Entrechtet, beraubt, deportiert
Nach der Machtübernahme im Jahr 1933 schränkten die Nationalsozialisten die Rechte der jüdischen Bevölkerung immer stärker ein. Ab 1939 zwangen die Wohnungsbehörden auch in Augsburg Jüdinnen und Juden in bestimmte Häuser in jüdischem Besitz einzuziehen. So wurde die im Deutschen Reich verbliebene jüdische Bevölkerung isoliert und kontrollierbar gemacht. Für viele der Bewohner stellten diese Häuser die erste Station auf dem Weg zur Deportation und Ermordung dar.
Weitere sogenannte „Judenhäuser“ oder auch „Ghettohäuser“ befanden sich etwa in der Halderstraße, der Bahnhofstraße, der Ulmer Straße, der Gieseckstraße, der Brunhildenstraße und weiteren Orten.
Die Stadt Augsburg möchte die Geschichten dieser Häuser und Wohnungen erforschen und mit Gedenktafeln auf die Schicksale ihrer Bewohnerinnen und Bewohner hinweisen. Eine erste Gedenktafel wurde am 7. Oktober 2022 am Haus Hallstraße Nr. 14 angebracht.
Zwischen 1939 und 1943 waren dort insgesamt 66 Jüdinnen und Juden auf engstem Raum zwangsweise einquartiert. Die meisten von Ihnen wurden von den Nationalsozialisten in Ghettos und Konzentrationslager (u.a. Auschwitz, Theresienstadt) deportiert und ermordet. Nur einigen wenigen gelang die Flucht in Ausland.
Die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner wurden vom Historiker Alfred Hausmann erarbeitet.