweiten Führung wollen die Gäste gerne noch das gesamte Hospitalstift mit Ritter umrunden. Ein schöner Abschluss, fühlt sich dieser Tag des offenen Denkmals für die Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburg doch insgesamt nach einer „runden Sache“ an, die im kommenden Jahr fortgesetzt werden soll.
Engelhaftes von Frühbarock bis a capella-Pop. Lange Kunstnacht am 24. Juni in der Heilig-Geist-Kapelle
Außengastronomie, Lange Kunstnacht, Freilichtbühne – es ist viel geboten an diesem Midsomar-Samstag 2023 in der Augsburger Innenstadt.
Auch in der Spitalgasse zwischen den Wassertürmen am Roten Tor, entlang der Puppenkiste, bis zu St. Margareth, tobt das Leben.Währenddessen wartet in der Heilig-Geist-Kapelle ein Engel still auf seinen Auftritt.Hölzern ist er und niemand weiß genau, wie lange er schon in dem von Elias Holl 1623-31 mit dem komple tten Hospitalstift geplanten Sakralraum unter der Decke schwebt. Er mag den Wechsel vom katholischen zum protestantischen Gotteshaus 1648 erlebt haben, 1805 im Zuge der Säkularisation die Verkleinerung der Kapelle, um mehr Platz für Krankensäle zu schaffen, unzählige Schulgottesdienste, Taufen, Hochzeiten… aber dass ihm ein ganzer Abend gewidmet wird, ist neu. Passt allerdings hervorragend zum Motto der Kunstnacht #hochhinaus, das 450 Jahren Stadtbaumeister (und Kapellen-Architekt) Elias Holl feiert.
Unmenschlich neutraler Star des Abends
Darüber freut sich auch die Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburg, unter deren 49 eigenständigen Stiftungen mit vielen besonderen, historischen Gebäuden sich auch Holls Hospitalstift befindet. Als die Blockflötistin Sophia Rieth dessen Kapelle erstmals betrat, um sich ein Programm mit dem „ensemble Kassiopeia“ für die Lange Kunstnacht zu überlegen, zog der Engel sie in seinen Bann:
„Ich kam in die Kapelle, überrascht ob ihres quadratischen Grundrisses, der alles auf die Mitte des Raumes fokussierte. Da entdeckte ich ihn und es war klar, dass er der Star des Abends sein würde: ein freundlich-gütiger und zugleich unmenschlich neutral blickender Engel, der seine Kapelle behütet. Wir Menschen interpretieren ja allerhand kitschige Facetten und Eigenschaften in diese Wesen hinein. Was aber könnte sich ‚wirklich‘ hinter eines Engels Fassade abspielen, der immer in der Schwebe bleibt?“
Musikalisch durch Himmel und Hölle
Und so blickt der Schwebende an diesem 24. Juni herab auf die Gäste, die den Trubel der Gassen mit den stillen, warmen Abendsonne-Strahlen in der Heilig-Geist-Kapelle tauschen, und auf das „ensemble Kassiopeia“. Neben Rieth an der „flauti dolci“ sind das Felicia Graf (Violine), Theresa Steinbach (Sopran), Markus Guth (Klavier und Orgel) sowie Julian Diepolder (Sprechkunst). „Sinnkrise eines Engels“ haben sie ihr Programm getauft und schicken ihn musikalisch und rezitierend durch Himmel und Hölle, von Girolamo Frescobaldi über Rainer Maria Rielke bis zu den Wise Guys.
Er darf frühbarocken Charme versprühen, muss sich in der literarischen Moderne als „schrecklich“ bedichten lassen und mit Astor Piazzolla 1965 in dessen Engelliedern erst Tango tanzen dann gar sterben, bevor „ensemble Kassiopeia“ ihn als alltäglichen aber schwer zu entdeckenden Schutzengel im a capella-Pop der Wise Guys wieder auferstehen lassen.
Langer Applaus in Langer Kunstnacht
Alle fünf Künstler sind fokussiert und präsent im physischen Raum der Kirche mit ihrer Engel-Skulptur – und offen changierend im assoziativen Raum des Engel-Themas, den sie mit ihren Stimmen, Instrumenten und Blicken eröffnen. So ist schon das einfach Anzünden einer Kerze durch Felicia Graf ein erster, suggestiver Programmpunkt. Ab da sind die gut 25 Besucher mit allen Sinnen und dem, was an Übersinnlichem im Raum liegt, dabei und belohnen das außergewöhnliche Programm am Ende mit langem Applaus.
Auch die Wiederholung von „Sinnkrise eines Engels“ um 23 Uhr im Kerzenlicht verfolgen knapp 30 Zuschauerinnen und Zuschauer. Und nun schien der Hölzerne am Ende einer erfolgreichen Langen Kunstnacht fast ein bisschen zu schmunzeln und der Idee der Wise Guys zu entsprechen: „Ein Engel, der dir immer nah ist / Der für dich da ist, wenn du in Gefahr bist.“
Lesung am 23. Mai. 2023: 17 Kinder und ein Mann, der nicht soff.
Die 89-jährige Marianne Schuber stellte im Richard-Wachter-Haus ihr Buch über Oberhauser Frauenschicksale vor.
Stiftungsverwaltung und Stadtbücherei kooperieren für Seniorinnen und Senioren im Betreuten Wohnen.
„Das Leben ist schön – von einfach war nie die Rede“ – der Titel von Marianne Schubers Buch über Oberhauser Frauenschicksale lässt viele im Publikum zustimmend nicken, wenn die 89-jährige Autorin von Therese Neigl, Emilie Fromm oder Schwester M. Corona Erna Lehner erzählt: Lauter Frauen, die zwischen 1843 und heute in Augsburgs Arbeiterquartier-Stadtteil leb(t)en und deren Geschichten Schuber mit ihrer 2022 erschienenen Publikation bekannt machte. Die Autorin lebt selbst in Oberhausen, arbeitete als Lehrerin und promovierte in Geschichte.
