Revolution …in Bayern
„Die Dynastie Wittelsbach ist abgesetzt! Bayern ist fortan ein Freistaat!“ – Mit diesen Worten markierte Kurt Eisner (USPD) am 8. November 1918 eine historische Zäsur: Bayern war nun keine Monarchie mehr. Aber wie sollte der Freistaat aussehen?
Umgehend bildete Kurt Eisner eine provisorische sozialdemokratische Regierung aus USPD und MSPD, die von einer kriegsmüden, friedensbereiten Bevölkerung unterstützt wurde. Wie auf Reichsebene, so sah sich auch die Regierung in Bayern vielen Problemen gegenüber: zunehmende Wohnungsnot, Aufnahme heimkehrender Soldaten und vor allem aber die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln. Auf dem Weg zu einer stabilen Demokratie führte die sozialdemokratische Regierungskoalition das Frauenwahlrecht und den 8-Stunden-Tag ein, darüber hinaus konnten sie sich jedoch nicht mehr auf ein gemeinsames politisches Vorgehen verständigen.
Die MSPD drängte eilig auf Landtagswahlen, damit der neue Landtag schnell über die zukünftige bayerische Verfassung beraten konnte. Die USPD verfolgte einen anderen Plan: Mit Hilfe der bayerischen Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte sollte der Gedanke der Demokratie zunächst in der Bevölkerung verankert werden; frühe Landtagswahlen schienen dabei zunächst eher hinderlich.
Letztlich setzte sich die MSPD durch: Am 12. Januar 1919 – 7 Tage vor der Reichstagswahl – wählten die Bayern und erstmals auch die Bayerinnen einen Landtag. Die MSPD, welcher der stellvertretende Ministerpräsident Erhard Auer angehörte, erzielte 33 % der Stimmen, die konservative BVP (Bayerische Volkspartei) kam auf 35 %, die liberale DDP (Deutsche Demokratische Partei) auf 14 %. Ministerpräsident Kurt Eisner und seine USPD erlebten mit einem Stimmenanteil von gerade einmal 2,5 % ein ungeahntes Wahldebakel.
Als Konsequenz wollte Kurt Eisner am 21. Februar 1919 auf der konstituierenden Sitzung des Landtags seinen Rücktritt erklären. Auf dem Weg dorthin erschoss ihn der konservative Graf Anton von Arco auf Valley. Nach tumultartigem Aufruhr und weiteren Schüssen flohen die Abgeordneten aus dem Gebäude; die Sitzung wurde vertagt. Als Reaktion auf das Attentat und aus Angst vor einem Putsch von rechts rief die USPD einen Generalstreik aus. Bürgerliche Zeitungen wurden verboten und ihre Redaktionen besetzt. Die provisorische Regierungsgewalt übernahm der Zentralrat der bayerischen Republik unter dem Vorsitz von Ernst Niekisch (USPD).
An der Beerdigung Eisners nahmen wenige Tage später rund 100.000 Menschen teil – ein Zeichen der Solidarität mit dem ersten Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern in einer Zeit mit ungewisser Zukunft…