4.3 Wasser gegen Bomben
Unvergessen ist die Schreckensnacht des 25./26. Februar 1944, in der der alliierte Bombenhagel und ein Flammenmeer die Innenstadt Augsburgs weitgehend in Schutt und Asche legten. Alle Bemühungen der Stadt, das Inferno durch außergewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen zu verhindern, waren vergebens...
Die zunehmende Bedrohung der Stadt Augsburg durch die flächenmäßig ausgeweiteten Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg hatte die Stadtverwaltung seit den 1940er Jahren veranlasst, besondere Maßnahmen zur Sicherstellung einer unabhängigen Trink- und Löschwasserversorgung in die Wege zu leiten. Dazu wurden für den Ernstfall unterirdische Zisternen und oberirdische „Löschwasserbehälter über Straßendecke“ an verschiedenen, zentralen Punkten der Stadt angelegt. In zunächst „kriegsbedingt geheimer“ Mission entstanden in den Jahren 1942–1944 etwa zwei Dutzend Wasserbassins. In der Augsburger Innenstadt – z. B. in der Maximilian-, Fugger-, Halder- und Schießgrabenstraße, am Moritzplatz, am Obstmarkt oder bei St. Stephan. (a) (b) Hier wie in den Augsburger Vororten (u. a. Oberhausen, Bärenkeller) sollten sie die Hausbewohner im Falle eines Brandes rasch mit Löschwasser versorgen. Dabei standen Schulen und historische Gebäude unter besonderem Schutz, darüberhinaus Militäranlagen, Wirtschaftsbetriebe und Transportwege wie die Bahngleise der Reichsbahn oder der Bahnhof in Oberhausen.
Im Zuge der Luftschutzmaßnahmen wurde am 23. September 1943 auch die Idee skizziert, den zentral gelegenen Garten des St.-Anna-Kollegs für den Bau eines Löschwasserteichs zu nutzen. Dieser war für das höherliegende Altstadtgebiet gedacht und konnte im Bedarfsfall u. a. durch Wasserleitungen des Stadtmarkts gefüllt werden. Die Baukosten wurden mit 25.000 Reichsmark kalkuliert. Zur Verhütung von Unfällen und Verunreinigungen wurde das Terrain umzäunt und mit Tarnmatten auf Spanndrähten abgedeckt.
Bei der Ausführung der Anlagen war die Baustoffbeschaffung für die aus Ziegel und Beton gemauerten und mit Bitumen abgedichteten Wasserbasins kriegsbedingt ein großes Problem. Neben den Löschteichen dienten daher nach den ersten Luftangriffen auf Augsburg (April 1942) auch nicht mehr benützte Behälter von Tankstellen und die abgedichteten Keller von durch Bomben zerstörten Häusern (sogenannte „Ruinenkeller“) als Wasserreservoirs.
Ob die Anlage bei St. Anna noch vor der „Bombennacht“ vom 25./26. Februar 1944 fertiggestellt worden ist, bleibt unklar. In dieser für die Stadt Augsburg katastrophalen Situation, in der mehr als 750 Menschen ihr Leben verloren und ein Flächenbrand das historische Antlitz der Stadt zerstörte, wurde auch die Wetterlage zum Feind der Fuggerstadt: Eiseskälte von –18 ° C ließ bei den Löschversuchen nicht nur die Hydranten, sondern auch das Löschwasser in den Bassins gefrieren und machte eine Brandbekämpfung unmöglich.
Bald nach Kriegsende beseitigte man die nicht mehr benötigten Wasserbecken in der Innenstadt mit Unterstützung der amerikanischen Besatzungsmächte, die Geräte und Treibstoff für den Betonabbruch zur Verfügung stellten. Nur wenige Bewohner erinnern sich heute noch an sie.
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