Wasser marsch! – Brandbekämpfung in Augsburg
Das Löschen von Bränden gehörte seit dem Mittelalter zu den wichtigsten Sicherheits- vorkehrungen, zu denen alle Bewohner einer Stadt verpflichtet waren. Bereits das Augsburger Stadtrecht von 1276 befreite die im Brandfall tätigen Wasser“trager“ von der Steuerpflicht. Der Besitz eines ledernen Feuerlöscheimers, mit dem aus dem Lech oder den öffentlichen Brunnen rasch Löschwasser geholt werden konnte, war unerlässliche Voraussetzung zum Erwerb des Augsburger Bürgerrechts. Städtische Feuerordnungen (1549, 1731) regelten den Brandschutz, die regelmäßige „Feuerbeschau“ und das Alarm- und Löschwesen in der Reichsstadt während einer Feuersbrunst. Ober- und Unterhauptleute der einzelnen Stadtviertel, denen die Bewohnerschaft zu Gehorsam verpflichtet war, organisierten die Brandbekämpfung im Ernstfall.
Der Einsatz neuer Techniken führte in Augsburg am Beginn des 16. Jahrhunderts zu Verbesserungen bei der Brandbekämpfung. Bereits 1518 wurde hier die allererste Wenderohrspritze vom Goldschmied Anton Plattner erfunden. Bald sorgten weiteren Innovationen und der dadurch erhöhte Wirkungsgrad für die größere Verbreitung der Löschgeräte. Die Augsburger Stück- und Glockengießer Philipp Abraham Brandmayer (1696–1777) und Franciscus Kern (1698–1761) fertigten verschiedene mobile Spritzen auf Fuhrwerken sowie kleinere, tragbare Varianten, die von zwei Personen rasch für Löscheinsätze – auch innerhalb der Häuser – verwendet werden konnten.
Bis in das 18. Jahrhundert waren die Löschgeräte bei wichtigeren städtischen Gebäuden (Rathaus, Siegelhaus, Perlachturm, Kornstadel, Hochablass etc.) und privaten Hauseigentümern dezentral verwahrt, was eine Koordination der Brandbekämpfung erschwerte. Erst nach der reichsstädtischen Ära (1806) wurde die ehemalige Schranne bei St. Moritz zu einem allgemeinen Feuerwehrhaus umfunktioniert. Das ursprünglich auf Nachbarschaftshilfe beruhende Löschwesen erhielt durch die Gründung des „Augsburger Rettungs- und Löschvereins bei Feuergefahr“ (1849), der sich 1859 in „Augsburger Feuerwehr“ umbenannte, eine neue Organisationsform. Als eine der frühesten Freiwilligen Feuerwehren Deutschlands sorgte sich diese um eine gezielte Ausbildung der Helfer und eine straffe Organisation der Einsatzgebiete, was zu einer sehr wirkungsvollen Brandbekämpfung führte.
Eine weitere Entlastung und Professionalisierung brachte die Schaffung einer Berufsfeuerwehr, die seit 1899 im Zeughaus untergebracht war und für einen 24-Stunden-Wachdienst sorgte. Weitere Modernisierungen (elektrischer Alarm) und die Einrichtung von Feuerwehrfilialen (Jakobervorstadt, Wertach-Vorstädte) folgten. Nach der Auflösung der nebenher existierenden Freiwilligen Feuerwehren (1933), die nun nur noch als Hilfspolizei tätig waren, wurde die Berufsfeuerwehr für den Brandschutz im Stadtgebiet allein zuständig.
Seit der Gemeindegebietsreform 1972 existieren im Stadtgebiet auch in den eingemeindeten, vormals selbstständigen Augsburger Vororten Bergheim, Göggingen, Haunstetten und Inningen wieder Freiwillige Feuerwehren. Nach Umzug der Berufsfeuerwehr in die neue Hauptfeuerwache an der Berliner Allee (1975) wurden zu deren Unterstützung zusätzliche Freiwilligenverbände in Pfersee, Kriegshaber und Oberhausen gegründet. Eine neue Hauptfeuerwache-Süd am Alten Postweg nahm die Stadt 1999 in Betrieb.