LIFE Projekt Stadt – Wald – Bäche: Arten & Lebensräume
Im Stadtwald gibt es viele Lebensräume und Arten, die von europäischer Bedeutung sind und durch das Schutzgebiet Natura 2000 unter besonderem Schutz stehen.
Durch das LIFE-Projekt soll der Erhaltungszustand folgender europaweit geschützter Lebensräume und Arten verbessert werden:
Arten
Schmale Windelschnecke
Die schmale Windelschnecke (Vertigo angustior) zählt zu einer der kleinsten heimischen Schneckenarten. Sie trägt ein gelbbraunes linksgewundenes Schneckenhaus. Die Tiere sind Zwitter, das bedeutet, die Fortpflanzung der Windelschnecke erfolgt vermutlich überwiegend durch Selbstbefruchtung. Die Windelschnecke bewohnt Kalkflachmoore und Stillgewässer. Im Projektgebiet sind diese Quellbereiche stark verbuscht. Daher müssen sie ausgelichtet und optimiert werden, so dass die Schnecke wieder ausreichend Habitate hat.
Kriechender Sellerie
Die Blätter des Kriechenden Selleries (Apium repens) verströmen ein mildes Aroma von Petersilie. In Deutschland ist der Kriechende Sellerie vom Aussterben bedroht und auch im Projektgebiet ist sein Bestand gefährdet. Diese Wildpflanze wächst relativ langsam und mag vor allem sonnige, feuchte Plätze. Daher müssen dichte Baum- und Gebüschbestände weichen, um für den lichtliebenden Sellerie Platz zu schaffen.
Grüne Keiljungfer
Die Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) ist eine Bach- und Flusslibelle mit leuchtend grünen Augen. Aufgrund ihrer hohen Lebensraumansprüche ist diese Art nach der Bayerischen Rote Liste stark gefährdet und europaweit geschützt. Die Libelle fühlt sich in sauberen Bächen mit kiesig-sandigem Grund am wohlsten und ist eine Sonnenanbeterin. Durch eine erhöhte Strukturvielfalt an und in den Stadtwaldbächen gsoll das Habitat der Keiljungfer wieder verbessert werden.
Mühlkoppe
Die Mühlkoppe (Cottus gobio) ist ein kleiner, bodenlebender Süßwasserfisch, der ein abwechslungsreiches Substrat aus Sand, Kies und Steinen braucht. Sie ernährt sich von Insektenlarven und Bachkrebsen. Durch ihre Tarnfarben verschmilzt sie nahezu mit dem Boden und spielt gekonnt Verstecken. Die Mühlkoppe ist eine schlechte Schwimmerin, da sie keine Schwimmblase hat. Deshalb bewegt sie sich mit gespreizten Brustflossen ruckartig über den Boden hinweg. Selbst kleine Hindernisse im Fließgewässer, wie z.B. Sohlschwellen, werden für sie unüberwindbar und erschweren ihre Lebensbedingungen. Von den Maßnahmen zur Strukturverbesserung und zur Durchgängigkeit profitieren neben der Mühlkoppe auch viele weitere in den Stadtwaldbächen vorkommende Fischarten wie Barbe, Eitel oder Nase.
Huchen
Huchen (Hucho hucho) sind standorttreue Lachsfische, die in größeren Fließgewässern zuhause sind und um die 120 Zentimeter groß werden. Sie bevorzugen Plätze mit hartem Grund wie Fels oder grobem Kies. Die Laichwanderungen der Huchen wurden in der Vergangenheit durch den Bau der Staustufen behindert. Im Rahmen der Anbindung der Stadtwaldbäche an den Lech wird der Austausch zwischen dem Lech und den Stadtwaldbächen im Auwald wieder ermöglicht, für Fischarten wie den Huchen entstehen mögliche neue Laichplätze.
Biber
Der Biber (Castor fiber) ist das größte Nagetier Deutschlands und mit seinem Körper perfekt an den Lebensraum Wasser angepasst. Sein wasserundurchlässiges Fell und die Schwimmhäute an den Hinterfüßen machen aus ihm den perfekten Taucher. An Land dagegen ist er oft tollpatschig und langsam unterwegs. Im 19. Jahrhundert galt der Pflanzenfresser sogar als beinahe ausgestorben. Der Biber ist mit einer großen Populationsdichte im Projektgebiet vertreten. Ein umfassendes Biberkonzept soll sicherstellen, dass Biberaktivitäten nicht das Trinkwasserschutzgebiet und die Wiederanbindung der Stadtwaldbäche an den Lech gefährden.
Lebensräume
Kalkreiche Niedermoore
Kalkreiche Niedermoore sind floristisch wie faunistisch sehr hochwertige Relikte mit überregionaler Bedeutung für den Naturraum. Im Projektgebiet befindet sich in etwa 1 Hektar dieses Lebensraumtyps. Die Niedermoore im Stadtwald sind artenreich und durch kalkhaltigen Untergrund geprägt. Die schmale Windelschnecke fühlt sich hier zuhause.
Kalkhaltige Stillgewässer mit Armleuchteralgen
Kalkhaltige Stillgewässer mit Armleuchteralgen sind für die Biodiversität des Gebietes von großer Bedeutung. Aktuell sind nur noch wenige dieser von austretendem Grundwasser geprägten Stillgewässer vorhanden. Kennzeichnend sind die Armleuchteralgen am Gewässergrund, die Kalk in ihren Zellen einlagern. Deshalb mögen sie kalkreiches Wasser. Aufgrund der Seltenheit des Lebensraumtyps ist dieser besonders schutzbedürftig.
Auwälder
Die Auwälder des Stadtwaldes werden unterschieden in Grauerlenwälder (70 Hektar) auf sehr kiesigem trockenen Untergrund und in Auwälder mit aktiver Auendynamik (47 Hektar). Diese Auwälder mit aktiver Auendynamik finden sich heute neben dem Lech hauptsächlich nur noch entlang der Stadtwaldbäche. Grauerlen, Roterlen, Eschen, Weiden- und Pappelarten, Flatterulmen, Hainbuchen und Birken zählen zu den auwaldtypischen Baumarten im Projektgebiet. Beide Waldlebensräume haben insgesamt einen guten Erhaltungszustand, sind aber an den Stadtwaldbächen durch Fichtenbestände verdrängt worden. Dort soll der Erhaltungszustand durch die Auflichtung von Fichtenbeständen und das Pflanzen standorttypischer Baumarten weiter verbessert werden.
Fließgewässer mit flutender Vegetation
Bäche sind mit rund 70 Kilometer Fließstrecke ein prägender Bestandteil des FFH-Gebietes. Naturnahe und natürliche Fließgewässer sind unverzichtbarer Lebensbereich für viele Tier- und Pflanzenarten. Der spezielle Lebensraumtyp Fließgewässer mit flutender Vegetation ist dagegen nur an einer vergleichsweise geringen Anzahl an Bachabschnitten vertreten. An und in den Fließgewässern sind im Projektgebiet der kriechende Sellerie und die Libellenart grüne Keiljungfer beheimatet.