Auch nicht immer einfach aber dank guter Betreuung oft schön ist das Leben der Seniorinnen und Senioren im Richard-Wachter-Haus. Veronika Breitsameter, für das betreute Seniorenwohnen zuständige Sozialarbeiterin des Amts für Finanzen und Stiftungen der Stadt Augsburg, kümmert sich u.a. um kleine aber feine Kultur-Events. Und ein Event ist alleine schon der Auftritt der hochbetagten Autorin Schuber: Vital wie ein Jungstar der Literaturszene betritt sie den Raum etwas später als angekündigt, füllt diesen sofort mit ihrer Aura und sorgt mit einem Bonmot darüber, wie ihre Begleiterin sie noch mit Lockenwicklern im Haar vorfand, da sie am Vorabend auf der Vorstandssitzung der von ihr mitgegründeten Realschule für Sehbehinderte in Oberschließheim war und den Termin im Wachter-Haus fast vergessen hätte, für Lacher und Sympathie.
Geschichten vom Aufstehen und Zusammenhalten
Zu Lachen hatten die Frauen, deren Geschichten Schuber in Gesprächen mit Familienmitgliedern, Nachkommen und Nachbarn gesammelt sowie die Hintergründe im Stadtarchiv recherchiert hat, häufig nicht. Therese Neigl etwa, 1881 geboren, die 17 Kinder bekam, von denen drei das Kleinkindalter nicht überlebten. Sieben Mädchen und sieben Buben konnte sie großziehen, unterstützt von ihrem Mann, der „das Geld aus der Fabrik nicht versoff, sondern nach Hause brachte“ – offenbar keine Selbstverständlichkeit im rasant wachsenden Arbeiterviertel. Therese sorgte dafür, dass alle sieben Jungs nicht in die Fabrik mussten, sondern eine Lehre machen konnten. Nur um vier ihrer Söhne dann im Krieg zu verlieren, einen unter absurd-tragischen Umständen wie in einem Camus-Roman: am Konfirmationstag des Enkels mit einem Großteil seiner eigenen Familie – während Heimaturlaubs von der Front.
Schubers Geschichten erzählen vom Durchhalten, immer wieder Aufstehen und vom Zusammenhalt untereinander: Von der Jüdin Emilie Fromm bekam Neigl etwa günstige Stoffreste in deren Ladengeschäft, um für die Kinder zu nähen. Lange wähnte auch Fromm sich gut aufgehoben und sicher in der Oberhauser Gesellschaft, sie und ihr Mann hatten „schließlich nie jemandem etwas getan“ – bis die Gräuel der Nazis auch in Oberhausen zu nah kamen und das Ehepaar Fromm 1941 zum längst ausgewanderten Sohn in die USA emigrierte.
So, wie gut 50 Jahre später Marica Babić vor den Schrecken des Balkankriegs floh – und in Oberhausen landete. Ihre Biografie ist die jüngste in „Das Leben ist schön“. Schubert erzählt sie mit großem Respekt vor den Frauen und viel Nähe zum Publikum: Nicht einmal schaut sie während der Veranstaltung in ihr Buch, noch nutzt sie die vorbereitete Sitzgelegenheit, sondern rückt den bewegt Lauschenden stetig näher.
Leseliebe und Lieblingsarbeit
Weil aber nicht nur das Leben sondern auch das Lesen schön ist und im #teamaugsburg gerne kooperiert wird, um auch älteren Bürgerinnen und Bürgern etwas zu bieten, war Laura Coccaro von der Stadtbücherei mit im Boot: Schubers Lesung fand im Rahmen des „Mobilen Bücherdienstes“ statt. Einmal in Monat besucht Coccaro die städtischen Pflegeeinrichtungen und bringt große Kisten voller Lesestoff zum Ausleihen mit. Das wird gut genutzt „viel anspruchsvolle Literatur und aktuelle Neuerscheinungen, aber auch Sachbücher, v.a. aus den Bereichen Soziologie oder digitale Entwicklung.“ Auch diesmal gibt Coccaro bestellte Wunschtitel aus, nimmt Ausgelesenes zurück und unterhält sich z.B. darüber, warum „Zwischen Welten“ von Juli Zeh/Simon Urban eher Leseliebe auf den zweiten Blick ist. Die Zeit, während der Schuber zu Hause noch Lockenwickler ausdreht, wird von den Bücherwürmern im Wacher-Haus gut genutzt und Coccaro schwärmt: „Ich kann mir keine schönere Arbeit vorstellen.“
Margarethe Müller lebt seit 15 Jahren hier und liest noch genauso gerne wie als Kind, „damals viel unter der Bettdecke. Auch meinen Kindern und Enkeln hab ich immer vorgelesen und freue mich, dass die Enkel als Teenager Bücher noch gerne mögen.“ Auch Rose und Friedrich Geserig, seit drei Jahren Wachter-Haus-Bewohner, sind Bücher-Fans – und nun auch Fans von Marianne Schuber: „Es war großartig, vor allem so authentisch und lebhaft vermittelt.“
Oberhausen als Mikrokosmos
Das kann Marianne Schuber: Anekdoten ausschmücken (wie die von einem Apfelbutzen im hungrigen Tausch gegen eine Mutprobe im Klassenzimmer) oder Sätzen wie „Therese gebar 17 Kinder.“ erstmal für sich stehen lassen. Große historische Zusammenhänge mühelos herstellen oder im Mikrokosmos Oberhausens auf die individuelle Lebensleistung einer Frau fokussieren. Und dabei ihre eigene und das, was ihr am Herzen liegt, auch dem Publikum näher bringen: Außer einem Stapelchen frischem Lesestoff unterm Arm nahmen alle Verständnis für die schwierige Bildungssituation von Sehbehinderten mit sowie die Neugier, auf Biografien in der Familie oder Nachbarschaft und vielleicht auch die eigene einen aufmerksamen Blick zu werfen.
