Die Ersterwähnung der Bank des Ulrich Fugger
In Form der Missivbücher (Briefauslaufbücher) liegt ein Teil des städtischen Ratsschriftwechsels für die Zeit von 1413 bis 1490 vor. Die Eintragungen erfolgten im wesentlichen wortgetreu zu den auslaufenden Briefen. Da die Stadt nicht nur in eigener Sache, sondern auch für ihre Bürger korrespondierte (z. B. in Handelssachen, Rechtsstreitigkeiten, Schuldforderungen), bieten die überlieferten Missive als Kopien der verschickten Schreiben der politischen Spitze der Reichsstadt Augsburg ein differenziertes Bild der städtischen Außenbeziehungen des 15. Jahrhunderts und zählen somit zu den wichtigsten Quellen der Augsburger Handelsgeschichte.
In dem Missiv eines Schreibens des Rates an den Lizenzi-aten Paul Koler, Pfarrer zu Egg, vom 27. Dezember 1486 findet sich die erste bekannte Uberlieferung der Bank des Ulrich Fugger (1441-1510) in Augsburg: banck von Ulrichen Fugker. Ulrich Fugger war zu dieser Zeit bereits mit einer eigenen Niederlassung (Kammer) im Venedighandel tätig und sollte wohl deshalb den im Schreiben erwähnten Geldtransfer nach Venedig übernehmen. Weshalb genau Augsburg 1486 Geldzahlungen zu leisten hatte, geht aus dem Eintrag leider nicht eindeutig hervor. Höchstwahrscheinlich stehen die Zahlungen im Zusammenhang mit dem siebenjährigen Prozess (1484-1491) zwischen dem Augsburger Domkapitel und der Stadt Augsburg, der an der Kurie in Rom wegen des 1474 erfolgten Ausschlusses von Augsburger Bürgersöhnen vom Domkapitel geführt wurde. Der Streit hatte sich an dem 1474 bzw. 1482 durch Markus Fugger (1448-1478) bzw. Dr. Bernhard Arzt (gest. 1525) vorgenommenen Pfründenerwerb entzündet. Es gibt verschiedene Belege für wiederholte Übermittlungen von Geldsummen und Botenbriefen durch Ulrich Fugger für die Stadt Augsburg nach Rom. Der Transfer nach Rom lief über Venedig. Für die Annahme, dass die Zahlungen der Stadt vom Dezember 1486 mit diesem Prozess in Zusammenhang stehen, spricht auch, dass im Baumeisterbuch von 1486 für den 23. Dezember 1486 eine Auszahlung von 2690 Gulden an Ulrich Fugger für den Wechsel von 2000 Gulden nach Rom festgehalten ist. Die Fugger verdienten also 690 Gulden Wechselgebühr an diesem Geschäft. Zudem war der Adressat des Ratsschreibens, Dr. Paul Koler, städtischer Prokurator Augsburgs im Prozess in Rom.
Ergänzende Quellen: Stadtarchiv Augsburg, Reichsstadt, Baumeisteramt, Rechnungen (Baumeisterbücher) Nr. 79 (1486), fol. 38r. Druck: Jansen, S. 182.
Literatur: Jansen. - Kießling, Bürgerliche Gesellschaft und Kirche. - Claudia Kalesse, Beitrag »Missivbücher«, in: Augsburger Stadtlexikon, S.658.
Quellen- und Literatur-Verzeichnis