LIFE Projekt Stadt – Wald – Bäche: Ziele & Maßnahmen

Die Stadtwaldbäche und die Ufer sollen wieder Lebensraum für verschiedene Fisch- und Pflanzenarten werden. Alle Augsburgerinnen und Augsburger sowie Besuchende sollen verantwortungsvoll mit dem Wald und seinen Bewohnern umgehen.


Maßnahmen und Ziele

des LIFE-Projekts Stadt – Wald – Bäche in Augsburg:

1. Vernetzen & Verbinden

Die Stadtwaldbäche werden wieder an den Lech angebunden. Die Fische und Gewässerorganismen sollen wieder das gesamte Gewässernetz der Stadtwaldbäche nutzen können.

Maßnahmen:

  • Durchlässe und Brücken, die für Gewässerorganismen nicht durchlässig sind, werden durch Durchlässe und Brücken mit geeignetem Profil ersetzt. 
  • Sohlschwellen werden in raue Rampen umgebaut.
  • Der Zulauf über den Lochbach wird genutzt, die Verbindung mit dem Lech erfolgt an einer ehemaligen Mündungsstelle, die noch als trockene Rinne erhalten ist.

2. Renaturieren & Redynamisieren

Die Stadtwaldbäche erhalten ein "Make over": Neue Strukturen werden geschaffen, durch diese ökologische Aufwertung können Mühlkoppen, Nasen und andere Fischarten in den Stadtwaldbächen leben und laichen.

Maßnahmen:

  • Bachprofile werden durch die Einbringung von Kies und Totholz umgestaltet. Verengungen, Aufweitungen und Uferabsenkungen werden angelegt. Uferbefestigungen werden punktuell entfernt.
  • Ein regelbares Zu- und Ableitungsbauwerk zur Simulation wechselnder Wassermengen analog eines natürlichen Abflussregimes wird errichtet.
  • Durchflussmengen werden erhöht, um circa 0,5 Kubikmeter pro Sekunde.

3. Mehr Platz für Keiljungfer & Co.

Die Kontaktzonen zwischen den Bächen und den angrenzenden Auenlebensräumen sollen verbessert, sogenannte Weichholzauwälder sollen entwickelt werden. Neue Lebensräume werden entstehen.

Maßnahmen:

  • Entfernung standortsungeeigneter Fichtenbestände und Entwicklung von Fließgewässern mit flutender Vegetation und naturnahen Weichholzauwaldsäumen
  • Schaffung freigestellter lichtdurchfluteter Abschnitte als Habitat der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) und des Kriechenden Selleries (Apium repens).
  • Anpassung der Baumartenzusammensetzung an die natürlichen Verhältnisse im Bereich von Auegewässern und quelligen vermoorten Bereichen, insbesondere zur Verbesserung und Vergrößerung des Habitats der Schmalen Windelschnecke (Vertigo angustior)
  • Entwicklung und Optimierung verbuschter Quellrinnen mit hydrophilen, kalkoligotrophen Lebensraumkomplexen
  • Ausarbeitung und Umsetzung eines Biberkonzeptes und Aufbau eines Betreuernetzwerkes mit ehrenamtlichen Biberpaten

4. Natura 2000 im Fokus

Der Stadtwald ist ein Natura-2000-Gebiet – mit europaweit geschützten Arten und Lebensräumen. Und das direkt im Stadtgebiet Augsburg, der drittgrößten Stadt Bayerns. Auf dieses einzigartige Gebiet mit seinen besonderen Arten und Lebensräumen soll im Rahmen des LIFE Projektes ein besonderer Fokus gelegt werden. Die Erlebbarkeit soll steigen – für die unterschiedlichen Interessensgruppen, für die politischen Entscheidungsträger, aber auch für die städtische Bevölkerung und für Besucherinnen und Besucher des Stadtwaldes.


Trinkwasserschutz

96 Prozent der Projektgebietsfläche befindet sich in einem Trinkwasserschutzgebiet, darunter große Teile sogar in den strengen Schutzzonen I und II. Eine Beeinträchtigung dieser Zonen muss vermieden werden. Selbst kleinflächigere Maßnahmen stehen im Spannungsfeld Trinkwasserschutz/Naturschutz.

Das LIFE-Projekt Stadt-Wald-Bäche möchte dazu beitragen die einzigartige Natur des Projektgebietes zu bewahren und den Erhaltungszustand der Lebensräume und Arten zu verbessern.


Ausgangslage

Gewässer- und Auenlebensräume im Projektgebiet sind durch wasserbauliche Eingriffe im 20. Jahrhundert stark beeinträchtigt.

Die Einengung des Flussbetts und Verkürzung der Fließstrecke im Rahmen der Lechregulierung beschleunigten eine Vertiefung des Lechs in den Untergrund. Auch durch den Einbau von Sohlschwellen zur Bekämpfung der negativen Folgen der sinkenden Grundwasserstände, konnte diese Eintiefung nur verlangsamt, jedoch nicht aufgehalten werden. Mit jedem weiteren Hochwasser vertiefte sich der Lech nun noch weiter ein. Dies hatte zur Folge, dass der Grundwasserspiegel im Projektgebiet, in den Auen, weiter sank. In den 1950er Jahren begann die Stadt Augsburg über den Lochbach Wasser aus dem Lech in den Stadtwald einzuleiten, um so den Grundwasserspiegel zu stabilisieren. In den Stadtwaldbächen wurden weitere kleine Sohlschwellen eingebaut, um die Fließgeschwindigkeit in den Bächen zu reduzieren und damit das eingeleitete Wasser möglichst lange in der Fläche zu halten.

Diese Veränderungen führten im Laufe der Zeit dazu, dass sich eine Reihe an Beeinträchtigungen und Gefährdungen für die Natura 2000-Schutzgüter und Biodiversität im Projektgebiet ergaben:

  • Fehlender Gewässerverbund hat zur Folge, dass Fische des Lechs das Bachsystem im Stadtwald nicht mehr als Habitate erschließen können
  • Verlust der ökologischen Durchgängigkeit von Bächen durch Sohlschwellen, Brücken und Rohrdurchlässe. Davon ist insbesondere die Mühlkoppe betroffen, eine Fischart, die bereits kleine Abstürze nicht passieren kann
  • Da die Bäche nur mit gleichbleibenden Durchflussmengen durchströmt werden, wird keine Gewässerdynamik hergestellt, wodurch Habitatstrukturen verloren gehen
  • Rückgang an Gewässern mit flutender Vegetation aufgrund von Gewässerstrukturarmut und zu starker Beschattung standortungeeigneter Fichten
  • Umfangreicher Verlust auetypischer Lebensräume, Vorkommen oft nur noch in flussbegleitenden Waldstreifen
  • Die Quellbereiche Kalkflachmoore und Stillgewässer mit Armleuchteralgen sind nur noch in Relikten vorhanden
  • Bedrohung der Bestände einiger Zielarten im Projektgebiet, die aufgrund fehlender Gewässerstrukturen kaum noch geeignete Habitate finden: Grüne Keiljungfer, Kriechender Sellerie, Schmale Windelschnecke
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