Coccaro sprach beim Applaus allen aus dem Herzen: „Mir scheint, liebe Frau Schuber, ihre eigene Geschichte gehört eigentlich auch in dieses Buch mit besonderen Oberhauser Frauenleben!“
Aktuell arbeitet die Autorin allerdings an einem neuen Werk – mit Oberhauser Männer-Biografien. „Ich hoffe, Sie sind noch alle da, wenn ich damit wiederkomme!“, scherzte sie. „Und ich bin dann auch da.“ Das Leben ist schließlich schön, in Oberhausen und im Richard-Wachter-Haus …
Frühlingskonzert der Stiftungsverwaltung
Hochkarätiges von Bach bis Beatles am 11. Mai 2023
Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburg lud Seniorinnen und Senioren zu Frühlingskonzert mit Yehudi Menuhin-Stipendiaten ein.
Wer sich aktuell z.B. im Krankenhaus, Gefängnis oder Betreuten Seniorenwohnen befindet, kann nicht so einfach Konzertsäle besuchen – obwohl gerade denjenigen, die durch Krankheit, Fehlverhalten und besonders auch Alter eingeschränkt sind, die Energie eines Schubert-„Ave Maria“ oder eines Joplin-„Entertainers“ besonders wohltäte. „Musik bringt den Menschen die größte Freude in allen Lebenslagen“, umschreibt Mieke Stoel den Leitgedanken, auf den der weltberühmte Geiger Yehudi Menuhin 1977 die Organisation „Live Music Now“ aufbaute: Ziel ist es, tönende Glücksmomente gerade jenen Menschen zu bringen, die sie sich eben nicht selbst in den üblichen Musentempeln abholen können.
So geht es auch manchen Seniorinnen und Senioren in Liegenschaften mit Betreutem Wohnen, die vom Amt für Finanzen und Stiftungen der Stadt Augsburg verwaltet werden. Veronika Breitsameter, als Sozialarbeiterin der Stiftungsverwaltung zuständig für die Mieter in den Senioreneinrichtungen, hält daher immer die Augen offen, wie sie Unterhaltung und Freude zu den älteren Menschen bringen kann. Jüngst hat sie zusammen mit der zitierten Mieke Stoel ein Frühlingskonzert mit Live Music Now-Stipendiaten organisiert. Stoel fungiert als künstlerische Betreuung im Augsburger Ableger von Live Music Now e.V.
Glücksfall für älteres Publikum
Zweite Idee Lord Menuhins für LMN war es nämlich, junge Talente Auftrittserfahrungen sammeln zu lassen. Das taten am 11. Mai im Richard-Wachter-Haus vor über 30 Seniorinnen und Senioren die Geigerin Madina Adamova und der Pianist Seokho Lee. Die junge Frau aus Kasachstan und der Südkoreaner hatten sich vor sechs Jahren am Leopold Mozart-Zentrum und als LMN-Stipendiaten getroffen. Ihre musikalische und persönliche Wellenlänge passt, sodass sie ein riesiges Repertoire – „Wir könnten vier Stunden lang spielen“ – gemeinsam erarbeitet haben und im Wachter-Haus einen Querschnitt von Bach bis Beatles darboten.
Den kündigte Mieke Stoel zurecht als „hochkarätig“ an. Die beiden jungen Talente lassen einander viel Raum für den abwechselnd dominanten Klavier- oder Violinen-Part, um dann leichthändig aber punktgenau wieder zusammenzufinden. Buchstäblich perfekt eingespielt kombinieren sie hohes instrumentales Niveau mit spürbarer Spielfreude und Charme auch bei der Moderation des Programms – was gerade vor älterem Publikum ein Glücksfall ist. „Also die hat ja eine Stimme!“, schwärmte eine Besucherin, die seit sieben Jahren im Richard-Wachter-Haus lebt und Veranstaltungen im Gemeinschaftsraum gerne wahrnimmt, auch von Adamovas vokalen Qualitäten. „Und die Ansagen so schön ausgeschmückt. Mir hat das ganze Programm gut gefallen und ich kannte einige der Stücke, weil ich selbst Klavier gelernt habe und noch spiele. Seit meinem Umzug ins Wachter-Haus auf einem kleineren elektronischen Instrument.“
Satte Geige und virtuos pläsierliches Klavier
Auch Swantje Günther, die „mit Musik aufgewachsen“ und, seit fünf Jahren im Wachter-Haus lebend, noch mobil genug ist, Konzerte in München oder am Chiemsee zu besuchen, freute sich: „Das war wirklich ein Highlight unseres Jahresprogramms hier. Die Musik hochklassig und die Moderation so erfrischend, dass auch Menschen, die nicht mehr lange am Stück zuhören können, aufmerksam blieben. Manche meiner Mitbewohner würden ja gerne mal mit mir auf ein Sommerkonzert außerhalb gehen, aber trauen sich den Heimweg spätabends nicht mehr zu. Für die ist es besonders schön, wenn Frau Breitsameter so etwas ins Haus holt.“
Das breitgefächerte Programm bot für jeden etwas: Mozarts Violinsonate No. 18 KV 301 nebst Erklärung, weshalb diese unüblicherweise nur aus zwei Sätzen besteht; die in „Can you feel the love tonight“ vertonte Liebesgeschichte zwischen Simba und Nala aus „König der Löwen“ oder „O Sole mio“ zum Mitschmettern – Adamova / Lee spielen Klassik wie seltene Weltklasse-Popsongs und holen selbst „Yesterday“ aus der inflationären Beatles-Ausgelutschtheit. Emotionalität ohne Kitsch, eine satte Geige und virtuos pläsierliches Klavier – dafür am Ende viel Applaus von einem Publikum in Frühlingswonne.
Pilger, Pest und Programmhighlights am 5. und 6. Mai 2023
Augsburg Open-Führungen machten die Geschichte und aktuelle Nutzung des Jakobsstifts erlebbar
Hape Kerkeling hat es 2001 getan, der Augsburger Patrizier Sebastian Ilsung 1446 und Teilnehmende von Augsburg Open am 5. und 6. Mai 2023: Pilgern auf dem Jakobsweg. Die Augsburg Open-Besucher „pilgerten“ kultur- und geschichtsinteressiert ein kleines Stückchen durch das Sterngässchen hinterm Rathaus an den Mittleren Lech 5: Die Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburg war erstmals bei den „Tagen der offenen Türen“ dabei und öffnete die des Jakobsstifts. Zum Blick in den weitverzweigten Gebäudekomplex gab es Erklärungen, wo genau der Schwäbische Jakobsweg hier entlangführt und was das Pilgern mit der Gründung der ursprünglichen Sankt Jakobspfründe 1348 zu tun hat.
