Räterepublik …von Augsburg nach München
Nach der Ermordung Eisners rumorte es im Freistaat Bayern: Der Rätekongress, eine Versammlung von Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten, versuchte eine neue Regierung zu bilden, die vom Landtag jedoch keine Anerkennung erhielt. Die Parlamentarier wiederum wählten am 17. März 1919 mit Johannes Hoffmann (MS PD) einen neuen Ministerpräsidenten, der an der Spitze einer Minderheitsregierung aus MSPD, USPD und dem Bayerischen Bauernbund stand. Doch die Spannungen zwischen den Anhängern eines Rätesystems und den Befürwortern einer parlamentarischen Demokratie hielten nicht nur an, sondern verschärften sich sogar zusehends.
Zur Keimzelle der bayerischen Räterepublik wurde Augsburg! Eine Versammlung von Arbeitern im Ludwigsbau verabschiedete am 3. April 1919 eine Resolution, in die – unter nicht ganz geklärten Umständen – auch die Forderung nach Ausrufung einer Räterepublik aufgenommen wurde. Ein Generalstreik am 4. April 1919 sollte dem Wunsch nach grundlegender Umgestaltung der gesellschaftlichen und ökonomischen Machtverhältnisse Nachdruck verleihen.
Der Zentralrat der Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte unter Vorsitz des in Augsburg tätigen Lehrers Ernst Niekisch beschloss am 6. April 1919 in München die Ausrufung der „Räterepublik Baiern“.
Augsburg schloss sich bereits am 7. April 1919 der jungen bayerischen Räterepublik an. Der Augsburger Arbeiter-, Soldaten- und Bauernrat übernahm die Verwaltung der Stadt.
Doch schon wenige Tage später bröckelte die Allianz der Revolutionäre. Zu den führenden Köpfen der Räterepublik zählten sozialistische Dichter und Pazifisten wie Ernst Toller, Gustav Landauer und Erich Mühsam, nicht wenige davon Anarchisten, denen eine grundlegende Umgestaltung des Gesellschaftssystems vorschwebte. Umsetzen konnten sie diesen Wunsch freilich nicht. Schon nach wenigen Tagen sahen sie ihren Einfluss auf die Region um München, Rosenheim und Augsburg beschränkt.
Die Reste der gewählten Landesvertretung hatten sich vor den Unruhen in München unter der Leitung von Johannes Hoffmann (MSPD) nach Bamberg geflüchtet und versuchten dort alle, denen die Linie der Revolutionäre zu radikal erschien – darunter auch Räte – um sich zu sammeln.
Auch die Fuggerstadt wankte bald: Eine Delegation unter Beteiligung von USPD, BVP und DDP knüpfte Kontakte nach Bamberg, die den Stadtmagistrat dazu bewogen, die Beschlüsse der Augsburger Räteregierung zurückzunehmen. Am 13. April 1919 unterstützte eine Versammlung der Arbeiter diesen Kurs – Augsburg wandte sich somit schon nach wenigen Tagen von der Räterepublik ab.