Eine ganze Menge – wurden zunächst in der Jakobervorstadt und ab 1542 am heutigen Standort des Jakobsstifts neben Kranken und Bedürftigen auch die seit dem 9. Jahrhundert wachsende Zahl Pilger versorgt, die zum Apostelgrab nach Santiago de Compostela unterwegs waren. Wie es zugegangen sein muss zwischen Reisenden aller möglicher Sprachen und Dialekte, wo sie in der fast 500 Jahre alten Großküche vielleicht mit ihren Jakobsmuscheln Suppe schöpften, und wie der Rat der Stadt immer wieder zwischen caritativem Engagement und wirtschaftlichen Interessen ausbalancieren musste – das alles war bei den beiden Führungen am Freitagnachmittag und Samstagvormittag zu erfahren.
Heute: Sozialverwaltung, Freiwilligenzentrum, Wohnprojekt „Fritz & Jack“
Die Jakobspfründe überdauerte Pestjahre, Reformation und Dreißigjährigen Krieg, wurde immer wieder erweitert, umgebaut, und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum „St. Jakobsstift“ und Altenheim, bevor die historischen Mauern des zentralen Gebäudes keine zeitgemäße Seniorenpflege mehr zuließen und das Jakobsstift 2018 Verwaltungszentrum 5 der Stadt Augsburg wurde. Damit arbeitet die Stiftungsverwaltung erstmals aus eigenen Räumlichkeiten heraus und teilt sich diese mit anderen Ämtern der Sozialverwaltung, dem Freiwilligenzentrum, dem inklusiven Wohnprojekt „Fritz & Jack“ und weiteren Akteuren bürgerschaftlichen Engagements in Augsburg. Der Stiftungszweck wird weiterhin unmittelbar mit betreutem Wohnen in den jüngeren Gebäudeteilen verwirklicht.
Hape Kerkeling stand mit „Ich bin dann mal weg“ wochenlang auf den Bestsellerlisten, Sebastian Ilsungs begeisterter Reisebericht ist bis heute erhalten – und die Teilnehmenden der Augsburg Open-Führungen am Jakobsstift zogen mit viel frischem Wissen über die Geschichte des Jakobsstifts und die 49 heute von hier aus verwalteten Stiftungen von dannen.
Ein Wiedersehen in stiftungseigenen Liegenschaften ist z.B. bei der Langen Kunstnacht am 24. Juni in der Spitalkapelle, der Antoniuskapelle oder im Kleinen Goldenen Saal möglich, ebenso am Tag des offenen Denkmals am 10. September in Spitalkapelle und Kleinem Goldenen Saal, dann wieder mit Führungen statt Kulturhighlights.
Moderne Gebäude für die Allerjüngsten und die Ältesten. Rundgang am 07. 03.2023
Mitglieder des Stiftungsausschusses des Stadtrats und der Stiftungsverwaltung besuchten das Seniorenzentrum Servatius und die „Infanterix“-KiTa auf dem Südstern-Gelände
Vom Kleinkind bis zum hochbetagten Menschen kommen die von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftungen allen Altersgruppen der Stadtgesellschaft zugute. Wie das konkret aussehen kann, davon überzeugten sich einmal mehr die Mitglieder des Stiftungsausschusses: Nach zwei Terminen in 2022 schloss sich am 7. März 2023 erneut ein Besuch bei ausgewählten Stiftungs-Liegenschaften an die Ausschuss-Sitzung an.
Mit dem AVV ging es vom Rathaus zum Seniorenzentrum Servatius (SZS) und zur Kindertageseinrichtung „Infanterix“ auf dem Südstern-Gelände zwischen Antonsviertel und Hochfeld, wo Expertinnen und Experten über ihre Arbeit mit den Allerjüngsten und Allerältesten sowie die grundlegenden baulichen Aspekte berichteten. Am Seniorenzentrum Servatius begrüßten Einrichtungsleiter Alexander Menzel, Susanne Greger als Werkleiterin des Eigenbetriebs Altenhilfe Augsburg (EAA) sowie ihr Stellvertreter Bernhard Walser die Gäste aus Stiftungsausschuss und -verwaltung.
Bevor Menzel erklärte, wie er und sein Team arbeiten, gab Dieter Uitz, Leiter des Amtes für Finanzen und Stiftungen, einen Überblick über die Baugeschichte des Südstern-Areals: Das ursprüngliche Servatius-Stift von 1905 hatte als Klinik für Leprosen und Lazarett gedient, als es Anfang der 1950er Jahre eine Umnutzung für die stationäre Altenhilfe erfuhr. Mehrfach an- und umgebaut, blieb in den 2010er Jahren in Anbetracht sich entwickelnder, moderner Anforderungen an die Pflege nur der Abriss, Teilverkauf des Geländes für Wohnungsbau und ein Ersatz-Neubau in Fusion mit dem Westflügel des Anna-Hintermayr-Stifts.
Sozialraum mit Nachhaltigkeits-Gedanken
2018 wurde das neue, fünfgeschossige Seniorenzentrum Servatius eröffnet: Es bietet 184 stationäre Plätze in fünf Wohngruppen, eine Tagespflege, betreutes Wohnen und angeschlossene Therapieeinrichtungen. Bewusst ist es in die Nachbarschaft integriert. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner hätten früher schon in der Gegend gewohnt, erklärte Menzel: „Der Sozialraum ist zweifach wichtig: etwa, wenn ich hier eine Nachbarin wiedertreffe, oder wenn Angehörige in der Nähe wohnen und auf dem Nachhauseweg schnell mal vorbeischauen können.“ Ein besonderes Augenmerk legen Menzel und sein Team auf demenzkranke Bewohner mit „Hinlauftendenz“: „Sie wollen ja nicht weglaufen, sondern dahin, wo sie früher waren. Häufig vermissen sie Orte, die einen Bezug zu ihrer Kindheit haben.“ Ebenso sind Bewohner mit Mobilitätseinschränkung aber klaren kognitiven Fähigkeiten im SZS gut aufgehoben: Sie finden etwa in der liebevoll gestalteten Bibliothek oder beim kreativen Nachmittag mit Betreuerinnen in einem der Gemeinschaftsräume Anregung.
Neben dem Nutzen für die Bewohner, setzt das SZS mit einem umfassenden Nachhaltigkeits-Anspruch aus Bausteinen wie einer Blühwiese, Papiervermeidung oder künftig einer Photovoltaikanlage auch „ein gesellschaftspolitisches Statement“, wie Greger und Walser betonten. Greger lobte außerdem die Kooperation mit den Kliniken, aus denen neben Reha-Einrichtungen oder direkt aus dem häuslichen Umfeld die meisten Bewohnerinnen und Bewohner kämen. Damit auch das Personal gerne im SZS arbeitet, versucht Menzel „alles zu ermöglichen, was verhandelbar ist“, etwa einen höheren Betreuungsschlüssel.
Teiloffen und multilingual
Der Betreuungsschlüssel spielt auch in der „Infanterix“-Kita eine Rolle, u.a. weil das Personal neben Deutsch auch Französisch mit den ca. 100 Kindern zwischen sechs Monaten und Schuleintritt spricht – Mehrsprachigkeit ist ein Baustein der Pädagogik hier. Für die 2021 eröffnete Augsburger Dependance des Münchner Betreibers wurde das ehemalige Gemeinschaftshaus der Bungalow-Anlage auf dem Südstern-Gelände entkernt und umgebaut. Infanterix-Leitung Leyla Bakir erklärte den Gästen das multilinguale und „teiloffene Konzept“ der KiTa: „In jeder Gruppe spricht je eine Pädagogin ausschließlich Deutsch oder Französisch mit den Kindern. Die fremde Sprache lernen sie spielerisch durch Fingerspiele, Musik oder im Morgenkreis. Nachmittags sind die Räume offen, sodass die Drei- bis Sechsjährigen zwischen unterschiedlichen Lern-, Erlebnis- und Bewegungsbereichen wechseln und z.B. toben, Rollenspiele oder etwas Kreatives machen können.“ Auch der Außenbereich sei sehr beliebt, sogar bei schlechtem Wetter, was Christian Stachulla, der als Architekt für den Umbau verantwortlich zeichnete, u.a. mit „dem schönen Element des überdachten Umlaufs aus den 60er Jahren“ erklärte, wie man ihn bei keinem Neubau heute mehr umsetzen könne. Vieles andere wurde geändert, um den Bedürfnissen tobender und dann wieder Ruhe benötigender Kleinkinder zu entsprechen: gemütliche Schlafräume im Kellergeschoss für die Krippenkinder bis drei Jahre etwa oder eine Rutsche in einem der Gruppenräume, bei der Stachulla aus der Not eine Tugend machte: „Hier war ein Betonaufsatz, der nicht entfernt werden konnte, also haben wir eine kleine Rutsche mit getrepptem Aufgang angelegt.“
Die Gäste von Stiftungsausschuss und -verwaltung zeigten sich erfreut über den Erfolg beider Einrichtungen. Langfristig richtig getroffene Entscheidungen bringen Lebensqualität und Nutzen für viele Menschen im Seniorenzentrum Servatius, der KiTa „Infanterix“ und im gesamten Quartier rund um das Südstern-Areal.
Krautköpfe und Milchschmalz fürs Waisenhaus
Dr. Dieter Voigt hat jahrelang zu den frühesten belegbaren Sozialleistungen in Augsburg geforscht und stellt seine Erkenntnisse in einer spannenden Präsentation vor
Auf Heller und Pfennig lässt sich sagen, wie die Stadt Augsburg schon im Mittelalter über Stiftungen und Sozialleistungen Bedürftige unterstützte und die Gesellschaft zusammenhielt. Dr. Dieter Voigt durchforstete für Erkenntnisse über die Versorgung von Pilgern, Hebammen und Waisenkindern erstmals die historischen Rechnungsbücher des 14. Jahrhunderts, ein einmaliger Schatz im Stadtarchiv. Der Autor, 1939 in Leipzig geboren, studierte seit 2004 Geschichte an der Universität Augsburg und promovierte 2014 zum Thema „Die Augsburger Baumeisterbücher des 14. Jahrhunderts“. Für die Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburg hat er seine Recherchen in eine spannende Präsentation verpackt: Sie zeigen nicht nur, dass bedürftige Bevölkerungsgruppen versorgt wurden, sondern auch, wie solche sozialen Leistungen Gegenstand von politisch oder wirtschaftlich motivierten Entwicklungen waren. Gar nicht so viel anders als heute – auch wenn Waisenhäuser längst nicht mehr unmittelbar von der Stadt mit Krautköpfen und Milchschmalz beliefert werden. Auf unserer Seite Wissenswertes rund ums Stiften und Spenden finden Sie den Download zur Präsentation.
Zum Download95. Geburtstag des Stifters Hermann Egger am 29.09.2022
Da komme schon einiges an Leben zusammen, resümierte Hermann Egger an seinem 95. Geburtstag Ende September. Ähnlich steht es in der Stiftungsurkunde von 2009, in der der gebürtige Augsburger „aufgrund seiner Lebenserfahrung gemeinnützige Anliegen in seiner Heimatstadt nachhaltig zu fördern“ verspricht: Altenhilfe, musikalische Erziehung und öffentliche Gesundheitspflege werden seitdem durch Erträge der Hermann Egger-Stiftung unterstützt.
Dass diese ausgereicht werden können, ist auch Eggers Sachverstand bei der Kapitalanlage zu verdanken, mit dem er das Grundstockvermögen seiner Stiftung anlegte. Ebenso möchte er stets über die Verwendung der Erträge informiert sein. Solange möglich, begleitete er noch persönlich z.B. die Inbetriebnahme neuer Desinfektionssäulen und Schutzkleidung am Klinikum Augsburg 2013. In jüngster Zeit durften sich u.a. Seniorinnen und Senioren über einen Relaxsessel für die „Pflegeoase“ am Lechrain freuen, die Stadtbücherei Augsburg bekam Instrumente für die „Bibliothek der Dinge“ und am Universitätsklinikum wurde ein Forschungsprojekt im Rahmen des molekulargenetischen Tumorboards gefördert – alles Dank der Hermann Egger-Stiftung!
Grund genug, dass Stiftungskoordinatorin Birgit Erhart dem Jubilar Glückwünsche und Präsente aus dem Amt für Finanzen und Stiftungen der Stadt Augsburg überbrachte, nebst einem Gratulationsschreiben von Oberbürgermeisterin Eva Weber und Stiftungsreferent Roland Barth.
Egger wuchs im elterlichen Haus in Kriegshaber auf und erinnert sich noch gut an seine eigene behütete Kindheit im Stadtteil und daran, wie er als Erwachsener den späteren Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl, ebenfalls Kriegshaberer, von dessen Kindesbeinen an kannte und aufwachsen sah.
Nach einer Lehre beim Augsburger Bandsägen-Hersteller Eberle blieb Egger dem Unternehmen sein ganzes Berufsleben über als Handelsvertreter treu. Das hieß viel Auto fahren, aber er war gerne unterwegs und fuhr im Laufe der Jahre „fast jedes Fahrzeug, das es auf dem Markt gab“, wie er erzählt. Die Technik habe sich da „sehr verändert und weiterentwickelt“.
Auch Hermann Eggers Leben veränderte sich: Vom eigenen Auto stieg er auf den Augsburger ÖPNV um, mit einem von der Stadt überreichten Jahresticket-Abonnement. Einer Einladung der Stadt für alle Stifterinnen und Stifter zum Weihnachtskonzert der Augsburger Domsingknaben mit OB-Empfang 2019 konnte er aus gesundheitlichen Gründen bereits nicht mehr folgen. Um ihm gleichwohl Anerkennung für seine Stiftung zu zollen, gab es ein Präsent mit der Augsburger Zirbelnuss, das Dieter Uitz, Leiter des Amtes für Finanzen und Stiftungen, im Auftrag von Oberbürgermeister Kurt Gribl überbrachte.
Damals und solange es möglich war, lebte Egger noch im Elternhaus an der Markgrafenstraße. Als es altersbedingt alleine schwer wurde, fand er wunschgemäß Aufnahme im Dr. Georg Frank-Stift, wo auch seine Lebensgefährtin bereits die letzten Lebensjahre verbracht hatte und Egger die Betreuung bereits kannte und schätzte.
Auch seinen 95. Geburtstag verbrachte Hermann Egger in aller Ruhe im Frank-Stift, am Tag nach seinem Geburtstag verstarb der Stifter.
Rundgang des Stiftungsausschusses zu weiteren Liegenschaften am 26.09.2022
Viele Treppenstufen steigen die Mitglieder des Stiftungsausschusses, um den jahrhundertealten Spuren historischer Gebäude auf den Grund zu gehen:
Von den wie anno dazumal gekalkten Kellerwänden bis zum Dachgebälk des Wieselhauses, vom lichtdurchfluteten Kleinen Goldenen Saal zu antiken Steinquadern unter der Erde, und wieder hinauf auf die Gemeinschaftsterrasse des modernen Wohnkomplexes Am Römertor. All diese Liegenschaften gehören Stiftungen - und bergen Geheimnisse...
„Das Wieselhaus hat einige Geheimnisse bei der Restaurierung preisgegeben – aber nicht alle“, erläutert Architekt Stefan Schrammel und der Enthusiasmus für die meisterhafte restauratorische Detektivarbeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er und sein Mitarbeiter Martin Geck teilen diese Begeisterung und ihr Fachwissen an diesem Montagnachmittag mit Finanz- und Stiftungsreferent Roland Barth, dem Leiter des Amtes für Finanzen und Stiftungen, Dieter Uitz, sowie Mitgliedern des Stiftungsausschusses. Weil sich die gelösten Rätsel und baulichen Notwendigkeiten alter Gebäude am besten vor Ort erklären und verstehen lassen, haben sich die Damen und Herren nach einem ersten Rundgang im Sommer nun am 26. September erneut aufgemacht, um Liegenschaften aus dem Besitz der von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftungen zu erkunden. Neben dem Wieselhaus stehen der Kleine Goldene Saal sowie die Wohnanlage am Römertor auf dem Programm.
Eines der Rätsel im Wieselhaus, das nach einer aufwändigen Sanierung seit 2014 das Fugger und Welser Erlebnismuseum beherbergt, sind Farbspuren auf dem Stirnbrett des Treppengeländers im Dachstuhl: Eine Putte sehen Kunsthistoriker hier. Möglicherweise war das Brett einst Teil einer bemalten Deckenverkleidung im Geschlechtertanz-Saal und wurde, als solche Bemalung aus der Mode gekommen und Baumaterial knapp und wertvoll war, einfach wiederverwertet. Die Stiftungsausschuss-Mitglieder schauen ganz genau hin, es braucht schon etwas Fantasie, die Putte zu erkennen.
Von „Mondscheinsonate“ zu Nachmittagssonne
Fantasie ist bei der nächsten Station im Kleinen Goldenen Saal in der Jesuitengasse 12, wie das Wieselhaus im Eigentum der Stiftung Katholischer Studienfonds, nicht nötig: Die Wand- und Deckenfresken hier sind klar und deutlich und nach einer umfassenden Sanierung der Liegenschaft 1998 – 2004 in strahlenden Farben zu sehen. Geheimnisvoll sind allerdings die verschiedenen Mariendarstellungen, die Blicke und Strahlen, die die Augen der Betrachter lenken, die biblische Geschichte vom Propheten Isaias und König Ahas von Jerusalem und warum in einer der Eck-Kartuschen Rathaus und Perlachturm dargestellt sind. Matthias Ferber vom Direktorat des Gymnasiums bei St. Stephan, das die Räumlichkeit satzungsgemäß für Veranstaltungen nutzen darf, kann darüber und über alles, was es sonst noch über den Saal und die dazugehörige Stiftung zu wissen gibt, ebenso informativ wie unterhaltsam erzählen, bevor der Stephaner Cassian Göbel Beethovens „Mondscheinsonate“ auf dem frisch überholten Flügel spielt und dabei eindrucksvoll die herausragende Akustik des Saales erlebbar macht.
An der dritten und letzten Station tauscht der Stiftungs-Ausschuss den gemalten Himmel dann gegen den echten: Der präsentiert sich auf der Gemeinschafts-Dachterrasse der Wohnanlage Am Römertor in schönster Spätnachmittagssonne.
Funktionierendes Mehrgenerationenwohnen
Zunächst wartet aber ein Abstieg unter die Erde, auf Kellergeschoss-Höhe des Schenkstifts nebenan: Weshalb es „Wohnen am Römertor“ heißt, erklärt sich hier, wo antike Steinquader zu finden sind und Roland Barth sein umfangreiches Wissen über die römische Siedlungsperiode teilt, bevor es viele Treppenstufen nach oben auf die Dachterrasse geht. Die Eigentumswohnanlage Am Römertor gehört verschiedenen von der Stadt verwalteten Stiftungen sowie der WBG.
Nach Informationen von Amtsleiter Dieter Uitz zu den sieben barrierefrei verbundenen Stadthäusern mit 37 Wohneinheiten, 2014 als Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs fertiggestellt, der passende Ort für einen angeregten Austausch über Wohnformen im Alter: Auch neun Wohnungen am Römertor sind speziell rollstuhlgerecht. Und nicht nur einen wunderschönen echten Himmel, auch irdische Helfer scheint es hier zu geben: Die Idee des Mehrgenerationenwohnens mit gegenseitiger Unterstützung bei Kinderbetreuung, Blumenpflege während des Urlaubs oder Einkaufen für ältere Mitbewohner funktioniert Am Römertor hervorragend, wie die Mitglieder des Stiftungsausschusses zum Abschluss ihres Rundgangs erfahren.
Knarzende Treppen und idyllisches Gärtchen im Jakobsstift am Tag des offenen Denkmals, 11.09.2022
"Denkmalen und historischen Bauwerken eine Stimme geben“ ist die Aufgabe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz für die Teilnehmenden am Tag des offenen Denkmals, der dieses Jahr unter dem Motto „KulturSpur – Ein Fall für den Denkmalschutz“ stand.
Die Stiftungsverwaltung der Stadt Augsburg öffnete die Tore der von ihr verwalteten Paritätischen St. Jakobsstiftung und ließ das altehrwürdige Jakobsstift durch die Stimme von Stadtführerin Birgit Ritter vom Freiwilligenzentrum sprechen – und 16 Besucherinnen und Besucher hörten während einer 90-minütigen Führung zu.
Auffällig und erfreulich: Interessierte verschiedensten Alters versammelten sich an diesem Spätsommer-Sonntagnachmittag am Tor des Mittleren Lech 5, von Mittzwanzigern bis zu Seniorinnen und Senioren. Das Jakobsstift ist nicht nur ein einzigartiger historischer und architektonischer Schatz, sondern gibt heutzutage verschiedenen Ämtern, Institutionen und Projekten Raum: vom Freiwilligenzentrum über das inklusive Wohnprojekt „Fritz & Jack“ bis zur Stiftungsverwaltung selbst und weiteren sozialen Dienststellen der Stadt Augsburg.
So startete Ritter die Tour nach einer kurzen Begrüßung im Innenhof des weitläufigen Gebäudekomplexes denn auch im großen Jakobssaal mit Informationen dazu, was ganz lebendig und aktuell im Jakobsstift und aus dem Jakobsstift heraus bewirkt wird: z.B. bringt das Projekt „Chancenpaten“ des Freiwilligenzentrums Augsburgerinnen und Augsburger mit Geflüchteten zusammen, 49 rechtsfähige Stiftungen werden von hier aus durch die Stadt Augsburg verwaltetet, und in den jüngsten Gebäudeteil am Oberen Graben 8 von 1898 ziehen gerade neue Mieterinnen und Mieter ins betreute Wohnen ein.
Historische Ansichten, Stadtpläne und Zeittafeln fungierten als Amuse-Gueule für die eigentliche Erkundung des Jakobsstifts und des Jakobsgärtchens: Wo gibt es den fotogensten Ausblick auf Rathaus und Maria Stern? Was haben die wuchtigen, knarzenden Treppen zu erzählen? Welche Auswirkungen hatte die Reformation auf den Standort? Und weshalb gibt es in einem Räumchen am Übergang zum Barfüßerkomplex ein Kreuzgewölbe und ein Weihwasserbecken?
Letzteres sei aufgelöst: Hier wurden in früheren Zeiten, als im Jakobsstift Kranke und Pilger versorgt wurden, Verstorbene aufbewahrt und dann diskret durch ein Seitentürchen zur letzten Ruhestätte gebracht. Wer Antworten auf die anderen Fragen hören oder selbst die Treppen knarzen lassen und den schönen Ausblick aufs Rathaus genießen möchte, der ist herzlich willkommen, das Jakobsstift bei einer der nächsten Möglichkeiten zu besuchen. Wir halten Sie unter „News & Termine“ auf dem Laufenden.
Mitglieder des Stiftungsausschusses besichtigen ausgewählte Stiftungsimmobilien am 21.06.2022
Am liebsten hätten die Mitglieder des Stiftungs-Ausschusses zur Feier des Tages selbst eine Fahne aus der Wiederkehr-Gaube gehangen, die sie im Dachstuhl des Paritätischen Hospitalstifts besichtigen...
durften – so begeistert waren alle von den historischen Gebäuden, die sie am 21. Juni im Anschluss an die Ausschuss-Sitzung besuchten. Damit sollte den Mitgliedern des seit 2020 neu besetzten Gremiums die bislang coronabedingt verhinderte Möglichkeit geboten werden, Stiftungsarbeit vor Ort und einen Teil der Stiftungsliegenschaften auch persönlich kennen zu lernen sowie gemeinsam anzuschauen, worüber sonst nur gesprochen wird: Der Erhalt der teils stadtbildprägenden historischen Gebäude, die den von der Stadt Augsburg verwalteten Stiftungen gehören, ist ein wichtiges Thema im Ausschuss.
Die zweigeschossige Wiederkehr-Gaube, von denen nur drei in Augsburg erhalten sind, war eines von vielen Highlights. An Festtagen hängten die Augsburger früher große Fahnen aus diesen Gauben. Sogar die dafür notwendige Technik mit Drehsäule ist im Dachstuhl des Hospitalstifts noch zu sehen. Ebenso wie Eichennagel-Sicherungen, die man heute nicht mehr nutzen würde, die aber immer noch ihre Dienste tun. „Das statische Wissen ist heute gar nicht so viel anders als vor 400 Jahren“, erklärte Dr. Stefan Schrammel, mit der Sanierung beauftragter Architekt, den interessierten Ausschuss-Mitgliedern. Sein Kollege Martin Geck vom Architekturbüro Schrammel ergänzte: „Deshalb arbeiten wir in einem dem Denkmalschutz geschuldeten Modus, das notwendig Neue voranzutreiben – wenn etwas Altes aber noch gut ist und sogar eine Funktion erfüllt, darf es bleiben.“ Dies ist eine generelle An- und Herausforderung an Schrammel, Geck und deren Kollegen.
So war Finanz- und Stiftungsreferent Roland Barth denn auch beeindruckt „von der technischen Rekonstruktion des Dachstuhls, von dieser handwerklichen Präzision bei 100% Beachtung des Denkmalschutzes. Und immerhin ist es ein Elias Holl-Dachstuhl, den wir da auch für kommende Generationen gerettet haben!“ Generell resümierte Barth: „Es ist so schön, dass alles lebt und wir keine Museen besuchen, sondern Gebäude, in denen immer noch vielfältiges Stadtleben blüht.“
Auch in der Spital-Kapelle, einer weiteren Station des Stiftungsausschusses, war beispielsweise zu sehen, wie das alte Chorgestühl und der gesamte Raumeindruck erhalten werden können – danke eines den besonderen raumklimatischen Gegebenheiten Rechnung tragenden Heiz- und Lüftungskonzept. Auch der historische Bodenbelag konnte weitgehend erhalten werden, er wurde nur, wo erforderlich, durch neue, handgefertigte Platten harmonisch ergänzt, sodass der Gesamteindruck für Gläubige noch auf Jahrhunderte erlebbar bleibt.
Ein weiteres, besonders gelungenes Beispiel dafür ist auch das Montessori-Kinderhaus im alten Wollmarktsaal des Hospitalstiftes: Trotz des für die neue Nutzung erforderlichen Einzugs von Raumtrennwänden blieb die Gewölbe-Raumkulisse sichtbar und erblebbar. Bei Stiftungsausschuss-Mitglied Melanie Hippke fanden die Umbauten im Kreuzgewölbe Begeisterung: „Das ist richtig gut gelöst, wie das Flair des alten Wollmarktsaales erhalten wurde und nun moderne Lebensansprüche erfüllt werden können.“
Ein guter Ort bei den sommerlichen Temperaturen war auch die Gemeinschafts-Dachterrasse von „Fritz & Jack“, dem inklusiven Wohnprojekt des Fritz-Felsenstein-Hauses im Jakobsstift. Auch hier pulsiert das Leben in alten Gemäuern, was Amtsleiter Dieter Uitz besonders freut: „Bereits in der Projektvorbereitung und -entwicklung zusammen mit Gregor Beck vom Fritz Felsensteinhaus hat mich das innovative Konzept überzeugt. Umso berührender war es, jetzt zu sehen, mit welcher Detailliebe die Einrichtung gestaltet und ausgestattet wurde und mit welcher Begeisterung die zuständigen Mitarbeiter bemüht sind, es den hier wohnenden Menschen mit Assistenzbedarf so angenehm und leicht wie möglich zu machen, mitten in der Innenstadt selbstbestimmt zu wohnen und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Dies entspricht auch dem historischen Stiftungsgedanken unserer Paritätischen St. Jakobs-Stiftung.“ Im zum Verwaltungsgebäude 5 umgebauten Jakobsstift hat auch die städtische Stiftungsverwaltung selbst – neben Ämtern der Sozialverwaltung – ihren Sitz. Uitz zeigte den Ausschuss-Mitgliedern, was er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich direkt an ihrem Arbeitsplatz bewundern dürfen: Das historische Ambiente etwa, sowie das Wandgemälde der Gründungsszene von 1348 der Paritätischen St. Jakobsstiftung im Jakobs-Saal oder die Steintafel zur Translation der Stiftung (Umzug) in das jetzige Gebäude im Jahr 1543.
Veranstaltung im Fuggerei next500-Pavillon auf dem Rathausplatz am 25.05.2022
Stiften bei der Stadt Augsburg? Mit dieser Frage hatten wir Ende Mai 2022 Publikum in den Fuggerei next500-Pavillon auf dem Rathausplatz eingeladen – und mit „Zu was würden Sie sich anstiften lassen?“ dort gleich eine weitere Frage gestellt. Unsere Besucher und Besucherinnen und wir fanden viele gute Antworten auf beide Fragen! In Form von Filmen, Vorträgen, einer Instax-Foto-Aktion und mehr zu den von der Stadt verwalteten Stiftungen, musikalisch umrahmt von JoJo – Guitar and Vibes.
Restitution von Kunstgegenständen aus der Haberstock-Sammlung, Pressemitteilung vom 12.05.2022
„Eine solche Restitution umfasst ja nicht nur die Rückgabe von Vermögensgegenständen, sondern auch den Willen zur Wiedergutmachung“, sagte Finanz- und Stiftungsreferent Roland Barth, als im Mai 2022 Kunstgegenstände und Möbelstücke aus dem Bestand der Haberstock-Stiftung an die Erben des vormaligen jüdischen Besitzers Fritz Gutmann übergeben wurden.
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